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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers
Autoren: Marjorie M. Liu
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einfach, zum Teufel«, meinte Dean.
    »Das würde ich auch tun, wenn ich es könnte«, antwortete die Drachenfrau mit einer so eisigen Aufrichtigkeit, dass Dean sich beinahe nach einer Waffe umgesehen hätte. Stattdessen schluckte er nur und drückte Miris Hand. Deren Knöchel waren ganz weiß, sie wirkte wütend. Von Miris Ergriffenheit über die angebliche Schönheit dieser ganzen Geschichte war nichts mehr übrig geblieben.
    »Sie wollen uns sagen, dass wir ... nicht getötet werden können«, stieß Miri eisig hervor.
    »Die Magie beschützt Sie tatsächlich, bis Sie eines natürlichen Todes sterben, obwohl einer von Ihnen Ihrem Leben immer vorzeitig ein Ende setzen könnte. Ihr einziger Schwachpunkt ist der jeweils andere, und so ist es schon immer gewesen. Trotzdem ist das besser, als Sie für irgendjemanden anfällig zu machen, der Sie ... benutzen könnte.«
    Dean interessierten die Konsequenzen dieser Erklärung nicht. Und nach dem Blick zu urteilen, den Miri Long Nu zuwarf, gefiel auch ihr das nicht sonderlich. Doch Miri fragte nicht weiter, sondern sagte: »Ich bin schon einmal gestorben, Wendy.«
    »Und ganz offensichtlich sind Sie wieder ... auferstanden. «
    »Von meiner Brust ist neulich eine Kugel abgeprallt«, erklärte Dean. »Das ist mir als Kind nicht passiert.«
    Die Drachenfrau lächelte kalt. »Ich nehme an, so einige Dinge ändern sich ...«
    Dinge wie Feuer zum Beispiel, dachte Dean finster. Dinge wie eine Hand, die mein Herz packt. Wie wäre es mit einer Erklärung, hm?
    Aber Long Nu machte nicht den Eindruck, als hätte sie Lust, alles zu erklären, falls sie seine Gedanken überhaupt gelesen hatte. Wenngleich das, was sie bisher erzählt hatte, eigentlich schon genügte, damit sich Dean auf einige Merkwürdigkeiten in seinem Leben einen Reim machen konnte. Dass er zum Beispiel eine Kugel in seinem Herzen überlebt hatte. Und zwar, ohne einen Arzt aufzusuchen. Er hatte sich nur mit einer Flasche Peroxyd und einem Haufen Mullbinden beholfen.
    »Wir sind also gefährlich«, stellte Dean fest und blickte von Long Nu zu der niedrigen hölzernen Decke, wobei er an all die Kämpfe dachte, die er in seinem Leben ausgefochten hatte. Vieles wäre anders gelaufen, wenn er die Wahrheit gekannt hätte. »Ich möchte wissen, warum. Geht es nur um die Macht? Ist diese Macht denn alles, was jenes Wesen in Lysander gewollt hat?«
    »Reicht das nicht?«, fragte Long Nu grimmig zurück.
    Dean erwiderte ihren Blick. »Es reicht nicht, nein. Und außerdem können wir Ihnen auch nicht vertrauen.«
    Long Nu zögerte. »Ich habe getan, was ich tun musste. Und es gibt einen Unterschied zwischen dem, was einfach ist, und dem, was richtig ist, Mr. Campbell. Bedenken Sie das, bevor Sie mich verurteilen.«
    Miri schüttelte den Kopf. Dean wusste nicht, ob aus Verzweiflung oder weil sie zustimmte. Aber als sie sprach, klang ihre Stimme leise und rau. »Wie lange wussten Sie schon, wer wir sind, Wendy? Wie lange haben Sie uns ... manipuliert?«
    Erneut sah Long Nu zu Boden. »Seit Ihrer Geburt.«
    Dean zuckte zusammen, doch bevor er etwas erwidern konnte, hob die alte Frau die Hand. »Glauben Sie, dass diese Steine in Ihrer Brust immer unter der Haut verborgen waren? Glauben Sie wirklich, dass Sie als ganz normale, gesunde menschliche Babys geboren wurden?«
    »Dann hätte doch jemand Alarm geschlagen«, protestierte Dean. »Es hätte Bilder gegeben, medizinische Berichte, eine Geschichte in diesem verdammten National Enquirer.«
    »Und unsere Familien hätten uns die Wahrheit erzählt«, setzte Miri hinzu.
    »Mr. Campbeils Familie vielleicht. Wenn sie es gewusst hätte.«
    Dean runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    »Ihre Mutter war die glückliche Empfängerin einer anonymen Spende, die es ihr ermöglichte, in einer luxuriösen Privatklinik zu entbinden. Meiner Klinik. Es war für meine Leute nicht sonderlich schwer, Sie so lange beiseitezuschaffen, wie ich benötigte, um die Veränderung an Ihrem Körper vorzunehmen. Und zwar, bevor Ihre Eltern Sie gesehen haben.« Long Nu lächelte.
    »Meine Güte«, hauchte Dean angewidert. »Sie sind wirklich ein Miststück!«
    »Ihre Ausdrucksweise lässt zu wünschen übrig. Ich habe Ihnen ein normales Leben beschert. Hätte ich nicht eingegriffen, wären Sie wie eine Missgeburt behandelt worden.«
    »Und ich?«, erkundigte sich Miri, bevor Dean weiter streiten konnte. »Sie haben meine Familie noch gar nicht erwähnt.«
    »Weil sie die Wahrheit kannte«, sagte Long Nu
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