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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems
Autoren: William Jon Watkins
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zu verstehen, was er las. Nichts davon schien irgendeinen Sinn zu ergeben. Er schaute sich seine Bemerkungen an, und auch sie ergaben keinen Sinn. Er zweifelte daran, daß es sich nur um Müdigkeit handelte. Deshalb ging er zu dem Meßgerät hinüber, um zu überprüfen, ob die Filter noch voll funktionsfähig waren.
    Das waren sie zwar, aber die Luft draußen war so dick geworden, daß die Filter damit nicht mehr fertig wurden. Sie waren offensichtlich schon vor einer Stunde überladen gewesen und mußten neu eingestellt werden. Er drehte den Einstellknopf ganz zurück auf Null und sofort wieder auf maximale Leistung. Er hörte, wie die Motoren im Keller widerwillig neu anliefen, und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Für diese Zeit an einem Sommerabend war es mehr als dunkel draußen; offensichtlich war die Luft praktisch erstarrt. Es war möglich, daß sich die Windstille bis zu ihrem Höhepunkt steigern würde. Wenn das eintrat, dann brach sie wie ein Fieber ab, aber erst, nachdem sie noch Tausende getötet und verkrüppelt hatte.
    Sehr wahrscheinlich würde Eve von dem Krankenhaus einen Anruf bekommen, und man würde von ihr verlangen, wieder hinauszufahren. Er war dagegen, daß sie zwei Schichten hintereinander arbeitete, ganz gleich, wie groß der Notfall auch war. Und er wußte, sie riefen sie an, weil ihnen bekannt war, daß Eve nicht ablehnen würde. Wenn sie sie riefen, dann kam sie, wie groß das Risiko für ihre eigene Gesundheit auch war. So erschöpft sie sich auch fühlen mochte – wenn das Telefon klingelte, dann ging sie hin.
    Welsh entschloß sich dazu sicherzustellen, daß es nicht klingelte. Er ging zu dem Telefon, das in der Küche an der Wand hing, nahm die Abdeckung ab, schraubte die Ausgänge für die schwarzen und weißen Drähte auf und tauschte sie aus. Danach schraubte er den roten Draht ab und bog ihn von dem Kontakt weg. Er lächelte. Wenn jetzt jemand anrief, dann würden die schwarzen und weißen Drähte das Besetztzeichen geben, und der rote Draht würde sicherstellen, daß das Telefon selbst dann nicht klingeln würde, wenn die Störstelle ihn anrufen wollte. Damit, daß er den roten Draht von dem Kontakt weggebogen hatte, verfolgte er ein zweifaches Ziel. Er unterbrach auf diese Weise nicht nur den Kontakt zu der Klingel, sondern stellte auch noch einen neuen Kontakt mit dem Abhörgerät im Telefon her. Er lachte voller Schadenfreude bei dem Gedanken, wie laut das Klingeln der Störstelle im Kopfhörer des Rehab-Technikers gellen würde. Er hoffte, daß die Störstelle die Sirene einschalten würde, die aus jedem Telefon erklang, wenn der Hörer zu lange neben der Gabel lag. Er fragte sich, wie viele Fälle von geplatztem Trommelfell schon gegen ihn aufgerechnet waren, und er lachte in sich hinein.
    Er kehrte zu seinem Schreibtisch mit den Arbeiten zurück. Der Gestank, der durch die überlasteten Filter drückte, lenkte ihn momentan ab, aber der Geruch war ihm so vertraut, daß er ihn bewußt kaum noch länger registrierte. Das Klopfen an seiner Tür erschreckte ihn. Er drehte seinen Stuhl langsam zu der Tür um und überlegte sich, ob er es noch bis zu dem hydroponischen Raum schaffen würde. Ein zweites Klopfen folgte dem ersten. Die kurzen Geräusche schienen mehr eine eindringliche Bitte als ein Befehl zu sein. Die Rehabs konnten es nicht sein; sie hätten nach dem ersten Klopfen die Tür aufgebrochen – wenn sie sich überhaupt die Mühe gemacht hätten anzuklopfen. Er ging schnell durch das Zimmer und hatte schon fast die Tür geöffnet, als es zum drittenmal klopfte.
    Er stellte sich an die Wand an der Seite der Tür und riß sie weit auf. Der Eingang blieb einen Augenblick lang leer. Sieben bleistiftdünne grüne Lichtstrahlen fielen durch die Öffnung und trafen auf einige Punkte im Zimmer, bevor sie sich mit dem Umriß einer Figur füllte. Es war ein Mann, ungefähr einen Meter achtzig groß und vielleicht dreihundert Pfund schwer. Er war schwarz gekleidet, die Kleider waren militärisch geschnitten, und er hatte ein Cape umgeworfen, mit dem man ein kleines Auto hätte zudecken können. Der Mann grinste breit wie ein primitiver riesiger Schlangengott. Zwei große, irische Augen schauten über eine gebogene Nase weg. Das Haar des Mannes hing bis zu seinen Schultern herab und war so dunkel wie die einzelne, durchgehende Augenbraue, die seine dunklen Augen schützte.
    Er trat schnell in den Raum. Hinter ihm kam ein viel kleinerer, dünnerer Mann herein und
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