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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Wenn du zum Arzt mußt, erfährt’s die Horn, und da es bei uns passiert ist, sind wir natürlich wieder schuld. Daß wir dich mitgenommen haben, weil du zu blöd warst, dein Rad zu finden – das zählt dann nicht. Wir haben den Besuch im Wirtshaus angezettelt, wir haben euch gezwungen, nachts durch den Regen zu radeln, und dich gegen deinen Willen verschleppt…“
    Giftig lächelte Beatrix. „Aus dir spricht ja Angst, nackte Angst.“

    Jetzt reichte es ihm. „So sieht das aus, verdammt noch mal. Du wirst schon dafür sorgen, daß es so aussieht.“
    Da er aufbegehrte, wurde sie ruhig. „Wenn du fertig bist, sag’s mir. Dann sag’ ich dir was: Wenn ihr mich gegen meinen Willen festhaltet, weil ihr zu feige oder zu faul seid, um mich rüberzubringen, brauche ich jetzt sofort eine heiße Dusche und dann ein Bett.“
    Stephans Blick verriet nicht einmal Spurenelemente von Intelligenz. „Sag mal, du hast nicht alle Trinkgefäße in deiner Geschirrvitrine? Wir sind doch kein Hotel.“
    „Feigling!“ zischte Beatrix. „Wenn du mich gegen meinen Willen an einer heißen Dusche hinderst, und ich kriege eine Lungenentzündung, kommt auch alles raus.“ Sie rieb sich die Oberarme und fröstelte ihm etwas vor.
    „Bitte!“ Stephan zog die Schultern hoch. „Geh rauf und dusch dich. Ich bin nicht dein Kindermädchen.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er die Folterkammer und ging zu seinem Zimmer. Schade! dachte er. Kein schöner Abschluß.
    Es war still in der Burg, die Ritter massierten ihre Matratzen. Im Nordflügel war der letzte Mini in sein Zimmer gehuscht. Nur mit einer Turnhose bekleidet, stand im Westflügel der Muskelprotz vor seiner offenen Schranktür und schaffte Ordnung mit dem Fuß. Gleichgültig, ob Hemd, Jacke, Hose, Taschentuch oder Pullover – wenn etwas herausfallen wollte, trat er es fest.
    „Da kommt vielleicht jemand zum Duschen“, sagte Stephan beiläufig im Vorbeigehen. „Du kannst ja den Bademeister spielen. Gute Nacht.“
    Dampfwalze zeigte sich besonnen: Er zog seinen Trainingsanzug über. Und sie kam. Wie ein Hotelgast ließ sich Beatrix den Duschraum zeigen und verlangte nach einem frischen Handtuch, woraufhin Dampfwalze mit seiner Fußordnung wieder von vorne anfangen konnte.
    Geschäftig kam Andi daher. Nach den Ereignissen des Abends hatte die Redaktion der Schulzeitung eine Sondersitzung abgehalten. Wie jeden Abend wollte sich Andi im Duschraum die Zähne putzen. Hier versperrte ihm Dampfwalze den Weg.
    „Du mußt deine Beißerchen ins Glas legen. Heute ist kein Familienbad.“
    Aus dem Südflügel schaute Stephan um die Ecke, nickte zufrieden und zog seine Pyjamajacke über.
    Beatrix ließ Dampfwalze viel Zeit, um nachzudenken: Was macht sie bloß so lang? Die scheint überhaupt zu bleiben!
    Aber wohin mit ihr? Auf die Streckbank! Luftmatratze im Ritterzimmer – das gibt nur Ärger…
    Plötzlich war Florian da. Dampfwalze stand wie ein Prellbock.
    „Ach so!“ Florian grinste. „Beatrix ist drin.“
    „Wo… woher weißt du…?“
    „Na, wenn du den Zerberus machst. Ich hab’ mit Ingrid telefoniert…“ Florian sagte es arglos, drehte sich um. Dampfwalzes geschmerzter Karpfenblick entging ihm.
    Endlich wurde die Tür geöffnet. „Ah, das tat gut!“ Zwischen Hotelgast und Nachtportier entwickelte sich ein denkwürdiger Dialog.
    „Wo ist bitte mein Bett?“
    „In der Folterkammer.“
    „Dort ist es mir zu unheimlich. Und zu kalt.“
    „Ich geb’ dir meinen Schlafsack.“
    „Dein altes Miefetui? Igitt…“
    „Hier! Der ist ganz neu.“
    „Denkst du, ich bleib’ allein da drunten?“
    „Ich schlaf bei dir!“
    „Auch das noch!“
    „In meinem alten Schlafsack. Moment. So, gehen wir.“
    „Dich werd’ ich offenbar nicht mehr los.“
    „Du wolltest mich ja. Hast mich angerufen…“
    „Für einen Streich.“
    „Das stimmt nicht. Außerdem war das keiner.“
    „Nicht der übliche Quatsch, sondern etwas Neues, Besonderes, mit Geflüster…“
    „Aber nicht mit mir.“
    „Nicht unbedingt…“
    „Ich war nur Tarnung. Du wolltest Stephan ärgern. Gib’s zu!“
    „Warum bist du dann mitgekommen? Weil du Ingrid sehen wolltest…“
    „Die hab’ ich gesehen. Danke.“
    „Sie hat sich offensichtlich gut unterhalten.“
    „Ich hab’ selber Augen. Und Ohren!“
    „Dieser Florian! Drängt sich da in eure Freundschaft, hinter deinem Rücken. Ich finde das nicht sehr ritterlich.“
    „Er ist ja noch keiner.“
    „Ich denke, alle sind so
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