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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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gut.« Ich versuchte trotzdem, nicht allzu abweisend zu klingen. »War überhaupt kein Verkehr auf der Autobahn, also so gut wie keiner. Ein bisschen schon. Trotzdem neuer Streckenrekord, obwohl ich dreimal auf Toilette musste. Aber im Großen und Ganzen …«
    Mir fielen keine weiteren Details zur Fahrt ein, und einen Moment lang war es so still in der Leitung, dass ich dachte, Daniel hätte schon wieder aufgelegt.
    »Ist was passiert?«, fragte er dann aber plötzlich. »Du klingst so komisch.«
    »Tu ich das? Ähm, eigentlich nicht, na ja, vielleicht, aber nicht wirklich, also es ist nicht so schlimm, ich …«
    »Jetzt beruhig dich erst mal, Karina«, unterbrach Daniel mich. »Am besten setzt du dich aufs Sofa und erzählst mir in Ruhe, was passiert ist.«
    Ich gehorchte und erzählte Daniel relativ gefasst von Tims plötzlichem Verschwinden, ohne es in einen allzu deutlichen Zusammenhang mit ihm und der letzten Nacht zu bringen.
    Trotzdem sagte Daniel sofort: »Ich rede mit ihm und erkläre ihm, dass du gar nichts dafür kannst, weil ich dich gestern Nacht nicht mehr nach Hause fahren lassen wollte. Ganz einfach.«
    Abgesehen davon, dass es noch nie gutgegangen war, wenn Männer ihre Eifersüchteleien unter sich ausmachten, hätte ich Tim gerne selbst ein paar Sachen gesagt – wenn ich nur wüsste, wo er steckte.
    »Das ist echt lieb von dir, Daniel, aber ich glaube, Tim hat eher ein Problem mit mir, nicht mit dir.«
    »Ach was. Wenn er dich liebt, dann muss er dir auch vertrauen.«
    Ich nickte stumm in den Hörer und schluckte, denn im Umkehrschluss bedeutete es, dass unsere Liebe nicht halten würde, wenn Tim mir nicht vertraute.
    Ich verbannte den Gedanken schnell aus meinem Kopf und fragte stattdessen, wie Daniels Tag verlaufen war. Schließlich hatten bei ihm wichtige Gespräche angestanden.
    »Ich lasse mich jetzt doch verkaufen«, strahlte er förmlich durchs Telefon. »An St. Pauli! Die zahlen zwar nicht so viel, aber das war schon immer mein Traum, cool, oder?«
    Unter anderen Umständen hätte ich mich mehr für ihn gefreut. Für einen Hamburger Öko-Fußballer wie Daniel musste St. Pauli das Paradies sein, aber ich knabberte immer noch an seiner vorherigen Bemerkung.
    »Schön«, sagte ich nur, und Daniel wusste sofort Bescheid.
    »Hey, Karina, warum suchst du ihn nicht und setzt ihm die Pistole auf die Brust. Ohne Vertrauen läuft gar nichts.«
    Ich erwiderte nichts, weil ich befürchtete, sonst in Tränen auszubrechen.
    »Und du weißt ja, deine zweite Wahl wartet immer noch hier in Hamburg«, fügte Daniel scherzhaft hinzu. Er wollte mich damit aufmuntern, aber ich fühlte mich nur noch miserabler.
    »Daniel, du bist nicht meine zweite Wahl.«
    »Ich weiß. Ich bin deine erste Wahl, nur eben in einer anderen Liga.« Offenbar konnte heute gar nichts seine gute Laune trüben. »Sprich mit ihm, Karina. Okay?«
    »Ja«, sagte ich leise und legte auf.

Bayrisches Ausland
    Also machte ich mich auf den Weg zu der einzigen Anlaufstelle, die mir wirklich weiterhelfen konnte. Die hatte ich bisher aus gutem Grund gemieden. Schließlich hatte ich Chris und meine Mutter seit der Hochzeit nicht mehr gesehen, und heute war nicht gerade der Tag, an dem ich zu einem weiteren Streit aufgelegt war. Aber es half nichts. Wenn überhaupt jemand wusste, wo Tim war, dann Chris. Er wohnte inzwischen bei meiner Mutter, und um elf Uhr abends war es so gut wie unvermeidlich, ihr nebenbei in die Arme zu laufen. Und natürlich war sie es auch, die die Tür öffnete, im Pyjama und schon reichlich verschlafen.
    »’tschuldigung, dass ich euch so spät störe. Aber ist Tim zufällig bei euch? Oder kann ich mal eben mit Chris sprechen?«
    Meine Strategie war, sie gleich mit dem Wesentlichen zu überfallen, damit sie gar nicht erst auf das leidige Thema zu sprechen kommen konnte. Es funktionierte – für den Anfang jedenfalls.
    »Nein, Tim ist nicht hier«, sagte sie müde. »Chris, kommst du mal?«
    Noch bevor sie mich hereinbitten konnte, kam Chris angestürmt und war ziemlich überrascht, mich zu sehen.
    »Oh, hi, Karina. Wie geht’s?«
    Er lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und versuchte, möglichst cool seine Nervosität zu überspielen. Vermutlich ahnte er genauso wie ich, was erst mal auf uns zukommen würde, wenn meine Mutter wieder klar denken konnte.
    »Ich suche Tim. Weißt du, wo er ist?«, fragte ich knapp, um das Gespräch kurz zu halten.
    »Tim? Ähm, nee, eigentlich nicht«, antwortete er unsicher,
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