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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
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sich einzureden, daß alles gut war und daß Guy bald sicher und unversehrt heimkehren würde, doch das böse Gefühl wollte nicht von ihr weichen.
    Sie begab sich in das Frauengemach, um Brenna zu stillen, während Peter zu ihren Füßen spielte.
    Keine Stunde nach dem Aufbruch des Earls und seiner Mannen hörte sie den Ruf des Türmers und gleich danach Hufschlä-
    ge. Sie stand auf, legte Brenna in die Wiege und lugte dann in den Burghof hinaus. Ein Pferdeknecht führte gerade einen dunklen Hengst, den sie nicht kannte, in den Stall. Der Reiter befand sich nicht mehr im Hof.
    Einen Augenblick später wurde an die Tür geklopft. Gerda schaute herein. „Herrin, Ihr habt einen Besucher."
    Um das Mädchen herum trat Roderick über die Schwelle.
    Kathryn erschrak über sein Erscheinen. „Roderick! Guy hat mir doch gesagt, Ihr befändet Euch auf dem Weg nach Warwickshire."
    Gerda hatte sich inzwischen zurückgezogen, und Roderick hob lächelnd die Augenbrauen. „Ich muß mit Euch reden, Kathryn." Er warf einen Blick zu Peter hinunter. „Und zwar allein", fügte er hinzu.
    Ihr mißfiel sein arrogantes Auftreten. Nach kurzem Zögern hob sie Peter auf die Füße. „Liebling, sei ein braver Junge und geh zu Gerda, ja?" Der kleine Bursche schob die zitternde Unterlippe vor; er war ganz offensichtlich traurig.
    Kathryn lächelte und kniff ihm liebevoll in die Wange. „Gerda und du dürft die Köchin um eines von diesen gefüllten Honigküchlein bitten, die du gestern abend so gern essen moch-test." Peter strahlte wieder versöhnt, und nachdem sie ihm noch einen schnellen Kuß auf die Stirn gedrückt hatte, rannte er davon.
    Die schwere Tür schloß sich hinter ihm. Kathryn richtete sich auf. Die Art, wie Roderick sie ansah, gefiel ihr ganz und gar nicht. „Ich muß zugeben, daß ich über Eure Rückkehr sehr überrascht bin. Weshalb seid Ihr nicht bei Euren Männern in Warwickshire?"
    „Ich habe es mir eben anders überlegt. Ich kehre nach Ashbury zurück."
    Sein Lächeln schickte ihr einen Schauder über den Rücken, und sie wünschte sich, Gerda wäre nicht fortgegangen; es be-hagte ihr nicht, mit Roderick allein zu sein. Sie ging zur Tür.
    „Ich werde anweisen, Euch ein Mahl zu richten", erklärte sie.
    „Doch danach müßt Ihr Euch wieder fortbegeben."
    Fest packte Roderick sie beim Arm und drehte sie so heftig zu sich herum, daß sie gegen ihn stolperte. Nun schlang er auch noch einen Arm um sie. Er preßte sie sich an die Brust und ließ die andere Hand an ihrem Rücken hinunter zu ihren weichen Rundungen gleiten. Triumph leuchtete aus seinem Blick.
    „Roderick!" schrie Kathryn empört und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. „Ich bin eine verheiratete Frau! Ich verlange, daß Ihr mich gefälligst auch so behandelt und mich auf der Stelle loslaßt!"
    Ihre Gegenwehr rührte ihn nicht im geringsten. Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. „Liebste, das ist wirklich überaus erheiternd. Ihr werdet nämlich noch heute eine Witwe sein."
    Seine Augen glitzerten unheilvoll. „Fürchtet Euch nicht, meine Liebe, denn ich verspreche Euch, Ihr werdet nicht lange eine Witwe bleiben. Unsere Hochzeit wird stattfinden, sobald ich es einrichten kann."
    Kathryns Hände, ihr Herz und ihr Denken erstarrten. Sie konnte Roderick nur fassungslos anstarren, doch dann beschlich ein Verdacht sie, der so schrecklich war, daß sie i h n so gleich wieder verdrängen wollte. „Zur Hölle! Was habt I h r tan? Wo ist Guy?"
    Sein Lachen klang grausig. „Zu dieser Stunde reitet er seinem Tod entgegen, Kathryn."
    Ihr Mund war wie ausgetrocknet. „Nein!" schrie sie. „Er reitet nach Ramsey Keep!"
    „Nur wird er es nie erreichen. Man wird ihn unterwegs überfallen. Neulich im Wald von Sedgewick hatte er Glück; diesmal allerdings werden meine Männer dafür sorgen, daß er nicht überlebt."
    „Ihr habt ihn getäuscht! Ihr habt ihm eine Falle gestellt!"
    „Gewiß doch, und es war furchtbar einfach. Er hat nicht den leisesten Verdacht geschöpft, daß der Bote einer meiner Leute sein könnte."
    Guy sollte sterben! Nein! schrie ihr Herz. Wilde Wut flammte in ihr auf und verlieh ihr die Kraft, sich von Roderick loszurei-
    ßen und ihn sofort anzufallen.
    Er fluchte fürchterlich, als sich ihre Fingernägel in seine Wange krallten. So heftig stieß er sie gegen die Wand, daß ihr f ü r einen Moment der Atem ausblieb.
    Sie starrte Roderick haßerfüllt an. „Warum?" schrie sie, als sie wieder Luft bekam. „Warum wollt Ihr ihn
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