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Geliebte Teufelin

Geliebte Teufelin

Titel: Geliebte Teufelin
Autoren: Hans Bisplinghof
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wälzte sich im Bett hin und her, hörte mehrfach undeutlich eine Fraue n stimme seinen Namen rufen. Die Erlebnisse in der Bar liefen wie ein Film, bei dem man die einzelnen Szenen vertauscht hatte, in wirrer Reihenfolge vor ihm ab. Das Gesicht der Frau war wie verschleiert, er wollte nach ihrem Busen greifen, aber sie wich vor ihm zurück. Je mehr er seine Arme ausstreckte, desto weiter war sie weg. Er wollte sie nach ihrem Namen fragen, brachte aber kein Wort heraus.
    Um 9 . 30 Uhr klingelte es, Fischer ignorierte das Geräusch und drehte sich auf die andere Seite.  Als der Wecker immer lauter wurde, tastete er blind danach und spü r te einen Moment lang das dringende Bedürfnis, ihn an die Wand zu schmettern. E i nes Tages bist du dran!
    Er drückte die Wiederholungstaste und drehte sich wieder um. Nachdem sich der Wecker noch dreimal erneut gemeldet hatte, stellte er ihn endgültig aus und setzte sich mühsam auf die Bettkante. Dort saß er einige Minuten und kämpfe mit dem Ve r langen, sich wieder hinzulegen. Er überlegte, ob er seine Agentin anrufen und für heute alles absagen sollte. Dann fiel ihm der wichtige Fernsehtermin um 18 Uhr ein und er stand langsam und wackelig auf, um ins Bad zu gehen. Auf dem Weg dorthin musste er sich an der Wand festhalten, weil er einen Schwindelanfall hatte. Für D u schen, Rasieren, Zähneputzen und Anziehen brauchte er doppelt so lange wie no r malerweise. Im Restaurant waren zum Glück nur wenige Tische besetzt, die meisten Gäste hatten wohl schon gefrühstückt. Er ging ans Buffet und packte sein Standar t frühstück auf das Tablett. Statt der üblichen zwei Brötchen nahm er allerdings nur eins. Als Belag wählte er Orangenmarmelade und Käse. Eigentlich aß er sehr gerne Kochschinken, aber bei seinem Anblick wurde ihm fast übel. Auch das sonst so g e liebte Rührei ließ er stehen. Mit dem Tablett in der Hand drehte er sich um und stieß mit einer Frau zusammen, die wie aus dem Nichts erschienen neben ihm stand. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, weil sie sich bückte, um etwas aufzuheben.
    Er murmelte: „Entschuldigung, ich hab sie überhaupt nicht gesehen, kann ich ihnen helfen? Ich hoffe, es ist nichts passiert.“
    „Nein, nein, kein Problem, meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen.“ Sie hob ein Messer und einen Löffel auf, erhob sich und schaute ihm direkt in die Augen.
    „Ja sowas! Guten Morgen, gut geschlafen?“ Sie strahlte ihn an. Sie sah fast noch schöner aus als in der Nacht zuvor.
    „Ich, äh, ja, danke gut.“ Er kam sich total blöd vor, ein berühmter Autor, der solch dummes Zeug stammelt.
    „Da vorne ist ein schöner Platz, man kann die Leute auf der Straße beobachten.“ Sie steuert auf einen Platz am Fenster zu. Als sie sah, dass er unschlüssig stehen blieb, rief sie ihm zu: „Na komm schon, ich beiße nicht, heute Nacht warst du nicht so schüchtern.“
    Er verdrängte den Gedanken, das Tablett einfach fallen zu lassen und fluchtartig den Raum zu verlassen. Als er zu ihrem Tisch kam, nahm sie ihm sein Frühstück ab und stellte es auf den Tisch. „Warte, ich helfe dir, du zitterst ja.“
    Er setzte sich und sah sie an. Irgendwie sah sie heute Morgen anders aus. Ihre Haare schimmerten rötlich und waren lockig. Er hatte sie eher hellblond und glatt in Eri n nerung. Sie trug eine weiße Bluse, fast bis oben zugeknöpft, einen grauen Rock und schwarze Schuhe mit halbhohen Absätzen. Sie sah in diesem Outfit sehr seriös aus, als hätte sie einen Job in einer Bank.
    Sie schütte te Kaffee in seine Tasse, ließ zwei Stückchen Zucker hineinfallen, schüttete etwas Milch hinein und rührte um. Er beobachtete sie staunend und nahm einen Schluck. Er schmeckte genauso, wie er ihn am liebsten mochte. Während er die Tasse vorsichtig absetzte, er zitterte immer noch ein wenig, hatte sie schon sein Brötchen in der Hand. Sie schmierte sehr dünn Butter auf beide Hälften, er hätte es genauso g e macht, belegte die eine Hälfte mit Käse und auf die andere strich sie eine dicke Schicht Marmelade. Mit der Butter ging er stets sehr sparsam um, aber die Marmel a de musste dick aufgetragen werden.
    Wahrscheinlich war sie gestern Morgen auch schon hier und hat mich beim Frühstück be o bachtet. Woher sollte sie sonst…
    „Guten Appetit, ich hoffe, es ist richtig so.“ Sie stellte den Teller vor ihn auf den Tisch.
    „Danke, aber ich kann mir mein Frühstück eigentlich alleine machen.“
    „Ich hatte nicht den Eindruck, dass du heute
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