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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
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majestäti-schen Löwen auf dem seidenen Wandbehang, den ihr Vater aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte.
    „Nun?" fragte er. „Ich kann nicht länger auf Eure Antwort warten, Madam. Wollt Ihr meine Gattin werden oder nicht?"
    Demütig schlug sie die Augen nieder. „Ich will", antwortete sie mit einem winzigen Lächeln. Als sie aufschaute, sah sie an Rodericks triumphierendem Gesichtsausdruck, daß er nie an ihrer Antwort gezweifelt hatte.
    Das mißfiel Kathryn, und sie fand, daß Roderick manchmal ein reichlich arrogantes Benehmen an den Tag legte. Allerdings könnte sich das für sie auch als vorteilhaft erweisen.
    Sie ließ sich von ihm zu einem ausladenden Baum geleiten.
    Lächelnd und mit großartiger Geste breitete er seinen Umhang auf dem Moosboden aus und zog sie darauf herunter.
    „Ich habe lange und gründlich über Eure Worte nachgedacht“, sagte er ernst. „Ihr sagtet, Euer Onkel würde uns möglicherweise die Eheerlaubnis verweigern. Ich verstehe jedoch nicht, wie er mich ablehnen könnte, zumal ich doch bereit bin, Euch ohne jede Mitgift zur Gattin zu nehmen."
    Sofort sprühten Kathryns Augen Zorn. Sie hob das Kinn und öffnete den Mund zur Rede, doch bevor sie etwas sagen konnte, lachte Roderick.
    „Ihr seid sehr stolz, Kathryn. Das gefällt mir. Ebenso bewun-dere ich, wie Ihr Euch gegen Euren Onkel behauptet. Gegen mich braucht Ihr jedoch keine Schlachten zu führen, meine Liebe."
    Das Lachen verschwand aus seinen Augen. „Ich werde es nicht zulassen, daß Richard sich uns in den Weg stellt. Wenn es sein muß, entführe ich Euch aus der Burg, und wir lassen uns im Kloster bei Boscastle trauen. Der Abt dort ist ein entfernter Vet-ter meines Vaters und wird uns keine Schwierigkeiten machen.
    Wenn wir erst einmal vermählt sind und die Ehe vollzogen ist, kann Richard nichts mehr dagegen ausrichten."
    Angesichts dieser deutlichen Rede errötete Kathryn. „Es gibt noch eine andere Möglichkeit", sagte sie und errötete noch mehr. „Ich . . ich dachte, wir könnten ihm vielleicht erzählen, ich sei schwanger."
    Roderick lachte laut und belustigt. „Ihr seid ganz schön schlau, nicht wahr? Nun, das müßt Ihr wohl auch sein. Ich habe schon oft gedacht, daß sich Richard Euch und Eurer Schwester gegenüber wirklich nicht richtig verhält. Möglicherweise ändert sich das, wenn wir verheiratet sind."
    Kathryn hatte nur ein Wort gehört: schlau. Das klang nach Täuschung und Betrug, nach Eigenschaften, die eher zu ihrem Onkel paßten.
    Sie war doch nicht wie ihr Onkel! Sie tat nur, was sie tun konnte und mußte, um Ashbury aus Richards gierigen Händen zu reißen. Ein ganzes Leben unter seiner Knute würde sie nicht überstehen.
    Sie hatte Roderick nie belogen. Niemals hatte sie behauptet, ihn zu lieben, und er hatte auch nicht verlangt, daß sie ihn liebte.
    Wer ging denn schon der Liebe wegen eine Ehe ein? Man verheiratet sich der Zweckmäßigkeit und des Gewinns wegen.
    Sie verdrängte ihr schlechtes Gewissen und zwang sich zu einem Lächeln.
    Roderick streichelte mit einem Finger über ihre Wange.
    „Kommt her, Liebste. Ich sehne mich danach, etwas von der Sü-
    ßigkeit zu kosten, die mir bald ganz gehören wird." Sein Blick blieb an ihrem Mund hängen.
    Kathryn erstarrte. „Roderick, ich glaube nicht, daß wir. ."
    Er zog sie zu sich heran. „Ich will ja nur einen Kuß, Liebste", flüsterte er an ihrer Wange. „Ein Kuß ist doch gar nichts gegen das, was wir in einem Monat miteinander teilen werden."
    Sie hob die Hände, um ihn fortzuschieben, doch schon schlang er die Arme fest um sie. In seinen Augen brannte die helle Flamme des Verlangens. Langsam senkte er den Kopf.
    Erschrocken und überrascht darüber, die Lippen eines Mannes an ihren zu fühlen, erschlaffte Kathryn in seinen Armen. Sie hatte sich diese Berührung anders vorgestellt.
    Obwohl Roderick ein schöner Mann war, hatte sie immer gedacht, daß solche Intimitäten sie abstoßen würden. Trotz seines feurigen Blicks war sein Kuß jedoch zart und sanft. Sie vermochte nichts Unangenehmes daran zu finden. Kann man etwa doch Freude an der Berührung eines Mannes empfinden? fragte sie sich nachdenklich.
    Von ihrer Verblüffung abgelenkt, öffnete sie die Lippen, und mit einmal änderte sich alles. Roderick schob seine Hände in ihr Haar, zerrte an ihrem aufgesteckten Zopf und löste die eben-holzschwarzen Flechten. Er öffnete ihren Umhang und schob ihn ihr von den Schultern. Ihren leisen Protestschrei erstickte er mit seinem
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