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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis
Autoren: Chiara Strazzulla
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und suche den Prinzen.« Vandriyan warf ihm noch einen durchdringenden Blick zu, dann ging er zur Tür. »Und du könntest mir einen Gefallen tun und Greyannah holen.«
     
    Kurz darauf wurde eine dringliche Sitzung einberufen, an der Vandriyan, Greyannah, Theresian, der Prinz Slyman und der Einsame teilnahmen.Auch Alvidrin war in seiner Funktion als Hoher Ratgeber anwesend und Viridian als Kommandant der Droqq. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Slyman war sichtlich besorgt, Greyannah sehr ernst, der Einsame war richtiggehend unruhig und konnte keinen Augenblick still sitzen, er sprang immer wieder auf, lief mit großen Schritten im Raum auf und ab und führte dazu halblaute Selbstgespräche.Vandriyan erklärte mit wenigen knappen Worten die Lage, und immer, wenn er den Namen Lyannen aussprach, erschien in seinen Augen ein rätselhaftes Leuchten, das Stolz und Besorgnis zugleich ausdrückte. Jedes Mal, wenn er sich unterbrach, nickte Slyman heftig. Er sagte kein Wort, warf jedoch beinahe flehentliche Blicke zum Einsamen, der zu ihm hinschaute, ehe er weiter im Raum herumlief und seine Selbstgespräche wieder aufnahm. Viridian versuchte, seine Aufregung zu verbergen. Alvidrin beugte sich über Slyman, als wolle er ihn vor der schweren Last beschützen, die Vandriyan verkündete. Theresian wirkte finster wie eine Gewitterwolke und seine schwarzen Augen schauten ausdruckslos in die Runde.
    Schließlich hatte Vandriyan seinen Bericht beendet und es herrschte helle Aufregung. Der Einsame hörte auf, seine Runden
durchs Zimmer zu drehen. Alvidrin hatte Slyman einen Arm um die Schulter gelegt und musterte ihn, um zu sehen, wie er wohl reagieren würde. Nun lag die Entscheidung allein in den Händen dieses jungen Mannes. Slyman presste die Lippen zusammen, als fiele es ihm wirklich schwer zu sagen, was er zu sagen hatte. Er öffnete den Mund, doch seine Stimme gehorchte ihm nicht. Darauf schloss er ihn wieder und nahm einen noch grimmigeren Gesichtsausdruck an. Der Einsame nickte ihm aufmunternd zu und ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
    Die Worte des einzigen rechtmäßigen Thronfolgers fielen schwer wie Steine in dieses bedrückende Schweigen.
    »Hauptmann Vandriyan. Lasst bitte mein Pferd satteln. Ich werde so bald wie möglich aufbrechen.« Er warf einen eindringlichen Blick in die Runde, als wolle er damit jeden Einspruch im Keim ersticken. »Allein.«
    Die Männer starrten ihn bestürzt an, als trauten sie ihren Ohren nicht. Theresian schaute zu Vandriyan hinüber, wie um zu sagen: »Ich habe es dir ja gesagt.«. Der Einsame schnaubte geräuschvoll. Es war schwer zu entscheiden, was ihm durch den Kopf ging.
    »Ich habe die Absicht, allein zu gehen«, wiederholte Slyman mit festerer Stimme.
    »Herr«, brachte Alvidrin mit Mühe heraus und beugte sich über ihn. »Was Ihr vorhabt, ist Wahnsinn.«
    Slymans Antwort überraschte alle, niemand hätte sich je vorgestellt, dass er so etwas sagen könnte. »Ich weiß.«
    »Dann bitte ich Euch, lasst es bleiben, wenn Ihr das schon selbst zugebt«, schloss Alvidrin zuversichtlicher.
    »Ich habe nicht die Absicht, Lyannen in dieser schwierigen Lage allein zu lassen«, verkündete Slyman mit gebieterischer Stimme, die so gar nicht nach ihm selbst klang. »Oder hier in Sicherheit abzuwarten, während er auch für mich sein Leben aufs Spiel setzt.«

    »Herr, so versucht doch zu verstehen«, sagte Alvidrin, doch es war ihm anzusehen, dass er schon wusste, wie nutzlos seine Bemühungen waren. »Selbst wenn Ihr ginget, könntet Ihr ihm in keinster Weise helfen. Ihr setzt einzig Euer Leben aufs Spiel. Wenn Ihr schon nicht an Euch denkt, dann denkt doch wenigstens an Euer Volk, denkt an den König.« Und seine Stimme zitterte, als er hinzufügte: »Wenn wir Euren Überlegungen folgen wollten, dann müsste das ganze Volk der Ewigen hinter ihm her.«
    »So hätte es von Anfang an geschehen sollen«, erwiderte Slyman. »Wenn wir immer vereint vorgegangen wären, wären wir heute vielleicht schon viel weiter. Man löst keine Probleme, indem man sich verkriecht und so tut, als wäre nichts geschehen. Wenn wir alle - Ewige, Sterbliche, Gnome - gemeinsam gehandelt hätten, dann hätte nicht einmal die Finsternis selbst uns aufhalten können. Aber jetzt ist es zu spät für solche Überlegungen. Was geschehen ist, ist geschehen. Und daher werde ich allein gehen.«
    »Herr«, wandte Alvidrin fast flehentlich ein.
    »Schweigt!« Slyman warf ihm einen Blick zu, der sich auf seinem
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