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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht
Autoren: Melissa de La Cruz
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hundert Venatoren in der physischen Welt gespürt, die den ehemaligen Conduit bewachten. In der Gedankenwelt traf er hingegen nur auf drei Wahrheitssucher.
    Es war seltsam, dass sich seine Feinde dafür entschieden hatten, ihre Kräfte in der Realität zu sammeln. Sie mussten doch wissen, dass Abbadon sie zuerst in der Gedankenwelt angreifen würde. Die kleine Abordnung konnte nur eines bedeuten: Die Venatoren fürchteten ihn nicht. Aber warum?
    Jack beugte sich vor und ballte die Fäuste.
    Der erste Venator stürzte kopfüber auf ihn zu und schwang sein schwarzes Schwert. Jack wehrte den Schlag ab, indem er den Venator am Handgelenk packte und die Klinge auf den Körper seines Feindes richtete. Er nutzte die Wucht des Angriffs aus und bohrte das Schwert direkt in das Knie seines Widersachers, zerschnitt das Fleisch und durchstieß das Gelenk. Der Venator wälzte sich unter heftigen Schmerzen zur Seite und verschwand aus der Gedankenwelt. Die verbliebenen zwei Venatoren bildeten einen engen Kreis um Jack.
    Diesmal griffen sie gleichzeitig an. Der eine kam frontal auf ihn zu, während der andere sich von hinten heranpirschte. Jack sprang rückwärts, um sich gegen die Brust des zweiten Gegners zu werfen. Er traf den Mann mit voller Wucht und noch bevor dieser sein Schwert gezogen hatte. Der Venator ging benommen zu Boden.
    Mit dem Sprung hatte Jack sich auch aus der Reichweite des Mannes vor ihm gebracht. Er nutzte die Gelegenheit, um dem gestürzten Venator das Schwert zu entreißen, bevor auch dieser aus der Gedankenwelt verschwand. Jack schwang das Schwert in hohem Bogen, er fühlte das Gewicht der Waffe, spürte die ihr innewohnende Kraft.
    Er warf die Waffe in die andere Hand und zeichnete nur wenige Zentimeter vor der Brust des Venators eine Linie in die Luft. »Ruf deine Freunde. Ihr wart überheblich, nur drei Männer auszusenden, obwohl ihr hundert zur Verfügung habt. Ruf sie alle herbei, wenn du glaubst, dass ihr mich heute Nacht besiegen könnt.«
    Jack hielt dem Blick des Mannes stand, ohne zu blinzeln. Er wartete, bis der Venator sich aus der Gedankenwelt entfernt hatte, bevor er die Hand am Schwert etwas lockerte.
    Würden sie den Köder schlucken? Ihr Plan würde nur aufgehen, wenn Jack alle Venatoren aus Olivers Zimmer in die Schattenwelt locken konnte.
    Jack wartete angespannt und allein in der Leere der Gedankenwelt. Das Schwert hielt er kampfbereit. Wo blieben sie bloß?
    Endlich tauchte der erste Venator auf.
    Jack hob sein Schwert und als immer mehr von ihnen erschienen, hielt er es noch weiter in die Höhe. Er hatte sich verkalkuliert. Es waren weit mehr als hundert. Ihre Anzahl war niederschmetternd. Fast alle Venatoren, die im Dienst des Europäischen Ältestenrates standen, mussten sich hier versammelt haben. Die Gräfin wollte Rache um jeden Preis, so viel stand fest.
    Er war umstellt. Jack tat das Einzige, was er tun konnte – er senkte die Waffe. Gegen eine Truppe dieser Stärke war sie nutzlos. Der Kreis um ihn wurde immer enger. Die Mienen der Venatoren waren ausdruckslos. Sie hatten keine Angst. Ihre Anzahl war gewaltig, ihre Kraft überwältigend.
    »Gib auf, Abbadon! Du hast keine Chance.« Die Worte kamen von einem Vampir, den Jack nicht kannte. Der Venator, der die Truppe leitete, war nicht mehr als ein Fußsoldat in der himmlischen Armee, die Jack vor langer Zeit angeführt hatte.
    Das würde ein Leichtes werden. Jack musste sich nur noch verwandeln. Er beschwor den unsterblichen Geist herauf, der von jeher Teil seines Blutes war. Abbadon, Engel der Apokalypse. Zerstörer der Welten.
    Doch nichts geschah. Es sprossen keine dunklen Flügel aus seinem Rücken, keine Hörner wuchsen an seiner Stirn, er stand ohne die Kraft von Millionen Dämonen da. Er blieb Jack Force. Ein achtzehn Jahre alter Junge.
    Aaaahhhh!
    Jetzt wusste er, welches Spiel sie trieben.
    Er hatte unzählige Vermutungen angestellt, nachdem Skyler die beiden Kreise auf seine Handfläche gemalt hatte. Ihm war ihr Zittern nicht entgangen, als sie den Ring an seinen Finger gesteckt hatte. Sie hatten einen verfluchten Liebesbann über sie gelegt, um seine Macht zu bezwingen. Um zu verhindern, dass er sich in Abbadon verwandelte. Gefangen von der Liebe, die sie für ihn empfand. Er hatte den verräterischen Stein bemerkt, den sie getarnt als Anhänger um ihren Hals trug. Die Venatoren hatten sie beobachtet, sie hatten gewartet. Das ist es, was sie wollten. Sie wollten ihn schwach und verwundbar, seiner unsterblichen
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