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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter
Autoren: Rebecca Michéle
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sollte das größte Abenteuer ihres Lebens werden!
     
    Nach drei Tagen hatten sich Eloise und Kate an das ständige Schwanken des Bodens unter ihren Füßen ebenso gewöhnt wie an die für ihre Ohren unbekannten Geräusche an Bord. Beide Frauen waren bisher von der Seekrankheit verschont geblieben, aber sie hatten auch noch nicht das blaue Meer, wie der offene Atlantik in der Seemannssprache genannt wurde, erreicht. Eloise und Kate waren die einzigen weiblichen Passagiere an Bord. Außer ihnen reisten der schottische Arzt und Forscher Alan Longmuir, der auf Jamaika in einem neu erbauten Hospital arbeiten wollte, und zwei jüngere Gentlemen, die von ihren Vätern kein Erbe zu erwarten hatten und auf der Suche nach günstigem Land in der Karibik waren, mit ihnen. Eloise und Kate blieben die meiste Zeit unter sich, häufig speisten sie mit Captain Carrick und dem Ersten Offizier, Mister Fenston, zu Abend. Die Verpflegung war ausgezeichnet, jeden Tag gab es gebratenes Fleisch und wohlschmeckenden Wein, und Eloise schlief in der schmalen Koje besser, als sie erwartet hätte. Täglich begaben sich die beiden Frauen zwei- oder dreimal an Deck. Bis sie die Inselwelt der Azoren erreichten, war das Wetter zwar ruhig, aber regnerisch und sehr kühl, dennoch liebte es Eloise, in ihren dicken Mantel gehüllt an der Reling zu stehen und dem Spiel der Wellen zuzuschauen. Sie war an der Küste geboren und hatte ihr ganzes Leben am Meer verbracht, dennoch überwältigte sie das Gefühl der unbändigen Freiheit, die auf dem Meer herrschte. Möwen, die das Schiff die ersten Tage begleitet hatten, waren längst zu ihren Brut- und Niststätten anLand zurückgekehrt, und zweimal sah Eloise in der Ferne Delfine aus dem Wasser springen. Dies alles war so friedlich und schön, dass Eloise jegliche Gedanken an Stürme, Piraten und andere Widrigkeiten vergaß und sich zum ersten Mal seit ihrer Verlobung sicher war, den richtigen Weg gewählt zu haben. Sie empfand für David zwar keine Liebe, nicht einmal Freundschaft, denn selbst dafür kannte sie ihn zu wenig, aber sie würde ihren Beitrag leisten, ihm eine gute Ehefrau und – wenn Gott es wollte – Mutter seiner Kinder zu sein.
    Kate und sie vertrieben sich die Zeit mit Näh- und Stickarbeiten. Dabei malten sie sich aus, wie das Leben auf Jamaika wohl werden würde.
    »Gibt es dort eigentlich große und haarige Insekten?«, fragte Kate. »Etwa auch Spinnen oder gar Schlangen?«
    Eloise lachte und sah Kate leicht spöttisch an.
    »Oh, ich bin sicher, wir werden das Haus mit Spinnen, so groß wie Untertassen, teilen müssen, und in der Nacht schleichen sich die Schlangen ins Haus und rollen sich auf dem Sofa zusammen. Wenn du Pech hast, bevorzugen sie aber auch dein warmes Bett.«
    Entsetzt schlug Kate eine Hand vor den Mund und bemerkte dann erst das belustigte Funkeln in Eloises Augen. Sie griff nach einem Kissen und warf es spielerisch nach der jungen Frau.
    »Wie kannst du mir einen solchen Schrecken einjagen!«
    Eloise kicherte, doch dann wurde sie wieder ernst.
    »Über die Fauna hat David mir nichts geschrieben, daher weiß ich nicht, welche Tierarten uns auf der Insel erwarten. Wir sollten mit dem Captain sprechen. Er war ja bereits dort und kann uns sicher unsere Fragen beantworten.«
    Am selben Abend sprachen sie Captain Carrick auf dieFlora und Fauna Jamaikas an, als sie sich zum Abendessen niedersetzen, aber der Captain konnte nur unzureichende Antworten geben.
    »Es tut mir leid, aber ich habe mich nie mit der Pflanzenoder Tierwelt beschäftigt. Ich kann den Damen aber versichern, dass mir bei keinem meiner Aufenthalte bisher eine besonders große Spinne, eine Schlange oder sonstiges gefährliches Getier begegnet ist. Allerdings sollten die Damen die Oberläufe von Flüssen und die Süßwasserseen meiden, denn dort wimmelt es von Krokodilen.«
    »Oje, oje …«, jammerte Kate, die Krokodile nur vom Hörensagen kannte und noch nie eines gesehen hatte.
    »Ich bin sicher, sie werden uns nicht in den Häusern besuchen«, warf Eloise schnell ein.
    Captain Carrick nickte ihr aufmunternd zu.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Gilbert. Ich kenne die Plantage von Sir Morgan. Sie ist nicht nur groß und modern erbaut, sondern sie verfügt auch über alle Sicherheitsmaßnahmen, die in dieser Gegend nötig sind. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Krokodil die acht Fuß hohe Mauer, deren Tor immer verschlossen ist, überwinden sollte.«
    »Das klingt ja nach einem Gefängnis«,
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