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Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Titel: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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überschwängliche Nachricht ans Außenministerium in Washington: «Schmidt reagierte positiv auf die geplante Ansiedlung des Afrika-Kommandos in Deutschland. Er sah keine grundsätzlichen Einwände.» Am selben Tag hat der US -Gesandte auch noch das deutsche Außenministerium besucht. Die hohen Beamten «reagierten auch hier positiv», heißt es in dem Botschaftskabel an das US -Außenministerium.
    An diesem Tag wird die Bundesrepublik Deutschland innerhalb weniger Stunden zum Komplizen einer neuen Phase im «Kampf gegen den Terror». Ab jetzt setzen sich die Vereinigten Staaten mit ihren Feinden außerhalb von Kriegen nicht mehr friedlich und mit Worten auseinander. Seit dem 15 . Januar 2007 ist Deutschland Teil eines Systems, das seine Feinde tötet.
    *
    Die Kriegsführung der Vereinigten Staaten wird durch ein Netz von Kommandos organisiert. Die Amerikaner haben die Welt für ihr Militär in sechs Regionen aufgeteilt, in denen jeweils ein Kommando zuständig ist für Operationen und Kriege. CENTCOM hat die Angriffe auf den Irak und in Afghanistan geführt. Der Kosovo-Krieg wurde vom Europa-Kommando EUCOM geleitet. Die Invasion von Grenada und Panama wurden von SOUTHCOM gesteuert, Vietnam- und Korea-Krieg gingen vom Pazifik-Kommando PACOM aus, für Nordamerika ist NORTHCOM zuständig und für Afrika schließlich AFRICOM . Diese Führungsstäbe sind in den USA stationiert, mit zwei Ausnahmen: Das Europa- und das Afrika-Kommando der Amerikaner sitzen heute in Deutschland.
    Der erste militärische Einsatz der amerikanischen Republik fand bereits 1804 statt, und zwar in Afrika. Nur 17  Jahre nach der Gründung der USA marschierten US -Marines in Tripolis und andere Städte Libyens ein. Im 19 . Jahrhundert verbündeten sich die Vereinigten Staaten außerdem eng mit dem belgischen König Leopold, um ebenfalls von der Ausbeutung des Kongo-Beckens zu profitieren.
    Später, während des Kalten Krieges, hatte die CIA großen Anteil an der sogenannten «wichtigsten Hinrichtung des 20 . Jahrhunderts», wie der Mord an Patrice Lumumba, dem demokratisch gewählten Ministerpräsidenten des Kongo, CIA -intern genannt wurde. Und es war auch die Central Intelligence Agency, welche die Informationen lieferte, die zur Verhaftung von Nelson Mandela im August 1962 führten. Die US -Regierung unterstützte lange das rassistische Apartheid-Regime in Südafrika.
    Nach dem Ende des Kalten Kriegs spielte Afrika keine große strategische Rolle mehr für die USA . Erst nach den Terroranschlägen auf ihre Botschaften in Dar es Salaam, Tansania und in Nairobi, Kenia im Jahr 1998 sowie nach den Anschlägen auf ein Hotel und ein Flugzeug im kenianischen Mombasa im Jahr 2002 begannen sich die Vereinigten Staaten wieder für Afrika zu interessieren. Zunächst knüpfte George W. Bush engere Kontakte mit afrikanischen Staatsmännern im Rahmen seiner «Koalition der Willigen», 2006 beschloss er, ein eigenes Afrika-Kommando einzurichten.
    Nur wenige Wochen nach dem Treffen im deutschen Verteidigungsministerium bezogen die ersten 40  Soldaten die neuen AFRICOM -Gebäude in den «Kelley Barracks» in Stuttgart. Die USA renovierten die Kaserne für 140  Millionen Euro. Im Oktober 2008 wurde das Afrika-Kommando offiziell eingeweiht.
    Schon lange fühlen sich die Amerikaner wohl in Baden-Württemberg, viele Militärs haben hier gedient, die Stadt Stuttgart und die US -Streitkräfte pflegen eine enge Verbindung. Auch strategisch ist die Stadt gut geeignet als Sitz für das US -Regionalkommando. Von hier aus brauchen Militärmaschinen nur acht Stunden bis nach Afrika. Ein Jet, der von einer US -Basis, wie zum Beispiel in Florida, starten würde, wäre fast 20  Stunden unterwegs. Außerdem lässt es sich für die Mitarbeiter in Stuttgart mit seinen Supermärkten, sauberen Straßen und einem familienfreundlichen Freizeitangebot komfortabler leben als in einem Moloch wie Dar es Salaam. Auch die Gefahr, Ziel eines Terroranschlags zu werden, ist in Stuttgart wohl weitaus geringer als in jedem afrikanischen Land. Und in Deutschland gibt es eine Infrastruktur, die die Ansiedlung vereinfacht hat: Seit 1967 sitzt bereits das Europa-Kommando der US -Streitkräfte in Stuttgart, das bis 2007 ebenfalls für Afrika zuständig war.
    1500  Mitarbeiter arbeiten heute auf dem Gelände des AFRICOM -Kommandos in Stuttgart-Möhringen. Ungefähr die Hälfte davon sind Militärs, die andere Hälfte sind Zivilisten aus dem US -Verteidigungsministerium und
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