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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht
Autoren: Kris Kennedy
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unaufhaltsam.
    Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass sie Roger nie wiedersehen würde, also tat sie es nicht. Es war unmöglich, sich vorzustellen, sie würde Jamie niemals wiedersehen, also tat sie es nicht. Niemals wieder zu fühlen, wie Jamie sie mit seinem Lächeln zu seinem Ziel machte, niemals mehr seinen Daumen zu spüren, der ihren Nacken streichelte, so viel beherrschte Kraft, wenn er auf ihr lag. Niemals die Wölfe hören. Luft atmen. Ihre harten, hässlichen Stiefel fühlen, die wieder die feste, wunderschöne Erde berührten.
    Die Dinge, an die sie nicht denken konnte, wuchsen und wuchsen, bis sie ein winziger Stachel aus Dunkelheit inmitten all der hellen Dinge waren, die sie sich in dieser Welt nicht vorstellen konnte.
    Sie schlüpfte in das Vorzimmer des Königs. Es war nicht schwer; Eva wusste, wie sie sich unsichtbar machte. Sie saß auf einer kleinen Bank an der Wand, starrte auf nichts, bis sie ein Geräusch hörte, das Scharren von Stiefeln draußen auf dem Steinboden.
    Sie stand auf und zog ihren Umhang fester um sich; so blieb sie so lange wie möglich ungesehen und konnte ihren Vater, den König, töten, bevor er noch jemanden zerstörte, den sie liebte.

60
    J amie zerrte wieder an seinen Fesseln. Kein Knacken von Holz. Er ballte die Fäuste und zog wiederholt an den Stricken, bis seine Arme und sein Bauch brannten, dann hielt er inne, um Atem zu holen. Er starrte hinauf an die Decke.
    Eva hatte recht gehabt. Ry ebenso. Ganz besonders Ry. Jamie hatte seit Jahren in einer Totenwelt gelebt, hatte weder die Hände ausgestreckt noch sich bewegt. Unentschlossenheit hatte sein Leben gekennzeichnet, trotzdem war sein Handeln immer unerschütterlich gewesen.
    Aber jetzt stand er am Wendepunkt. Wenn er nicht Anspruch auf Everoot erhob, würden andere es tun. Das hatte ein Feuer in ihm entzündet, obwohl er es ignoriert hatte. Mit der Möglichkeit konfrontiert zu sein, dass jemand anders Everoot regieren würde, hatte ihm die Luft abgeschnürt.
    Es beanspruchen zu müssen, um Eva zu retten, ließ ihn wieder zu Atem kommen. Er könnte es tun. Er würde es tun. Ein Gefühl von Macht und Schicksal feuerte seine Entschlossenheit an.
    Genug damit, noch länger zu grübeln; es war Zeit, sich zu befreien.
    Nackt und gefesselt auf diesem Bett zu liegen, gab einem Gelegenheit, über die Fehler nachzudenken, die man in der Vergangenheit gemacht hatte. Zum Beispiel musste er Eva einschärfen, wie wenig er ihre Methode schätzte, Probleme zu lösen.
    Er begann einen erneuten Angriff auf die Bettpfosten.
    Ry und Angus kamen im Kielwasser eines Zugs von Händlern und Huren nach Everoot. Unverzüglich machten sie sich auf die Suche nach Lucia, der dunkelhäutigen, heißblütigen jungen Italienerin, die vor Jahren auf Baynard Castle gedient hatte und die fortgegangen war, als Ry gegangen war. Weil er gegangen war. Ihr war es egal, dass er Jude war oder dass er die meisten seiner Tage in tödlicher Gefahr verbrachte oder dass er kaum die Hände von ihr lassen konnte, wann immer sie sich nahe waren. Für sie zählte nur, dass er sie anlächelte, keine andere Frau ansah und sich verpflichten würde, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.
    Dies war zum Streitpunkt geworden: Rys Leben drehte sich darum, Jamies zu retten, da er das seiner Familie nicht hatte retten können, und er war nicht in der Lage gewesen, dieses Leben aufzugeben. Nicht einmal für Lucia.
    Sie hatte ihm schließlich mit einem lässigen Zurückwerfen ihrer dichten dunklen Haare den Laufpass gegeben und gesagt, sie wolle ihn nie wiedersehen.
    Ry hoffte, dass das nicht stimmte. Sie hatte keinen anderen geheiratet, und sie war im Dienst des Königs geblieben, obwohl sie einen Platz in jedem adligen Haushalt bekommen hätte. Wünschte sie ihn wirklich niemals wiederzusehen, dann hätte sie das doch getan. Richtig?
    Er und Angus suchten sie in allen Ecken und Winkeln von Everoots Castle. In seinen Gedanken plante Ry die Wiedervereinigung. Er würde sie küssen, fragen, ob sie ihn heiraten wolle, verlangen zu erfahren, wo Roger und Jamie waren. In dieser Reihenfolge.
    Jamie spannte das Kinn für einen weiteren mächtigen Ruck an den Stricken an, als die Tür aufflog. Er riss den Kopf hoch und starrte Roger, Ry und Angus an, die auf der Schwelle standen.
    Sie schauten auf seinen nackten, an die Bettpfosten gebundenen Körper, und ihnen fiel die Kinnlade herunter. »Jesus, Jamie«, knurrte Ry. »Was ist passiert?«
    »Eva ist passiert«, warf Roger
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