Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
jetzt harten und fordernden Kuß.
    Panik packte sie. Heftig wehrte sie sich gegen seine Umarmung, doch er drückte Kathryn mit dem Rücken auf den Boden hinunter und bedeckte ihren Körper mit seinem.
    Es gelang ihr, ihre Lippen loszureißen. „Roderick!" keuchte sie. „Roderick, bitte!"
    Roderick hielt tatsächlich inne, doch nicht wegen ihres Protests, sondern weil er das unmißverständliche Geräusch hörte, das eine Stahlklinge verursachte, die aus der Scheide gezogen wurde. Sofort sprang er auf.
    Kathryn setzte sich hastig hoch. Sie hätte ebenfalls davonlaufen sollen, als wäre der Teufel hinter ihr her, doch der Teufel schien bereits höchstpersönlich vor ihr zu stehen.

2. KAPITEL
    Guy wollte nicht viele Umstände mit diesem jungen Liebespaar machen.
    Die Dunkelheit würde sich bald herabsenken. Ashbury Keep war nicht weit von hier entfernt. Die Vorarbeiten für den Einbruch in die Burg waren bereits ausgeführt und die Belage-rungsmaschinen aufgestellt. Im Schutz der Nacht brauchte er jetzt nur noch seine Mannen an deren Plätze zu befehlen, wo sie bis zum Morgengrauen abwarten sollten. Und bald, sehr bald würde Richards Seele in der Hölle schmoren.
    Zunächst einmal mußte er indessen sicherstellen, daß die beiden jungen Leute hier keinen Alarm schlugen. Er gab einem seiner Fußkrieger ein Zeichen, den Mann zu entwaffnen. Als das geschehen war, stieg Guy auf sein Roß und betrachtete die beiden kühl.
    Der junge Mann war groß, stark und eindeutig ein ausgebildeter Krieger, der jetzt sprungbereit zu lauern schien. Das Mädchen hingegen bewegte sich nicht und war offensichtlich vor Angst erstarrt.
    Der Mann sprach als erster. „Dieses Land gehört Richard of Ashbury. Wer seid Ihr, und was führt Euch her?"
    Guy lächelte; seine Augen lächelten allerdings nicht. „Dasselbe könnte ich Euch fragen, Sir, wenn es nicht so erkennbar wäre, daß Ihr die Früchte der Liebe, und nicht die des Kriegs sucht. Ich fürchte, wir sind zu früh gekommen, und Ihr konntet die Früchte noch nicht pflücken, die diese hübsche Dirne zu bieten hat."
    Dirne! Kathryns Furcht verwandelte sich in wilden Zorn. Sie sprang auf und trat auf den fremden Ritter zu. „Ihr geht zu weit, Sir!" fauchte sie. „Ich bin weder eine Dirne noch eine Dienstmagd, die Ihr ganz nach Belieben beleidigen könnt. Im übrigen verlange ich, daß Ihr unsere Frage beantwortet. Ihr und Eure Männer seid bewaffnet und gefechtsbereit. Wollt Ihr die Rolle des siegreichen Angreifers spielen?"
    Die Männer murmelten leise miteinander; sie wunderten sich über die Kühnheit der jungen Frau. Guy betrachtete sie stumm.
    Ihr wollenes Gewand war dünn, abgetragen und kaum besser als das einer Dienstmagd, wofür er sie ja auch gehalten hatte.
    Als sie jetzt jedoch hoch aufgerichtet vor seinem Pferd stand, sah er, daß sie Stolz und Anmut besaß. Ihre Kühnheit verärgerte und reizte ihn gleichermaßen. Es wird Zeit, daß dem Mädchen klar wird, was es riskiert, dachte er.
    „Meine Absichten gehen nur mich etwas an", antwortete er leise und deshalb um so drohender. „Indessen will ich Euch eines verraten: Von meinem Ziel werde ich mich von niemandem abbringen lassen."
    Wieder nickte er seinen Leuten zu, die daraufhin den jungen Mann packten und zur Seite zogen. Guy warf seinem Knappen die Zügel zu und stieg wieder aus dem Sattel.
    Langsam und ohne den Blick von der Frau zu wenden, ging er auf sie zu. Sie zuckte zusammen, doch dann blickte sie ihm so kühn wie zuvor entgegen. Sie hat Angst, dachte Guy, doch sie will das um keinen Preis zeigen.
    Tatsächlich hatte Kathryn so große Angst wie noch nie. Die fremden Krieger, und ganz besonders ihr Anführer, wirkten so blutrünstig. Ihr Banner paßte dazu, denn es zeigte auf rotseide-nem Grund zwei kämpfende Falken. Die messerscharfe Stimme des Anführers hatte bestimmt schon so manchen Mann in Angst und Schrecken versetzt, und sein Gesichtsausdruck war nicht weniger furchterregend.
    In seinen hellen, silbrig glitzernden Augen schienen wahre Höllenfeuer zu lodern. Sein Haar war so schwarz wie Kathryns und seine Haut so dunkel wie die eines Heiden aus fernem Land.
    Man hätte den Mann möglicherweise schön finden können; sie jedoch konnte in seinem Gesicht nur Härte und Unerbittlich-keit erkennen. Sein Mund war dünn, sein Kinn kantig, seihe Na-se schmal und gerade.
    Guy blieb vor ihr stehen. Groß und breit, wie er war, versperrte er ihr d i r Sicht auf seine Krieger. „Dann wollen wir die Verhältnisse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher