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Geliebte des Blitzes

Geliebte des Blitzes

Titel: Geliebte des Blitzes
Autoren: Sydney Croft
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nur ein bisschen aufregte, flog die Scheiße durch die Gegend.
    Zuerst machten sich die Ärzte in der psychiatrischen Klinik, in die sein Vater ihn gesteckt hatte, einfach nur Sorgen. Und dann ging er ihnen auf die Nerven. Insbesondere, weil er ihre Büros demolierte, während er seelenruhig dasaß und unschuldig dreinschaute. Bald lernte er die Medikamente, die er nicht schlucken wollte, in seinem Mund zu verstecken.
    In der Klinik hatte er niemandem von seinem Sexproblem erzählt, von dem die ACRO-Wissenschaftler mittlerweile glaubten, es würde mit seiner Telekinese zusammenhängen. Mit dem Sex war es erst nach seinem
fünfzehnten Geburtstag richtig losgegangen. Schon damals hatten alle Leute geglaubt, die Frauen würden sich nur auf ihn stürzen, weil er so gut aussah.
    Ja, eindeutig wie »Einer flog über das Kuckucksnest«. Bloß nicht so amüsant. Wenigstens war er der Elektroschocktherapie entronnen, indem er alle Krankenschwestern verführt hatte und dabei so tat, als wäre er ganz normal.
    So tun als ob – Wyatt tat das ständig. So tun als ob er kein Telekinetiker wäre. Und als ob er tot wäre …
    Bisher kam es ihm ziemlich cool vor, den Toten zu spielen. Schon immer hatte er sich danach gesehnt, in der Gestalt eines Geistes zurückzukehren, und geglaubt, das müsste die coolste Perspektive angesichts des eigenen Todes sein. Creed, einer der ACRO-Agenten – einer von den Geisterjägern –, hatte ihm erklärt, Geister befänden sich im Aufwärtstrend. Aber Oz, ein Medium, das mit den allerschlimmsten Geistern sprach, behauptete das Gegenteil.
    Vorübergehend hatte Oz die Leitung bei ACRO übernommen, um Devlin O’Malley zu vertreten, den Boss. Oz war auch für Wyatts Tod und dessen derzeitige Mission verantwortlich, und deshalb arbeitete er wieder auf einer Bohrplattform.
    Als wäre er verdammt nochmal wiedergeboren worden.
    Konzentrier dich einfach drauf, deinen Scheiß auf die Reihe zu kriegen, Mann.
    Wenn seine Konzentration nachließ, lief sein Talent Amok, wie lose Murmeln auf einem glatten Hartholzboden. Aber er fühlte sich ja auch immer genau so, nicht
wie ein ganzer Mensch, nicht integriert. Total verrückt. Vielleicht wäre er in einer Gummizelle wirklich am besten aufgehoben. Den Parapsychologen bei ACRO hatte er zu erklären versucht, seine Fähigkeiten würden Legosteinen gleichen, denen die Verbindungsstücke fehlten.
    Nachdem man ihn mit sechzehn aus der psychiatrischen Klinik entlassen hatte, arbeitete er mit seinem Vater und den Brüdern auf der Bohrinsel, bis er neunzehn war und zum Militär ging. Nach Öl zu bohren war cool gewesen, das hatte ihm gewissermaßen im Blut gelegen. Und genauso ging es ihm mit der Kunst der Zerstörung. Was sollte er auch mit dem langweiligen Mittelweg anfangen! Er neigte zu Extremen, und so entschied er sich sofort für den radikalsten Weg.
    Für die Special Forces – die SEALs. Der Sergeant im Ausbildungslager warf nur einen kurzen Blick auf Wyatts schlaksige Eins-Neunzig-Gestalt und brach in schallendes Gelächter aus. Mit einem einzigen Fausthieb schlug Wyatt ihn bewusstlos, verbrachte die Nacht im Militärgefängnis und wurde zwei Tage später zur Navy-Abteilung BUD/s geschickt – Basic Underwater Demolition. Zur Strafe.
    Und er genoss es – jede einzelne brutale Minute.
    Problemlos bestand er die psychologischen Tests, er täuschte sie einfach, so wie er ständig allen etwas vormachte. Und die Typen von den Special Forces hatten ohnehin eine Vorliebe für Leute, die gewissermaßen durchgeknallt waren. Selbstverständlich gab das keiner offen zu, aber eine verdammte Eins mit Stern gab es dafür.
    Nur was den Sex anging – o ja , da hatte er die Kontrolle ein bisschen vernachlässigt, besonders in dieser
letzten Woche. Hauptsächlich, weil es verdammt viel Spaß machte, die Beherrschung zu verlieren. Außerdem wusste er, in der nächsten Phase seiner Mission gäbe es kaum Gelegenheit dazu.
    Auf der Bohrinsel hatte er seine Triebe zwei Wochen lang gezügelt und deshalb heftige Kopfschmerzen erduldet.
    Wenn man jede Frau kriegen konnte – oder jeden Mann, falls ihn das mal reizte –, dann empfand man Sex bald als langweilig. Würde seine Libido nicht ständig auf Hochtouren laufen, hätte er das mit dem Sex schon längst aufgegeben, seinen Schädel kahlrasiert und eine Mönchskutte angezogen.
    Mit siebzehn hatte er ausprobiert, wie man sich als Mönch fühlt. Seine Lehrzeit in einem Kloster dauerte genau drei Wochen. Dann ertrug er es nicht mehr,
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