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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene
Autoren: NICOLA CORNICK
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abgeneigt, das zu tun.“
    „Glücklicherweise habe ich keinerlei Skrupel, genau dies zu tun“, entgegnete Simon schroff. „Wenn Ihr nicht freiwillig geht, Madam, werde ich Euch persönlich hinauswerfen. Und Ihr könnt mir glauben, dass ich nicht davor zurückschrecken werde, euch hochzuheben und hinaus in den Schnee zu setzen.“
    Ihre Augen flackerten ob seiner unverblümten Worte ärgerlich auf. „Wie unhöflich“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Ihr seid schon zu lange Soldat, Lord Greville, und habt Eure Manieren vergessen.“
    Simon nickte mit einem ironischen Lächeln. „Wir befinden uns im Krieg, Madam, und Ihr seid ein Feind, mit dem ich keine Verhandlungen führen will. Geht, bevor ich versucht bin, die Regeln des Waffenstillstands ebenso zu missachten, wie General Malvoisier es getan hat.“
    Er machte einen Schritt auf sie zu und stand jetzt nah genug vor ihr, um sie berühren zu können. Ihre Haut schimmerte blass in dem schwachen Feuerschein, und an ihrem Hals erkannte er den schnellen Schlag ihres Herzens, der ihre Aufregung verriet. Ihr Haar trug den kalten Geruch des Schnees und einen süßen Hauch von Jasmin. Unverwandt sah sie ihn mit ihren großen dunklen Augen an. Er streckte die Hand aus und griff nach ihrem Arm, um sie aus der Tür zu schieben. Doch dann erstarrte er.
    Es war ein Fehler gewesen, so nah an sie heranzutreten. Und es war ein noch größerer Fehler gewesen, sie zu berühren. Simon nahm sie plötzlich mit allen Sinnen wahr, ohne sich dagegen wehren zu können. Er erinnerte sich in jeder köstlichen Einzelheit daran, wie es gewesen war, sie vor all den Jahren in seinen Armen zu halten. Er fühlte das überwältigende Bedürfnis, sie an sich zu ziehen und all sein Leid und seine Erschöpfung durch die Berührung ihrer weichen Haut zu vergessen. Er brauchte ihre Zärtlichkeit, um sich von der Brutalität und dem Elend des Krieges zu reinigen. Wie sehr sehnte er sich danach, alles zu vergessen. Er fühlte ein geradezu schmerzliches Verlangen, wieder zu ihrer alten Beziehung zurückzukehren und sich in ihrer Umarmung zu verlieren.
    Die überwältigende Intensität seines Verlangens war wie ein Schock und lähmte ihn für einen Moment. Er sah, wie sich eine kleine Falte zwischen Annes Brauen bildete, während ihr Blick fragend über sein Gesicht glitt. Ihre Augen weiteten sich, und ein sanfter rosiger Schimmer lag nun auf ihren Wangen. Simon wusste, dass er sie mit dem Blick eines Soldaten betrachtete, mit dem hungrigen Verlangen eines Mannes, der schon zu lange im Krieg war. Er hatte schon seit Monaten nicht mehr bei einer Frau gelegen, und er wollte sie. Aber es ging um mehr als reine Lust. Das wirklich Erschreckende waren die tiefen Gefühle und Erinnerungen, die sich in ihm regten, wenn er sie berührte, und die ihn beinahe sein Ziel aus den Augen verlieren ließen. Sie war eine Royalistin. Sie war sein Feind .
    Abrupt ließ er sie los. Er war wütend auf sich selbst und auf sie. „Geht. Sofort.“ Seine Stimme klang schroff. „Captain Standish wird Euch zurück nach Grafton begleiten.“
    Er sah Guy Standishs Unwillen, diesen Auftrag auszuführen, aber der Captain erhob keinen Einspruch, sondern trat langsam einen Schritt vor, um seine Bereitschaft zu zeigen, dass er dem Befehl Folge leisten würde.
    Aber Anne schüttelte den Kopf. Sie hatte sich ein Stück von ihm entfernt, und Simon spürte, dass sie nur zu gerne gegangen wäre. Es war reine Willenskraft, die sie zurückhielt. Neben dem Ärger machte sich jetzt Unbehagen in ihm breit. War diese Frau so naiv, dass sie nicht verstand, welches Risiko sie einging, allein ins Feindeslager zu kommen? Seine Soldaten waren nicht so rau wie manch andere – seine Führung war zu streng, um etwas anderes zuzulassen –, aber man musste Schwierigkeiten auch nicht unnötig herausfordern. Er konnte nicht für ihre Sicherheit garantieren. Verdammt, er musste sie vor sich selbst mindestens so sehr beschützen wie vor seinen Männern.
    Entschieden machte er einen Schritt auf sie zu, um sie ohne weiteres Federlesen hinauszuwerfen, aber ihre Worte ließen ihn innehalten.
    „Ihr versteht nicht“, sagte sie. „Ich habe eine wichtige Nachricht für Euch, Mylord. Ich muss dringend mit Euch sprechen …“
    Simon war mit seiner Geduld am Ende. „Nichts kann so wichtig sein, dass ich es hören möchte“, erwiderte er. „Ich weiß, dass Ihr gekommen seid, um für Grafton um Gnade zu bitten, doch ich habe nicht den Wunsch, Euer Bittgesuch
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