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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
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Tode befördern." Er zog sein Schwert aus der Scheide und warf es zur Seite.
    Roderick dachte nicht daran, die Herausforderung anzunehmen. Er packte das Heft seines Schwerts fester und lächelte tük-kisch. Kathryn begann zu zittern. Gütiger Himmel, war Guy denn wahnsinnig? Ohne Rüstung, ohne Waffe - wie vermochte er sich da zu verteidigen?
    Sie hatte vergessen, daß der Earl ein Krieger war, ganz Kraft und Geschmeidigkeit, mit schnellen, instinktiven Reflexen und mit Muskeln, die jedem Befehl folgten. Als Roderick sich mit erhobenem Schwert auf ihn stürzen wollte, brauchte Guy nur einen kleinen Schritt seitwärts zu machen. Sein Lachen erregte Roderick um so mehr.
    „Was, Sir Roderick! Habt Ihr heute abend etwa zuviel Bier getrunken?"
    „Bastard!" schrie Roderick. „Bier oder nicht, Ihr werdet tot zu meinen Füßen liegen!"
    Kathryn riß Brenna hoch und flüchtete mit ihr zum Rand der Lichtung. Das Kind in den schützenden Armen, verfolgte sie das Kampf geschehen mit ängstlich hämmerndem Herzen.
    Seine Wut machte Roderick unbesonnen. Er sprang fortwährend vor und zurück und ließ sein Schwert durch die Luft sau-sen, derweil Guy sich nur weiterhin abdrehte und auswich. Auf diese Weise lockte er seinen Gegner unauffällig fort vom Feuerschein in den dunklen Wald.
    Jetzt erkannte Kathryn auch Guys Absicht: Wenn Roderick nicht mehr recht sehen konnte, war es ihm auch nicht mehr möglich, zu treffen.
    Der Mond glitt hinter einer Wolke hervor und übergoß alles ringsum mit gespenstischem Licht. Roderick machte einen Satz vorwärts. Kathryn kreischte auf. Guy blieb auf der Stelle stehen, als würde er den Tod willkommen heißen. Im allerletzten Moment jedoch sprang er zur Seite, riß das Bein hoch und trat Roderick das Schwert aus der Hand. Es wirbelte durch die Luft und landete irgendwo in der Umgebung.
    Bei Rodericks Aufheulen gerann Kathryn das Blut in den Adern. Die Finger wie die Klauen eines schrecklichen Dämons nach der Gurgel seines Gegners ausgestreckt, sprang er Guy an.
    Dessen Faust traf ihn in der Magengrube und schickte ihn auf die Knie. Schweratmend drehte sich Guy halb zu Kathryn um.
    Dabei sah er nicht, daß Roderick hochsprang und in seinen Stiefel griff.
    Kathryn sah es indessen. Sie kreischte auf. „Guy! Hinter Euch!"
    Guy fuhr herum und riß den Arm hoch, um den Angriff abzu-wehren. Der Dolch riß eine blutige Wunde in seine Schulter. Guy verlor das Gleichgewicht und fiel hintenüber. Roderick warf sich auf ihn und fiel mit ihm zusammen zu Boden.
    Die beiden Männer rangen miteinander und rollten dabei über den Waldboden. Kathryn sah Roderick mit dem Dolch in der hoch erhobenen Hand über Guy, und in diesem Augenblick schob sich wieder eine Wolke vor den Mond. Ein Stöhnen war zu hören, dann ein gurgelndes, schreckliches Geräusch . . . und dann war alles totenstill.

22. KAPITEL
    Die Stille war beinahe beängstigender als das vorangegangene Geschehen. In der Dunkelheit sah Kathryn den schattenhaften Umriß eines Mannes, der sich vom Boden erhob. Der Körper des anderen lag auf der Erde ausgestreckt.
    Das Herz blieb ihr fast stehen. Die Furcht vor dem Schlimm-sten ließ sie alles andere vergessen. Im Geist sah sie, wie sich auf Guys Brust ein roter Fleck ausbreitete und immer größer wurde . . .
    „Guy!" schrie sie schmerzerfüllt. Brenna wachte auf und begann jämmerlich zu weinen. Kathryn schloß zitternd die Augen und drückte sich das Kind fest an die Brust.
    Starke Hände legten sich ihr auf die Schultern. Sie riß die Augen wieder auf. Erschöpft und schweratmend zog Guy die Schluchzende zu sich heran und legte sein Gesicht an ihr duftendes Haar.
    „Still, Liebste. Weint doch nicht so. Es ist doch alles vorbei."
    Guy war nicht tot! Er hatte überlebt! „Ich dachte, Ihr wärt tot", stammelte sie immer wieder. „O Guy, ich dachte, Ihr wärt tot!"
    Guy fühlte, wie sie zitterte, und mit einmal zitterte er ebenso.
    „Ich versichere Euch, Liebste, ich lebe und bin unversehrt - und herzlich froh, daß es so ist."
    „Er hat Richard of Ashbury umgebracht! Guy, Roderick war Onkel Richards Mörder. Und Ihr hattet recht - er wollte Euch neulich im Wald auch ermorden lassen. Und der Bote von Ramsey Keep war einer von seinen Männern. Die Ritterburg wurde überhaupt nicht überfallen. Ihr solltet nur von Sedgewick fortgelockt werden. Rodericks Männer lagen im Hinterhalt auf der Lauer, um Euch zu töten!"
    „Das hatte ich vermutet." Guy nickte grimmig. „Deshalb bin ich auch nach
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