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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung
Autoren: Jason Dark
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mich mit beiden Händen in den Spalten fest, meine Füße suchten nach Vorsprüngen, wo sie Halt finden konnten, und die Figur des Sehers über mir wurde durch peitschende Klänge zerstört. Die Plattform auf der Felsspitze war zwar relativ groß, aber nicht so groß, als dass sie die gesamte Steinmasse hätte auffangen können. So rollte und rutschte sie über den Hang hinweg, überall tickten die Brocken gegen, und ich fürchtete stark, von diesen fallenden Gesteinsmassen erwischt zu werden.
    Ich hatte das Glück des Tüchtigen. Die Steine tickten rechts und links an mir vorbei. Sie sausten auch über meinen Kopf hinweg, so dass sie mir vorkamen wie springende Bälle.
    Die Hälfte schaffte ich, ohne erwischt zu werden. Dann passierte es doch.
    Ein Brocken knallte mir auf den Rücken. Er war glücklicherweise über meinen Kopf hinweggefallen, prallte dicht hinter dem Nacken auf, und ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Fast hätte ich das Gestein noch losgelassen, so hatte mich dieser Treffer erschreckt. Mit den Füßen rutschte ich weiter nach unten, musste nachgreifen, und es gelang mir, mich wieder festzuhalten.
    Dann brach der Felsen. Wenigstens an der mir gegenüberliegenden Seite, so dass ich unbehelligt blieb, aber Furcht bekam ich trotzdem, denn ich hatte das Gefühl, als würde mir im nächsten Augenblick die andere Masse entgegenkippen.
    Eisern hielt ich fest. Auch meine Füße hatten den Halt verloren, ich schwebte tatsächlich zwischen Himmel und Erde und klammerte mich nur an einem kleinen Vorsprung fest, dessen hartes Gestein meine Handflächen bereits aufgerissen hatte.
    Konnte ich springen?
    Langsam drehte ich den Kopf und schätzte die Entfernung ab. Es war trotzdem verflixt schwer, hier eine Entscheidung zu treffen. Ein dumpfes Poltern nahm sie mir ab.
    Und da hielt mich nichts mehr. Bevor der Felsen in seiner gesamten Größe zusammenkrachen konnte, ließ Ich den Vorsprung los und stieß mich gleichzeitig ab.
    Ich fiel - und schlug auf. Beim Aufprall knickte ich in den Knien ein, warf mich zu Boden, rollte mich einige Male über die Schultern ab, sprang wieder hoch und jagte geduckt weiter.
    Abbekommen hatte ich nichts. Es war ein herrliches Gefühl, dies zu wissen. Jetzt machte sich das harte Training bezahlt, das hinter mir lag. Wie hatte ich geflucht und geschimpft, wenn wir in den Camps die Fallübungen machten.
    Diesmal hatten sie mir das Leben gerettet, denn der Felsen hinter mir brach zusammen.
    Ich konnte sogar stehen bleiben und einen Blick zurückwerfen, ohne dass mir etwas geschah. Es sah aus, als würde er explodieren. Eine gewaltige Kraft hatte in seinem Innern gesteckt, war nun frei gekommen und schleuderte die Einzelteile in die Höhe.
    Der Felsen kam mir vor wie ein zerplatzender Vulkan. Nur drang aus seinem Innern kein Feuer. Dafür Steine, Geröll und Staubwolken, die sich aus pulverisiertem Gestein zusammensetzten und sich träge in der untergehenden Welt verteilten.
    Ich lief weiter. In die Dunkelheit des Pandämoniums hinein, wo noch die Monstren lauerten und lebten, die das Feuer nicht hatte erreichen können.
    Irgendwann blieb ich stehen. Nassgeschwitzt, keuchend, mit hämmerndem Herzschlag. Tief saugte ich den Atem ein, es musste einfach eine innere Beruhigung eintreten. Erst dann schaute ich zurück. Mein einziger Helfer in dieser Welt war nicht mehr. Von dem Felsen sah ich nur noch einen Trümmerhaufen, der in diesem Augenblick vom Feuer erreicht wurde.
    So erlebte ich zum erstenmal mit, dass Flammen es schafften, Gestein zu zerstören. Sie schmolzen nicht nur, die Steine brannten wie Papier. Ob sie dabei auch leichter wurden, wusste ich nicht. Jedenfalls wurden sie als brennende Gegenstände in die Höhe geschleudert, um anschließend als Ascheregen zu Boden zu rieseln.
    Ein Vorgang, der nichts Grausames an sich hatte, mich aber trotzdem so mitnahm, weil ich sah, dass meine letzte Hoffnung in dieser Welt zerstört wurde.
    Jetzt stand ich allein!
    Und das Feuer kam. Keine Blitze zuckten mehr hinein. Es war eine gewaltige geschlossene Wand aus Flammen, die sich träge bewegte, so dass sie mir vorkam, als würde sie einen dämonischen Tanz aufführen. Ein bitteres Lächeln umzuckte meine Lippen. Ich stand da mit hängenden Armen und dachte darüber nach, wie es für mich weitergehen sollte. Gut, ich konnte tiefer in das Pandämonium hineinfliehen, aber damit würde ich mein Ende nur immer weiter hinausschieben.
    Wenn ich hier stehen blieb, konnte ich mir ausrechnen,
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