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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Autoren: Erica Spindler
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und die Jungen hatten Langeweile. Wahrscheinlich hatte sie das auf dumme Gedanken gebracht. In weniger als einem Monat fing das Footballtraining wieder an, und dann würden sie weder Zeit noch Energie darauf verschwenden, sie weiterhin zu belästigen.
    Dann würde sie ihre höhnischen Bemerkungen nur noch in der Schule ertragen müssen.
    Sie blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen traten, und gab sich redliche Mühe, der Verzweiflung, die sie in sich aufsteigen spürte, entgegenzutreten, aber es gelang ihr nur unzulänglich. Sie hatte niemanden. Es gab nicht eine einzige Menschenseele in Bend, bei der sie Schutz und Hilfe hätte suchen können. Allein. Sie war allein.
    Doch als die Hoffnungslosigkeit von ihr Besitz zu ergreifen drohte, ballte sie die Hände zu Fäusten. Sie würde nicht aufgeben wie ihre Mutter. Sie nicht. Und eines Tages würde sie es Tommy und Ricky und allen anderen in diesem Nest hier schon zeigen. Sie wusste zwar nicht so genau wie und womit, aber darauf kam es im Moment auch nicht an. Irgendwie – das reichte. Eines Tages sollten sich all diejenigen, die sie heute missachteteten, wünschen, ein bisschen netter zu ihr gewesen zu sein.
     
2. KAPITEL
    Becky Lynn war es eine volle Woche gelungen, Tommy Fischer und seiner Gang aus dem Weg zu gehen. Was nicht einfach gewesen war, denn die Jungs kurvten ständig überall herum, immer Ausschau haltend nach einem Opfer. Um ihrer Langeweile zu entfliehen, wie sie vermutete. Aber nicht mit ihr.
    Nachdem sie den Marktplatz erreicht hatte, warf sie erst einen raschen Blick um die Hausecke, ehe sie sich anschickte, ihn zu überqueren. Im Laufschritt eilte sie auf den Frisiersalon zu. Bend, so benannt, weil es in der Krümmung des Tallahatchie River zwischen Greenwood und Greenville lag, war um den Marktplatz herum erbaut. Hier befanden sich alle wichtigen öffentlichen Gebäude wie die Polizeistation, das Gericht und das Rathaus ebenso wie die besten Geschäfte – größere Einkaufsmeilen fand man entweder in Greenwood oder in Greenville, und die nächste richtige Stadt war Memphis. Der Marktplatz von Bend jedoch, auf dem die ausladenden Magnolien und die Mimosenbäume wohltuenden Schatten spendeten und dem die rosa, pinkfarbenen, weißen und lila Blüten der Azaleen- und Oleanderbüsche einen bunten Anstrich verliehen, kam den Orten, die Becky Lynn aus den Hochglanzmagazinen kannte, zumindest näher als alles andere, was sie sonst kannte.
    Und doch längst nicht nah genug, dachte sie in dem Moment, in dem ein Motor aufheulte und sie aus ihren Gedanken riss. Als vertrautes Gejohle an ihr Ohr drang, schnürte sich ihr die Kehle zu. Wie ein drohendes Verhängnis sah sie Tommy Fischers roten Jeep auf sich zukommen.
    Glücklicherweise war das Cut ’n Curl bereits in Sichtweite. Becky Lynn begann zu rennen, und zwei Minuten später hatte sie das schützende Haus erreicht.
    Miss Opal, Besitzerin des besten Frisiersalons am Platz, stand gerade vor dem Spiegel, in der Hand eine Spraydose und den Kopf einhüllt in einen Sprühnebel, der nun langsam auf ihr platinblondes Haar niederrieselte. Als Becky Lynn hereingestürmt kam, ließ sie die Hand sinken, stellte das Haarspray auf einer Konsole ab und drehte sich um. „Warum so eilig, Mädchen? Du siehst ja aus, als wäre der Teufel persönlich hinter dir her.“
    Ja, und er fährt einen feuerroten Jeep. Becky Lynn schnappte nach Luft und zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, Ma’am. Ich wollte nur nicht zu spät kommen.“
    Miss Opal lächelte. „Du kommst doch nie zu spät, Becky Lynn. Und das ist etwas, das ich sehr an dir zu schätzen weiß, um das mal zu sagen.“
    Becky Lynns Wangen brannten. Befangen verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Danke, Miss Opal.“
    Miss Opal legte den Kopf etwas schräng und musterte Becky Lynn nachdenklich. „Was ist los mit dir, Becky Lynn? Ist alles okay? Du siehst irgendwie komisch aus heute.“
    „Nein, Ma’am. Ich meine … ja, Ma’am, es ist alles okay.“
    Noch immer nicht ganz überzeugt, betrachtete Miss Opal Becky Lynn forschend durch ihre an den Seiten spitz zulaufende Brille. „Hast du heute Morgen etwas gefrühstückt?“ erkundigte sie sich, während sie auf Becky Lynn zuging und dicht vor ihr stehen blieb.
    Unangenehm berührt von dem Gedanken, dass Miss Opal entdecken könne, dass sich ihre großen Zehen fast durch das dünne Leder ihrer zu kleinen Turnschuhe bohrten, trat Becky Lynn einen Schritt zurück und stellte den rechten Fuß auf den
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