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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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beflügeln die Phantasie.
Längst waren die Mädchen am anderen Ufer des Kappellsees vom Schreckensteiner Streichbazillus unheilbar infiziert und hatten es auf diesem Gebiet trotz ihres anderen Schulsystems zu Höchstleistungen gebracht, die von den Rittern neidlos anerkannt wurden.
Wie gesagt, auf Schloß Rosenfels wurde immer reichlich getuschelt. Dafür sorgte nicht zuletzt Fräulein Doktor Horn mit ihrer übertriebenen Strenge. Aber auch die Mädchen untereinander. Zur Zeit herrschten regelrechte Tuschelturbulenzen.
Schuld daran war Beatrix. Der blonde Wuschelkopf hatte Amandas geheimes Stelldichein nicht für sich behalten können und so unterschiedlichste Reaktionen ausgelöst.
„Die ist nur neidisch, weil ihr Stephan zu Anke übergelaufen ist“, stellte Kratzbürste Esther fest.
„Quatsch. Anke spinnt auf Ottokar!“ widersprach Kratzbürste Martina.
Doris, die dritte Kratzbürste, sah die Sache mit Abstand: „Die spinnen doch alle.“
Ingrid, die kleine, blitzgescheite Schwester von Ritter Mücke, dachte bereits weiter. Nämlich an die Folgen: „Lang geht das nicht gut!“ sagte sie zu Sophie.
„Dafür wird Beatrix schon sorgen“, antwortete die Besonnene. Sie kannte ihre Freundin. Mit allen Fehlern.
Nun gab es auf Rosenfels auch so etwas wie Minis. Johanna, Ilse und Karin, die Zwerghühner, wie sie genannt wurden, waren völlig „aus dem Schlößchen“. Ähnlich wie ihre Klein-Kollegen von der Burg versuchten sie aus allem, was sie sahen oder hörten, einen Streich zu zimmern, den gewaltigsten, der Rosenfels je erschüttert haben würde. Mit roten Köpfen gluckten sie zusammen.
„Irgendwas stimmt da nicht!“ mutmaßte Johanna. „Das war zu auffällig, wie die alle nacheinander telefoniert haben. Sogar Isabella.“
„Ist doch immer so, kurz nach den Ferien“, meinte Ilse beschwichtigend. „Manche haben was vergessen und rufen nur ihre Eltern an.“
„Dann lächeln sie nicht so zuckrig“, widersprach Karin. „Wissen möcht’ ich, wen Ingrid am Ohr hatte!“
„Dampfwalze bestimmt nicht!“ kam die Antwort wie aus einem Munde und von Gelächter begleitet.
Karin blieb ernst, sie überlegte. „Ob wir auch mal drüben anrufen…?“
„Wen denn?“ fragte Johanna.
„Zum Beispiel die… Minis…“
Ilse erschrak. „Daß du das sagst! Das hat mir Beatrix schon geraten. Ich bin ihr begegnet, wie sie grade aufgelegt hat. Ruf doch mal die Minis an – hat sie gesagt – , und frag sie, was sich drüben so tut…! Ich dachte, sie flachst, weil ich sie erwischt hab’.“
Johanna schüttelte den Kopf. „Es stimmt. Irgendwas stimmt hier nicht.“
Karin nickte. „Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen!“
     
Es war ein milder Abend und noch nicht dunkel. Warmer Nieselregen, der den ganzen Tag über die Natur verwöhnt hatte, dauerte an. Seinen Trompetenkoffer unter den Arm geklemmt, ging Andi über die Freitreppe in den Burghof. Von der Lehrergarage kam ihm Schießbude entgegen. Der jüngste Pädagoge auf der Burg sah noch immer nicht wie ein Lehrer aus, vielmehr wie ein zehnmal sitzengebliebener Schüler.
„Aha, da geht einer zum Üben!“ bemerkte er mit ungefiltertem Scharfblick.
Andi ging grinsend weiter und kletterte die steile Treppe zur Folterkammer hinunter. Vertraut quietschte die schwere, eisenbeschlagene Tür, seine Hand fand den Lichtschalter. Andi trat in den stickigen Raum, öffnete den Trompetenkoffer, nahm seine grellgelbe Regenpelerine heraus, versteckte den Koffer in der Eisernen Jungfrau, streifte, schon auf dem Rückweg, die Pelerine über, die Kapuze, sah sich um und lief als undefinierbares Wichtelmännchen zum Radstall quer über den Hof. Hastig öffnete er die Tür. Drinnen brannte Licht.
Verdammt!
Mit seinem breiten Rücken zu Andi stand Dampfwalze neben einem Montageständer, auf dem er seine Rennmaschine festgeschraubt hatte.
„So ein Mist!“ schimpfte der Muskelprotz, ohne sich umzudrehen. „Immer wenn ich die Maschine putze, regnet’s.“
„Dann würd’ ich’s mal andersrum probieren“, antwortete Andi. „Wenn’s regnet, trainieren. Damit du nachher was zum Putzen hast.“
Langsam drehte sich der Kopf auf dem strammen Hals. „Keine schlechte Idee!“ Mit Karpfenblick musterte er Andis Aufzug. „Ich…, ich muß nur noch meine Schwimmweste holen. Fahr du schon vor.“ Und er rannte hinaus. ‘
Genaugenommen erschrak Andi erst jetzt, als er aufatmete. In aller Eile nahm er seine eigene Rennmaschine vom Haken, pumpte die zur Materialschonung im Ruhehang stets
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