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Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews
Autoren: S Hogan
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Beklemmung amüsierte.
    „Na, also! Du siehst schon Gespenster, kleine Drama-Queen!“, sagte sie laut und lächelte, um sich Mut zu machen.
    Im nächsten Moment bereute sie ihren Leichtsinn und biss sich auf die Lippe. Denn sie hörte die flüsternde Stimme wieder. Nur dass es diesmal sogar noch bedrohlicher war … Zumindest kam es ihr so vor. Die Kerzenflammen in dem Kandelaber vor dem Altar flackerten. Hatte sich eine Tür geöffnet? Oder kam die Bewegung einfach von der Zugluft in dem alten Gemäuer?
    Amber versuchte sich zu beruhigen. Was hatte sie schon nachts in einer Kleinstadt-Kirche zu befürchten? Hier würde sich wohl kaum ein Serienmörder herumtreiben. Und ein Vampir schon mal gar nicht. Dafür gab es hier einfach zu viele Kruzifixe und ein Weihwasserbecken. Sie schüttelte den Kopf.
    Ihre Angst war völlig unbegründet.
    Vielleicht sollte sie mit ihrer Handykamera ein Foto von sich vor dem Altar machen. Das könnte sie dann später im Internet posten, um der „Albiona“-Community von ihrer abenteuerlichen Reise zu berichten.
    Amber setzte ihr Vorhaben sofort in die Tat um. Sie schaffte es sogar, während der Aufnahme zu lächeln. Aber nur so lange, bis sie sich das Bild anschaute.
    Auf dem Foto war eine dunkle Gestalt zu erkennen, die hinter Amber stand und ihre Hände nach ihr ausstreckte! Offensichtlich handelte es sich um einen Mann, der einen schwarzen Kapuzenpulli trug. Oder war es eine Mönchskutte?
    Der Mann versuchte sich am Eingang zur Sakristei zu verbergen, aber Amber hatte ihn bereits entdeckt. Ohne es verhindern zu können, drehte sie sich um.
    Jetzt war es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei. Sie stieß einen schrillen Schreckensschrei aus und floh Richtung Kirchentür.
    Doch aus der Finsternis neben dem Weihwasserbecken schob sich ihr der Schatten in den Weg. Panisch blickte Amber in alle Richtungen, während sie krampfhaft ihr Handy umklammerte, bevor sie wie ein gehetztes Tier die steilen Stufen zur Chorempore hinauflief. In ihrer Todesangst merkte sie nicht, dass sie das Foto an ihre „Albiona“-Homepage schickte.
    Plötzlich packte jemand sie am Fußgelenk und zog sie kaltblütig die Stiege hinab. Im Halbdunkel schlug Amber wie wild um sich. Dann spürte sie, wie sich Finger um ihren Hals legten und ihr mit eisernem Griff die Kehle zudrückten. Amber wollte sich wehren und versuchte nach Luft zu schnappen.
    Dann wurde es dunkel um sie herum. Für immer.

1. KAPITEL
    Cherry Wynn hätte ihre Ankunft in Pittstown beinahe verschlafen.
    In dem halb leeren Nahverkehrszug fielen ihr immer wieder die Augen zu. Ihre Lider schienen bleischwer zu sein. Die Abschiedsparty am Vorabend mit einem Dutzend anderer Studentinnen war doch ziemlich turbulent gewesen. Einige der Cocktails in einer coolen Londoner Westend-Bar hatten es wirklich in sich gehabt. Und die Trinksprüche ihrer Freundinnen waren mit zunehmendem Alkoholpegel immer wehmütiger geworden.
    „Auf Cherry, die sich in der Provinz vergräbt!“
    „Wir trinken auf eine bemitleidenswerte Freundin, die ein halbes Jahr lang nur mit Dorftrotteln flirten wird!“
    Schließlich war Cherry der Kragen geplatzt, und sie hatte halb amüsiert und halb genervt gerufen: „Wie seid ihr eigentlich drauf? Habt ihr immer noch nicht mitgekriegt, dass ich mein Kunstgeschichtsstudium ernst nehme? Und wenn ich bei einem der besten Restauratoren Englands ein Praktikum machen kann, dann gehe ich dafür sogar nach Pittstown!“
    Nun musste sich Cherry beeilen, denn der Zug hatte nur kurzen Aufenthalt. Sie konnte gerade eben mitsamt ihrer Reisetasche auf den Bahnsteig springen, da fuhr der Lokführer auch schon wieder an. Außer Cherry hatte niemand den Waggon verlassen.
    Trotz des schönen Sommerwetters war kaum ein Mensch auf der Straße zu sehen. Cherry griff nach ihrem Gepäck und führte sich noch einmal vor Augen, was sie im Internet über Pittstown gelesen hatte: 12.800 Einwohner, eine Bahnstation, ein Amtsgericht, drei Kirchen – davon zwei anglikanische und eine katholische. Wenn Cherry ihren Professor richtig verstanden hatte, dann war eines der Gotteshäuser eine halbe Ruine und musste dringend instand gesetzt werden. Das war Cherrys Chance, als Restauratorin von antiken Kunstwerken Erfahrungen zu sammeln.
    Sie schlenderte durch die stillen Gassen. Nur gelegentlich fuhr ein Auto vorbei. Im Vergleich zu dem ständigen Londoner Verkehrschaos war es hier wirklich sehr ruhig. Ob ihre Freundinnen mit ihrer Schwarzmalerei recht behalten
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