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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Autoren: Cathy Kelly
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sich etwas Wimperntusche von der Wange rieb.
    Ihre Tochter seufzte. »Elf... spätestens zwölf. Aber du bist ohnehin nicht daheim, oder? Wohin gehst du noch?«
    »Zu Simons Weihnachtsfeier.«
    »Was hast du an?«, wollte Rosie wissen. »Nichts allzu Kesses, hoffe ich doch. Wir wollen ja nicht, dass Simons Mitarbeiter einen kollektiven Herzinfarkt bekommen, wenn sie dich in deinem atemberaubenden Nichts von einem Abendkleid sehen!«
    Evie runzelte die Stirn. Sie mochte es nicht, wie sich Rosie über Simons Beruf lustig machte. Zugegeben, Versicherungskaufmann war nicht gerade der aufregendste Job der Welt und konnte kaum mit dem konkurrieren, was Tony für seinen Brotverdienst getan hatte. Andererseits konnte nicht jedermann ein Polizist sein, der für seinen Mut ausgezeichnet wurde. Und letztendlich war Tony so mutig gewesen, dass es ihn das Leben gekostet hatte.
    Trotzdem wünschte Evie, Rosie würde ihren Vater nicht so wahnsinnig idealisieren und sich ein wenig mehr Mühe mit Simon geben.
    »Ich besitze in meiner Garderobe kein atemberaubendes Nichts«, murmelte sie und dachte an ihren perfekt geordneten Kleiderschrank mit der kleinen Kollektion einer klassischen Ausstaffierung. Evie kaufte gerne wenig,, dafür aber häufiger ein. Sie liebte die konservative Eleganz maßgeschneiderter Stücke. Heute trug sie das gewagteste Teil ihrer Garderobe. »Und wenn ich so etwas besäße, hättest du es dir sicherlich schon lange ausgeliehen, du kleines Miststück, du!«
    »Mama, wenn du ein atemberaubendes Nichts in deiner Garderobe hättest, würde ich vor lauter Schreck einen Herzinfarkt bekommen!«, scherzte Rosie. »Was hast du denn nun an?«
    »Mein schwarzes Samtkleid... mit transparenten Strümpfen - nur falls du das bezweifeln solltest!«
    Beide lachten.
    »Ich habe mir die Haare machen lassen, sie sind jetzt ziemlich lockig«, fügte Evie noch hinzu.
    »Toll!« Rosie schien begeistert. »Zeig‘s ihnen, Mama! Bis später dann.«
    Sie hängte auf. Evie seufzte. Lieber hätte sie es gesehen, wenn ihre Tochter jetzt zu Hause wäre und sie wüsste, was sie mit ihrer Zeit anfing. Doch Rosie war fast achtzehn Jahre alt: ihre Mutter konnte sie nicht mehr in einem Käfig halten.
    Vielleicht fühlte sie sich deshalb so alt, dachte Evie, während sie ihre Handtasche und ihren Mantel nahm, weil sie eine bereits fast erwachsene Tochter hatte. Oder es war nur die bevorstehende Zukunft, wenn ihre geliebte Rosie den Wunsch äußern würde, auszuziehen. Dann würde es keine gemütlichen Abende mehr zusammen geben, wo sie fernsahen oder sich über einen Serienheld kringelig lachten; oder wo sie bis spät in der Nacht in der Küche saßen und quatschten.
    Schon berührte sie mit der Hand den Türgriff und wollte sich gerade in das eisige Dezemberwetter stürzen, als sie innehielt. Evie rannte die Treppe wieder hoch, fand den traubenfarbenen Lippenstift, fuhr sich damit über die Lippen und steckte ihn in ihre Handtasche. Rosie hatte Recht. Sie musste etwas peppiger werden.
    Am Eingang zum Empfangsraum des Westbury Hotels begrüßte Simon sie mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange. In seinem dunklen Anzug wirkten seine sandfarbenen Haare fast blond, und er sah auf eine blasse Art und Weise attraktiv aus. Evie überrollte eine Welle der Zufriedenheit, die sie gelegentlich verspürte, wenn sie daran dachte, dass sie ihn heiraten würde. Er war ein guter und freundlicher Mensch. Wenn Rosie das doch nur einsehen würde! Sie ließ eine Hand in sein Jackett gleiten und fühlte seine schlanke Figur unter dem weichen, weißen Baumwollhemd. Das viele Squashen hielt ihn wirklich fit.
    »Ich bin so froh, dass du hier bist!« Er schien unendlich erleichtert.
    »Bist du das?«, flüsterte Evie glücklich, während er ihr aus dem Mantel half. Den Raum fand sie hinreißend. Er war wie der Rest des Hotels in festlichem Grün und Gold dekoriert.
    »Und ob!«, rief Simon aus. »Hugh Maguire, der Geschäftsführer, ist vor wenigen Minuten vollkommen betrunken eingetroffen. Seine Frau Hilda, die ihn bereits seit einer Stunde an der Hotelbar erwartet, findet das überhaupt nicht amüsant. Aber du wirst mit ihr vernünftig reden. Sonst kann es nämlich keiner. Sie ist so schwierig.«
    Evies Hochstimmung verflüchtigte sich.
    »Ich kenne sie doch nicht einmal«, zischte sie in Simons Ohr. Aber er führte sie bereits quer durch den Raum, wo eine Matrone in einem schwarzen Zelt aus Seide mit eisigem Gesichtsausdruck neben einem imposanten Weihnachtsbaum
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