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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Autoren: Erica Spindler
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keine Einmischung duldete, wandte er nun seinen Zorn gegen seine Frau. Er funkelte sie wütend an. „Halt dich da raus, ja?“
    „Ich helfe Mama in der Küche“, flüsterte Becky Lynn und machte einen Schritt vorwärts in Richtung Küche.
    Ihr Vater packte sie brutal am Arm, seine vom Alkohol aufgedunsenen Finger gruben sich tief in ihr Fleisch. Sie wimmerte auf vor Schmerz, wagte es aber nicht, sich zu wehren.
    „Was hast du an Geld mit heimgebracht?“
    „Zwölf Dollar.“ Siebzehn einschließlich der Fünf-Dollar-Note, die sie in ihrem Schuh versteckt hatte.
    Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. „Du solltest mich besser nicht anlügen.“
    Sie straffte die Schultern und hielt seinem Blick entschlossen stand. „Ich lüge nicht, Daddy.“
    „Taschen ausleeren! Los!“ Er ließ sie los und trat leicht schwankend einen Schritt beiseite.
    Sie tat, was er ihr befohlen hatte, und gab ihm das Geld. Er blickte sie forschend an, begann es zu zählen und hielt ihr anschließend zwei Dollar hin. Während sie auf die zusammengeknüllten Scheine starrte, dachte sie an die vielen Köpfe, die sie dafür gewaschen, und an die Berge von Haaren, die sie vom Boden aufgekehrt hatte. Und daran, dass das Geld wahrscheinlich reichen würde, ihrem Vater den nächsten trockenen Donnerstag zu ersparen.
    Bitterkeit wallte in ihr auf. Plötzlich hatte sie einen schlechten Geschmack im Mund. Eigentlich sollte sie froh und dankbar sein. Immerhin hatte er ihr zwei Dollar gelassen. Meistens nahm er ihr alles weg.
    Die Fliegentür klappte, und einen Moment später stand ihr Bruder Randy im Zimmer. Für einen Augenblick verlagerte sich Randall Lees Aufmerksamkeit auf seinen Sohn. Er machte einen taumelnden Schritt auf ihn zu. Randy war achtzehn und schon genauso groß wie sein Vater. Und fast so gemein. Diese Eigenschaft hatte ihm auf dem Footballfeld bei seinen Mitspielern den Spitznamen Madman Lee eingetragen. „Wo kommst du her, Junge?“
    Randy zuckte gleichmütig die Schultern. „War mit meinen Kumpels unterwegs.“
    Randall Lee öffnete den Mund, offenbar um eine Strafpredigt vom Stapel zu lassen, doch dann rülpste er lediglich ungeniert und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Tochter zu.
    Randy streifte Becky Lynn mit einem gleichgültigen Blick und schob sich an ihr vorbei in die Küche. Wut kochte in ihr hoch. Ihr Bruder kam fast immer ungeschoren davon. Auf Randy, den Starstürmer des Footballteams der High School von Bend, ließ Randall Lee so gut wie nichts kommen. Er konnte sich alles erlauben. Weil er eine Sportskanone war und die richtigen Freunde hatte. Typen wie Tommy Fischer.
    Nein, ihr Vater hob sich all seinen Hass, seine Niedertracht und Bitterkeit für sie, Becky Lynn, auf. Das war noch nie anders gewesen. Und sie wusste nicht, warum.
    Wie ungerecht er war. Voller Zorn hob sie trotzig das Kinn und schaute ihren Vater an, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen. „Kann ich jetzt gehen?“
    „Du gehst erst, wenn ich es dir erlaube.“
    „Was glaubst du, warum ich gefragt habe?“ Idiot. Arschloch.
    Angesichts ihres Tonfalls begann sich sein Stiernacken langsam mit einer purpurfarbenen Röte zu überziehen. Sie kroch höher und höher, bis sie seine Wangen erreicht hatte. Er streckte die Hand aus, packte Becky Lynn am Handgelenk und zog sie zu sich heran, wobei er ihr den Arm so weit verdrehte, dass sie vor Schmerz aufschrie. „Woher nimmst du eigentlich das Recht für deine Unverschämtheiten?“ brüllte er sie an. „Genau wie deine Mutter, die tut auch immer so, als wär sie was Besonderes.“ Er zerrte sie durchs Zimmer hin zu dem einzigen Fenster, wobei er ihr wieder den Arm verdrehte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie drängte sie mit aller Kraft zurück. „Schau dich doch an, Becky Lynn Lee!“ Er packte sie an den Haaren, um sie zu zwingen, sich ihr Spiegelbild, das die Fensterscheibe reflektierte, zu betrachten. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Tränen Einhalt zu gebieten. „Welcher Mann soll dich bloß jemals heirateten, sag mir das, los!“ Seine fleischigen Finger gruben sich in ihre Schultern, und er schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. „Wahrscheinlich werd ich mir für den Rest meines Lebens deine blöde Fresse anschaun müssen. So, und jetzt verschwinde. Geh mir aus den Augen, aber ein bisschen dalli! Du machst mich krank!“
    Er versetzte ihr einen harten Stoß vor die Brust, so dass sie ein paar Schritte
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