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Gehen (German Edition)

Gehen (German Edition)

Titel: Gehen (German Edition)
Autoren: Thomas Bernhard
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zum Obenaus? , was einfach mit Ja oder mit Nein, in dem tatsächlichen Fall also mit Nein zu beantworten wäre und also keinerlei Schwierigkeit machte, weil wir aber fragen, Was entgeht Karrer, wenn er nicht mehr zum Obenaus hineingeht? , handelt es sich automatisch um eine Frage, die nicht beantwortet werden kann, sagt Oehler. Davon abgesehen, beantworten wir diese Frage aber doch, indem wir die Frage, die wir uns gestellt haben, als sogenannte Frage und die Antwort, die wir geben, als sogenannte Antwort bezeichnen. Indem wir wieder in dem Begriff des Sogenannten handeln und also denken , ist uns die Beantwortung der Frage, Was entgeht Karrer, wenn er nicht mehr zum Obenaus hineingeht? durchaus möglich. Aber die Frage, Was entgeht Karrer, wenn er nicht mehr zum Obenaus hineingeht? ist auch auf mich anwendbar, Was entgeht mir, wenn ich nicht mehr zum Obenaus hineingehe? kann ich fragen, oder Sie können sich fragen, Was entgeht mir, wenn ich nicht mehr zum Obenaus hineingehe? , wobei die Wahrscheinlichkeit die größte ist, daß ich doch eines Tages wieder zum Obenaus hineingehe und wahrscheinlich gehen Sie auch wieder einmal zum Obenaushinein, um etwas zu essen oder etwas zu trinken, sagt Oehler. Ich kann sagen, sagt Oehler, meiner Ansicht nach geht Karrer nicht mehr zum Obenaus hinein, ich kann sogar sagen, wahrscheinlich geht Karrer nicht mehr zum Obenaus hinein, ich kann sagen, mit Bestimmtheit oder gewiß geht Karrer nicht mehr zum Obenaus hinein, sagt Oehler. Aber ich kann nicht fragen, Was entgeht ihm, wenn er nicht mehr zum Obenaus hineingeht? , weil ich diese Frage nicht beantworten kann. Aber machen wir ganz einfach den Versuch , uns zu fragen, Was entgeht einem Menschen, der oft beim Obenaus gewesen ist, wenn er plötzlich nicht mehr (und zwar niemehr) zum Obenaus hineingeht? sagt Oehler. Wenn ein solcher Mensch ganz einfach nicht mehr unter die dort sitzenden Leute geht, sagt Oehler. Indem wir so fragen, sehen wir, daß wir die Frage nicht beantworten können, weil wir sie um eine unendliche Anzahl von Fragen erweitert haben inzwischen. Fragen wir aber trotzdem, sagt Oehler und fangen wir bei den im Obenaus sitzenden Leuten an. Fragen wir zuerst, Wer ist oder wer sitzt im Obenaus? , damit wir dann fragen können, Wer entgeht einem Menschen, der plötzlich nicht mehr (niemehr) zum Obenaus hineingeht? Dann fragen wir uns sofort, Bei welchem der im Obenaus sitzenden Menschen fange ich an? und so fort. Sehen Sie, sagt Oehler, wir können, gleich was für eine Frage, stellen, wir können die Frage nicht beantworten. wenn wir sie wirklich beantworten wollen, insoferne ist überhaupt keine Frage auf der Begriffswelt zu beantworten. Abgesehen davon werden aber ununterbrochen Millionen und Abermillionen von Fragen gestellt und von Fragen beantwortet, wie wir wissen und die, die fragen, und die, die antworten, kümmern sich nicht darum, ob es falsch ist, weil sie sich nicht darum kümmern können, damit sie nicht aufhören, damit nicht aufeinmal überhaupt nichts mehr ist, sagt Oehler. Hier, sehen Sie, sagt Oehler vor dem Gasthaus Obenaus, hier oben, im dritten Stock, habe ich einmal ein Zimmer bewohnt, ein sehr kleines Zimmer,wie ich aus Amerika zurückgekommen bin, sagt Oehler. Er sei aus Amerika zurückgekommen und habe sich gesagt, da, wo du einmal, vor dreißig Jahren, gewohnt hast, im Neunten Bezirk, nimmst du dir ein Zimmer und er habe sich im Neunten Bezirk im Hause des Obenaus, ein Zimmer genommen. Plötzlich habe er es aber nicht mehr ausgehalten, nicht mehr in diesem Zimmer, nicht mehr in dieser Straße, nicht mehr in dieser Stadt, sagt Oehler. Alles habe sich in für ihn entsetzlicher Weise während seines Amerikaaufenthaltes in der Stadt, in welcher er jetzt aufeinmal wieder dreißig Jahre später lebte, geändert gehabt, damit hatte ich nicht gerechnet, sagt Oehler. Aufeinmal habe ich eingesehen, daß ich in dieser Stadt in Wirklichkeit nichts mehr zu suchen habe, sagt Oehler, aber da ich nun einmal in sie zurückgekommen war und zwar in der Absicht, für immer , habe ich mich auch nicht sofort wieder umdrehen und nach Amerika zurückgehen können. Denn ich bin ja aus Amerika in der Absicht, für immer aus Amerika wegzugehen, weggegangen, sagt Oehler. Ich habe eingesehen, daß ich in Wien nichts mehr zu suchen habe, sagt Oehler und mit aller Verstandesschärfe, sagt Oehler, andererseits, daß ich jetzt auch in Amerika nichts mehr zu suchen habe und er sei tagelang und wochenlang und monatelang durch
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