Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Bodyguard

Geliebter Bodyguard

Titel: Geliebter Bodyguard
Autoren: Sandra Marton
Vom Netzwerk:
Wand zwischen den vergilbten Fotografien von Vorfahren aus der alten Heimat und Heiligenstatuen zeigte an, dass vier Minuten wortlos vergingen.
    Falco stand reglos da, die Arme vor der Brust verschränkt, die Füße leicht gespreizt, die dunklen Augen auf das Ziffernblatt der alten Uhr gerichtet. Der Minutenzeiger rückte einen Strich weiter, der Stundenzeiger schob sich unmerklich vor. Falco ließ die Arme an seine Seite sinken, drehte sich um und ging zur Tür.
    „Wohin willst du?“
    Falco machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen. „ Ciao , Vater. Es war wie immer ein Vergnügen.“
    Der Stuhl knirschte leise, als Cesare sich zurücklehnte. „Wir haben unser Gespräch noch nicht geführt.“
    „Unser Gespräch? Wenn du etwas zu sagen hast, sage es.“ Falco drehte sich ungeduldig herum. „Obwohl ich dir versichern kann, dass ich mich noch sehr gut an deine bewegenden Worte beim letzten Mal erinnern kann. Dein Safe, deine Unterlagen und deine Geschäfte interessieren mich nicht.“
    „Dann bist du ein Narr“, sagte der don leise. „Diese Dinge sind ein Vermögen wert.“
    Falco lächelte dünn. „Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte – ich besitze bereits ein Vermögen. Und selbst wenn nicht … von dir würde ich keinen Penny annehmen. Das müsstest du inzwischen wissen.“
    „Ein solches Drama, mein Sohn.“ Cesare seufzte. „Nun gut, du hast deine Rede gehalten.“
    „Und du deine. Auf Wiedersehen, Vater. Ich werde Nicolo sagen, dass er …“
    „Was hast du letzten Monat in Athen gemacht?“
    Falco verharrte abrupt. „Was?“
    „Es ist eine schlichte Frage. Du warst in Athen. Warum?“
    Der Blick, mit dem Falco seinen Vater bedachte, hätte jeden anderen schrumpfen lassen. „Lässt du mich etwa beschatten?“
    „Nichts derart Plumpes.“ Cesare holte eine Zigarrenkiste aus der Schublade. „Echte Havannas. Die kosten ein Vermögen. Hier, nimm eine.“
    Falco schaute nicht einmal auf die angebotene Box. „Woher weißt du, dass ich in Athen war?“
    Cesare zuckte die Schultern. „Ich habe überall Freunde. Das weißt du doch.“
    „Dann weißt du auch, dass ich geschäftlich dort war. Für Orsini Investments. Das ist übrigens eine Privatbank, die wir ohne deine Hilfe aufgezogen haben, mit ehrlicher Arbeit. Ein Konzept, das dir fremd sein dürfte.“
    Cesare biss die Spitze der ausgewählten Zigarre ab und spuckte sie in den Papierkorb. „In Athen hast du eine weitere Bank akquiriert. Gute Arbeit.“
    „Du weißt, dass mir dein Lob nichts bedeutet.“
    „Aber das war nicht alles, was du in Athen getan hast“, fuhr der don leise fort. Er sah Falco direkt an. „Meine Quellen wissen zu berichten, dass ein zwölfjähriger Junge, der irgendwo im türkischen Gebirge gefangen gehalten wurde und nur gegen Lösegeld freigelassen werden sollte, auf wundersame Weise wieder zu seiner Familie zurück …“
    In Sekundenbruchteilen war Falco auf der anderen Schreibtischseite und packte seinen Vater beim Kragen. „Was soll das?“, knurrte er.
    „Nimm deine Hände von mir!“
    „Erst bekomme ich eine Antwort. Niemand ist mir gefolgt. Ich weiß nicht, woher du diesen Blödsinn hast, aber …“
    „So dumm bin ich nicht, um zu glauben, dass jemand dir folgen und dann auch noch davon erzählen kann. Lass mein Hemd los, vielleicht bekommst du dann deine Antwort.“
    Falco verfluchte sich still. Seit Jahren hatte er sich von Cesare nicht provozieren lassen. Seit fünfzehn Jahren, um genau zu sein, seit einer der Schergen seines Vaters ihn dabei erwischt hatte, wie er sich nachts zurück ins Haus schlich.
    Der don hatte vor Rage gekocht. Nicht, weil sein Siebzehnjähriger sich nachts herumtrieb, nicht, weil er das Alarmsystem überlistet hatte, sondern darüber, dass es ihm gelungen war, sich an den Wachen vorbeizuschleichen, die um das Haus patrouillierten.
    Falco weigerte sich, eine Erklärung abzugeben, und schwieg beharrlich. Und er tat noch etwas – er grinste anmaßend, wie nur dreiste Teenager grinsen konnten.
    Die erste Ohrfeige war ein Schock. Sein Vater hatte ihn nie zuvor geschlagen. Eigentlich verwunderte es ihn, dass es bisher nie passiert war. Die zweite ließ ihn schwanken. Die dritte verpasste ihm eine blutige Lippe. Als Cesare zum vierten Mal die Hand hob, packte er den Arm des Vaters und drehte ihn ihm auf den Rücken. Cesare war stark, aber schon mit siebzehn war Falco stärker.
    Zudem wurde er angetrieben von Jahren der Verachtung. „Rühr mich noch einmal an, und –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher