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Gefällt dir, was du siehst?

Gefällt dir, was du siehst?

Titel: Gefällt dir, was du siehst?
Autoren: Alex Bernhard
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dir zwar das ‚du‘ angeboten, aber das geht nun doch etwas zu weit.“
    Ich fuhr herum. Vor mir stand Saskia Groß und lächelte mich an.
    „Ich habe nicht Sie gemeint.“ Im gleichen Moment hätte ich mir selbst in den Arsch treten können – das war nun wirklich das Dümmste, was man auf einen so offensichtlichen Scherz erwidern konnte.
    „Das hoffe ich.“ Sie lächelte mich freundlich an. „Wobei … in der richtigen Situation.“
    Ich hob die Hände. „Frau Groß, ich möchte …“
    „Saskia.“
    „Gut. Also: gerne. Saskia. Aber, Saskia, ich möchte Sie … ich möchte dich bitten, so etwas nicht zu mir zu sagen.“ Ich atmete tief durch. „Wir haben uns gestern wahrscheinlich gegenseitig auf dem falschen Fuß erwischt, aber bevor das nun weiter geht: Ich finde nicht, dass wir hier im Büro auf diese schlüpfrige Art miteinander umgehen sollten.“
    Sie legte den Kopf leicht zur Seite, nahm wieder die Brille ab und ließ sie spielerisch zwischen ihren Fingern baumeln. Der große weiße Kragen und der tiefe Ausschnitt ihres Outfits verführten meinen Blick wieder dazu, ein paar Zentimeter tiefer wandern. Schnell zwang ich mich, ihr in die Augen zu schauen.
    „Entspann dich, Mike. Ich mache doch nur Spaß“, sagte sie. Dann deutete sie auf die Teufelsmaschine. „Probleme?“
    Ich nickte. „Ja, leider. Irgendwie kann ich mir nie merken, wie ich mich richtig bei diesen Dingern anmelde.“
    „Das mag daran liegen, dass du im falschen Stockwerk bist.“
    „Im … wie …“ Ich schaute sie groß an.
    „Du kannst dich mit deinem Code nur auf den Geräten anmelden, die für dich freigegeben sind“, erklärte sie mir. „Und die hier auf der Geschäftsführungsebene sind vielleicht“, sie lächelte mich von schräg unten an, „eine Nummer zu hoch für dich.“
    „Ich bin Abteilungsleiter“, sagte ich mit belegter Stimme und hörte selbst, wie albern das klang. Was, um Gottes Willen, hatte mich dazu verleitet, in den Fahrstuhl zu steigen und hier hoch zu fahren, statt einfach auf meiner Etage zu bleiben, wo die Technik mir gehorchte und ich keinen Frauen über den Weg lief, die ich nicht sehen wollte.
    „Du willst mich also nicht sehen?“, fragte sie. Konnte dieses Weib Gedanken lesen? Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen stieg.
    „Komm, ich helfe dir“, sagte sie, beugte sich vor, wobei sie es schaffte, mit ihrem Oberkörper meinen Arm auf eine Art und Weise zu streifen, die nicht angebracht war, und tippte auf der Tastatur herum. „Jetzt bist du“, sie lachte, „bei mir drin. Mehrfach?“
    „Äh …“
    „Das soll vermutlich Ja, ich möchte mehrere Seiten scannen heißen, richtig?“ Das vertraute Surren des Scanvorgangs begann. „Komm, lass mich mal.“
    Dankbar trat ich einen Schritt zurück, während sie den Deckel der Teufelsmaschine hob und das Fachbuch über Betriebskommunikation umblätterte, aus dem ich ein Kapitel für eine meiner Arbeitsgruppen scannte. Ich setzte mich auf den Tisch, der hier im Technikraum stand, und sah ihr dabei zu, wie sie die Seiten für mich digitalisierte. Von hinten gewährte das weitausgeschnittene Oberteil zum Glück keine so verwirrenden Einblicke. Stattdessen kam ihr Apfelarsch in der hellgrauen Nadelstreifenhose heute wieder perfekt zur Geltung. Beiß nicht gleich in jeden Apfel, summte in meinem Kopf der bekannte Schlager, denn er könnte sauer sein. Nun: Sauer war wirklich das letzte, an was ich dachte, während Saskia Groß mir gerade so nett aushalf. Allerdings wusste ich auch, wie das Lied weiter ging: Küss nicht jedes schöne Mädchen, denn das kann gefährlich sein.
    „So“, sagte das schöne Mädchen vor mir, von dessen Gefährlichkeit ich bereits überzeugt war, „das hätten wir. Ich schicke es dir direkt auf deinen eMail-Account.“ Sie drehte sich zu mir um und lehnte sich an die Maschine. „Kann ich noch etwas für dich tun?“
    „Nein, danke. Das war sehr nett von dir.“
    „Ich bin gerne … nett.“ Ihre linke Augenbraue wölbte sich nach oben, als wolle sie in Wirklichkeit etwas ganz anderes sagen. Ich merkte, wie mir warm wurde; unwillkürlich fuhr meine Hand an den Krawattenknoten, um ihn zu lockern.
    „Lass mich das machen“, sagte Saskia, trat an mich heran und hob die Hände. Ich schluckte schwer; da ich breitbeinig auf dem Tisch saß, war sie mir nun sehr nah gekommen.
    „Schöne Krawatte“, lobte Saskia. „Armani?“
    „Möglich“, murmelte ich. „Hat meine Freundin ausgesucht.“
    „Dann hat sie in
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