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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Autoren: Thomas Nagel
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Ansatz bereiten, nichts hinzu. Werte beginnen nach dieser Auffassung mit unseren Wünschen und Neigungen, die natürliche Tatsachen der Tier- und Humanpsychologie sind, und aus dieser Grundlage gehen durch Erfahrung, Nachdenken und Kultur höherstufige Werturteile hervor, die motivationale Weiterentwicklungen sind.
    Nach einer realistischen Auffassung ist dagegen die geschichtliche Frage sehr viel obskurer, teilweise weil auch das Ergebnis undurchschaubarer ist. Wir möchten wissen,was dem maßgeblichen darwinistischen Bild hinzugefügt werden muss, um das Auftreten von Lebewesen wie uns, die ihr Handeln in Reaktion auf Gründe steuern können, durch die Evolution zu erklären. Während diese Fähigkeit mit dem Einfluss der natürlichen Auslese vereinbar sein muss, insofern sie für die reproduktive Fitness nicht nachteilig ist und deshalb nicht Gefahr läuft, durch die natürliche Auslese ausgelöscht zu werden, wird ihr Erscheinen auf dem Menü der Evolution durch etwas anderes erklärt werden müssen.
    Der Werterealismus muss die Tatsache verständlich machen, dass der biologische Evolutionsprozess und die physikalisch-chemische Geschichte, die ihm voranging, bewusste Lebewesen entstehen ließen sowie den realen Wert, der ihr Leben und ihre Erfahrungen erfüllt, und letztlich zu den selbstbewussten Wesen führten, die zu urteilssensitiven Haltungen fähig sind, auf diese Werte reagieren können und durch ihr Bewusstsein davon rational motiviert sein können. Die Geschichte beinhaltet so viel Schmerz und Lust, dass sie sich nicht für eine optimistische teleologische Interpretation eignet. Nichtsdestoweniger bildet die Entwicklung der Werte und des moralischen Verständnisses gerade so wie die Entwicklung von Wissen und Vernunft und wie die Entwicklung des Bewusstseins, das beiden höherrangigen Funktionen zugrunde liegt, einen Teil dessen, was eine allgemeine Konzeption des Kosmos erklären muss. Wie ich bereits sagte, scheint es der Prozess eines allmählich erwachenden Universums zu sein.
    Welche konkrete Geschichte haben Werte in der Welt, soweit wir davon wissen? In diesem Bereich kann nichts als eindeutig angesehen werden, aber im weitesten Sinnescheint sie mit der Geschichte des Lebens zusammenzufallen. Erstens entstehen mit dem Auftreten des Lebens in seinen frühesten Formen Entitäten, die ein Wohl haben und für die Dinge gut oder schlecht laufen können. Sogar ein Bakterium hat aufgrund seines richtigen Funktionierens ein Wohl in diesem Sinne, während man das von einem Felsen nicht sagen kann. Im Laufe der Evolutionsgeschichte treten bewusste Wesen auf, deren empirisches Leben gut oder schlecht verlaufen kann, in Hinsichten, die uns vertraut sind. Später werden einige Nachfahren dieser Wesen, die der Reflexion und des Selbstbewusstseins fähig sind, erkennen können, was ihnen als gut oder schlecht zustößt, und sie werden Gründe dafür erkennen, diese Dinge anzustreben oder zu vermeiden. Sie lernen, darüber nachzudenken, wie die Gründe zusammenwirken, um zu entscheiden, was sie tun sollten. Und schließlich entwickeln sie die kollektive Fähigkeit, über Gründe nachzudenken, die sie möglicherweise haben und die nicht einzig und allein davon abhängen, was für sie selbst gut oder schlecht ist.
    Dies fängt bei dem Leben anderer Wesen an, die so sind, wie sie selbst, doch die Frage lässt sich auf Gutes und Schlechtes ausweiten, wo immer es angetroffen wird, im Leben anderer bewusster Lebewesen und vielleicht sogar bei Lebensformen, denen es an bewusster Erfahrung mangelt. Handlungsgründe gelten nur für Wesen mit Vernunft, und Werte können als die Erklärung von Gründen gelten, die wir haben, doch das Konzept des Werts hat einen viel umfangreicheren Anwendungsbereich als das. Nur Wesen mit der Befähigung zur praktischen Vernunft können Werte erkennen, aber sobald sie diese erkennen, finden sie Werte auch im Leben von Geschöpfen ohnepraktische Vernunft. Im weitesten Sinne sind sie wahrscheinlich mit dem Leben deckungsgleich, doch wie sehr wir Menschen Grund haben, diese Werte zu berücksichtigen, ist eine Frage, die ich offenlasse. Es ist wohl allzu einfach zu behaupten, dass nur der Wert bei bewusstem Leben Gründe erzeugt. Wie Scanlon sagt, wäre es frivol und frevelhaft, einen mächtigen alten Baum zu fällen, nur weil man eben mal die nagelneue Kettensäge ausprobieren will. [11]
    Zwei Dinge müssen erklärt werden, um die geschichtliche Frage in Bezug auf Werte und das Wertvolle zu
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