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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht
Autoren: Melissa de La Cruz
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die Silentio nicht gewesen wäre, hätte der Lärm die ganze Stadt aufgeweckt. Das Dach senkte sich, aber es hielt. Inzwischen war es dem Venator gelungen, auf den Holzhaufen zu klettern und sich Skyler zu nähern. Sie machte rasch kehrt, zerschlug den nächstbesten Pfosten und schleuderte ihn ihrem Angreifer entgegen.
    Der Venator sah auf, gerade als das erste Holzstück gegen seine Schulter krachte. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit hielt er ein weiteres Balkenteil davon ab, ihn niederzuwerfen, indem er sein Schwert hineinbohrte.
    Das war die Gelegenheit. Skyler sprang auf den Venator zu und trat mit voller Wucht gegen seine Hände, die den Griff des Schwertes umklammerten. Lautlos brach es in zwei Hälften. Skyler zog ihr eigenes Schwert und drückte es gegen seine Kehle.
    »Gib auf!«, verlangte sie. Ihre Stimme hallte durch das Zimmer. Sie hatte den Bann aufgehoben, indem sie sein Schwert zerbrochen hatte.
    Der Venator sah sie nur voller Verachtung an. »Du kannst mich umbringen, doch wenn du das tust, ist das auch das Todesurteil für deinen Freund.« Er hob die Hand, drehte seine Handfläche nach oben und enthüllte einen Stein, der an einer Kette hing – und in dem Stein befand sich ein Bild.
    Es zeigte Oliver Hazard-Perry gefesselt und mit verbundenen Augen.
    Skyler schnappte nach Luft. »Das ist ein Trick. Oliver ist in New York«, presste sie hervor und hielt ihr Schwert weiter gegen seinen Hals.
    »Er ist vor einer halben Stunde gelandet. Wir haben ihn am Flughafen erwischt.«
    »Aber warum sollte er in Italien sein?« Und dann wurde es ihr klar: Jacks geheimnisvolle Vorbereitungen. Als er sie gestern Abend gefragt hatte, was sie sich am meisten zur Hochzeit wünschte, hatte sie ihm gesagt, dass sie am wichtigsten Tag ihres Lebens gern ihre Freunde bei sich hätte. Natürlich sei es unmöglich und auch dumm von ihr, sich etwas zu wünschen, was sie nicht haben konnte. Oliver arbeitete für das Archiv in New York und niemand wusste, wo Bliss abgeblieben war. Doch Jack hatte es möglich gemacht. Ihr Liebster hatte ihre Freunde zur Hochzeit eingeladen.
    Ihr wurde warm ums Herz, aber ihre Freude musste warten. Oliver war eine Geisel. Ihr lieber Freund – sie fühlte einen Kloß im Hals, als sie an seine Selbstlosigkeit dachte. Er war weit gereist, um ihre Hochzeit mitzufeiern. Er war als Gast gekommen und zu einem Opfer geworden.
    Skyler drückte die Klinge noch fester gegen die Kehle des Venators. »Was willst du für sein Leben?«
    Der Wahrheitssucher lächelte. »Ich wusste, dass du mir entgegenkommen würdest. Wir hätten das auch ohne diesen ganzen Krawall erledigen können.« Er holte einen Samtbeutel aus der Tasche und schüttelte einen Ring aus Weißmetall heraus.
    »Den gibst du Abbadon«, befahl er und wisperte ihr dann ins Ohr. »Sorge dafür, dass er ihn immer trägt.«
    »Was bewirkt er?«, fragte Skyler und starrte den Ring an.
    »Der Ring wird ihn daran hindern, seine wahre Gestalt anzunehmen. Wenn wir uns wiedertreffen, wird er nicht in der Lage sein, uns zu überwältigen, und wir werden euch beide in Gewahrsam nehmen. Deine Liebe zu Abbadon ist in diesen Ring eingegossen. Solange deine Liebe zu ihm anhält, wird der Ring Abbadons Kräfte im Zaum halten.«
    Sie schnappte nach Luft. Der Ring hatte die Macht, den tiefsten, wichtigsten Teil ihrer Seele in eine Fessel, eine Handschelle zu verwandeln. Sie wollten Jack mithilfe ihrer Liebe zu ihm in eine Falle locken. »Nein, das kann ich nicht! Das werde ich nicht tun!«
    »Du wirst tun, was man dir sagt, oder ich werde dafür sorgen, dass dein Freund langsam und qualvoll zugrunde geht. Wenn du Abbadon die Wahrheit sagst, wenn du versuchst, Hilfe zu holen, wird dein Freund augenblicklich sterben. Nimm diesen Stein und trage ihn um deinen Hals. Damit können wir sehen, was du siehst, und hören, was du hörst – auch in der Gedankenwelt. Gib Abbadon den Ring. Oder opfere deinen Freund. Wir werden dich beobachten.«
    Dann stellte der Venator mit wenigen Worten den ursprünglichen Zustand des Zimmers wieder her.

3
Das Wiedersehen
    D er Mann in Schwarz verschwand genau in dem Moment durch das Fenster, als sich die Tür erneut öffnete. Diesmal betrat Jack das Zimmer. Skyler steckte den Ring eilig in den Samtbeutel, doch wie es der Venator angeordnet hatte, trug sie die Kette mit dem Stein um den Hals.
    Jack hatte einen besorgten Ausdruck auf seinem hübschen Gesicht. Er setzte sich schwer seufzend aufs Bett und zog die Schuhe aus.
    »Was ist
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