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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verblüfften ihn, sondern vor allem die auf dem Vorderdeck montierte, versenkbare 7,5 cm-Kanone. Ihr Rohr zeigte genau auf die ANNETTE I – bereit zum direkten Beschuß.
    »Das ist ja ein tolles Ding!« rief der Angler. »Damit seid ihr unangreifbar. Dazu eure Schnelligkeit …«
    »Wenn wir das Geschütz einklappen, ist das Deck glatt wie bei Ihnen. Keiner sieht uns an, womit wir unser Geld verdienen.«
    »Dazu ein Schiffsname aus der Mayasprache – Altun Ha, die Flagge von Belize, eure schmucken Uniformen … Ein perfektes Unternehmen, Jim!«
    »… Steuermann!«
    Der Angler setzte den linken Fuß auf die Treppe zu seiner Yacht und wollte den anderen Fuß nachziehen, als er ausrutschte. Es sah wenigstens so aus … Das Auslegerboot bekam jedenfalls einen kräftigen Stoß und trieb sofort ein paar Meter von der Holzleiter ab.
    Jim fluchte dröhnend, der Angler kletterte die Holztreppe vollends hinauf und betrat sein Schiff. Die beiden Piraten hatten sich aus den Korbsesseln erhoben und grüßten militärisch. Einer von ihnen – wohl der Chef – war ein zartgliedriger, noch ziemlich junger Bursche, mittelgroß und mit sehr schlanker Taille. In seiner weißen Kapitänsuniform sah er aus wie ein Bild in einem Modemagazin für elegante Freizeitkleidung. Der andere Pirat war etwas größer, trug einen schwarzen Bart und – ein kleiner Schönheitsfehler – im Gürtel eine Pistole.
    Das alles nahm der Angler nur wie einen Sekundenblitz wahr. Denn kaum hatte er das Deck betreten, so warf Juan Noales sein Tablett mit den schmalen Gläsern dem Bärtigen an den Kopf, und der Angler stürzte sich mit einem Satz auf den Mann, der wohl der ›Chef‹ war.
    Die Überraschung gelang nur halb.
    Während der Bärtige aufbrüllte und halb blind von dem in sein Gesicht geschütteten Fruchtcocktail nach der Pistole griff, reagierte der junge Piratenchef wie ein Tier, das immer auf der Lauer liegt. Er warf sich zur Seite, der Angler verfehlte ihn, streifte nur seine Schulter und krachte dann auf die Planken seiner Yacht.
    Dafür hatte aber Juan plötzlich ein Messer in der Hand und warf es gekonnt, aus dem Handgelenk heraus, auf den Chef.
    Auch dabei konnte sich der junge Bursche geschickt aus der Richtung werfen, aber das Messer war diesmal schneller als der Mann. Es traf die rechte Schulter, drang ein und blieb im Brustmuskel stecken. Ohne einen Laut riß der Bursche das Messer aus seinem Körper, aber bevor er es zurückwerfen konnte, hatte der Bärtige seine Pistole in der Hand und richtete sie auf Juan und den Angler.
    »Alles hierher!« brüllte er dabei. »Der Chef ist verwundet! Die Idioten wehren sich!«
    Es war wirklich idiotisch, sich zu wehren.
    Jim schwang sich nun auch an Bord und kam gerade richtig, um seinen Chef aufzufangen, der zu schwanken begann. Er umfaßte ihn wie ein Kind, drückte ihn an sich und starrte den Angler und Juan Noales wild an.
    »Ich bringe euch um«, sagte er dumpf. »Ich lasse euch kielholen, bis ihr ersoffen seid!«
    Er schleifte den Kapitän, der in den Knien einknickte, zur Holztreppe und brüllte zur Piratenyacht hinüber, man solle ihm helfen.
    »Rührt sie nicht an!« sagte der Kapitän noch, als man ihn vorsichtig die Treppe hinunterbrachte. »Ich will sie lebend!«
    Die weiße Uniformjacke färbte sich an der rechten Schulter rot, der Blutfleck wurde rasch größer. Der junge Pirat drückte die Hände gegen die Stichwunde und biß die Zähne zusammen.
    »Beide hinüber zu mir! Nein! Der Deutsche allein!« Dann wurde er ohnmächtig, und seine Leute trugen ihn vorsichtig zur ALTUN HA und brachten ihn dort unter Deck.
    »Wenn ihr beten könnt, dann tut's!« sagte der Bärtige. Er hielt noch immer mit der Pistole Juan und den Angler in Schach. »Ihr könnt euch kaum ausmalen, was euch bevorsteht!«
    Einen kleinen Vorgeschmack bekamen sie, als Jim McDonald wieder an Deck der ANNETTE I erschien. Er ging auf Juan zu, versetzte ihm eine Ohrfeige, daß der kleine Steuermann quer über das Sonnendeck flog und gegen den Niedergang zum Salon prallte, wandte sich dann zu dem Angler um und sagte:
    »Kommen Sie mit! Früher hätte man Sie zu Haifischfutter zerhackt.«
    »Auch die Piraterie ist eben kultivierter geworden!« Der Angler lächelte sarkastisch. »Jim …«
    »Steuermann!« brüllte McDonald zurück.
    »Steuermann, ich wiederhole: Was ihr hier gemacht habt, war ein Irrtum. Ausgerechnet mich zu kapern! Entert ihr eigentlich alles, was euch vor den Bug kommt?«
    »Nur Schiffe wie das Ihrige!
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