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Gefährliches Verlangen

Gefährliches Verlangen

Titel: Gefährliches Verlangen
Autoren: Anna Sturm
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vertretbar waren. Denn Rafael hatte so seine Prinzipien. Das hatte er damals dem Regierungsbeauftragten – er konnte sich noch nicht einmal mehr an dessen Namen erinnern - gleich deutlich gemacht, bevor er diesen Job überhaupt erst angenommen hatte. Die Regierung nannte es eine notwendige Maßnahme, er einen lukrativen Job. Es war wohl der Reiz des Geldes gewesen, der ihn dazu veranlasst hatte, in diesen Club – wie er es scherzhaft nannte – einzusteigen. Er gehörte mehr oder weniger zur Eliteeinheit schlechthin. Es gab keine bessere. Natürlich spielte es auch eine große Rolle, dass er in gewisser Weise ja als Rachengel fungieren konnte, indem er Verbrecher eliminierte. Denn in den meisten Fällen war es fast unmöglich, das Recht per Gesetz durchzusetzen. Dafür sorgten schon die Staranwälte, hinter denen sich dieser Abschaum grundsätzlich verbarg. Man brachte sie ohnehin nicht ins Gefängnis. Denn wie gesagt, dafür sorgten schon deren geschmierte Anwälte, die immerhin für ihre Dienste ein beachtliches Honorar erhielten. Manche wurden sogar so gut entlohnt, dass sie bereits mit einem einzigen Mandanten ausgesorgt hatten. Und Dreck am Stecken hatte jeder einzelne von ihnen gehabt, den Rafael aufsuchen musste, um die Gerechtigkeit siegen beziehungsweise das Gesetz walten zu lassen. Es wäre ansonsten nicht möglich gewesen, diese Verbrecher in den Knast zu bringen, damit sie ihre gerechte Strafe absäßen. Spätestens nach einer Stunde wären sie ohnehin wieder auf freiem Fuß. Daher machte es keinen Sinn, sie überhaupt erst in Untersuchungshaft zu stecken. Um jedoch Schlimmeres zu verhindern und ihnen endgültig das Handwerk zu legen, griff man hier notgedrungen zu dieser Maßnahme. Sie war sozusagen unvermeidbar für den Staat. Ein Akt der Säuberung! Dafür war er da, das war sein Job. Seine Stellenbeschreibung, wenn er denn eine gehabt hätte, hätte wohl gelautet: Beseitigung nicht tragbarer Personen in der Gesellschaft durch den Staat. Er machte die Drecksarbeit, damit die Regierung sich nicht an ihnen die Hände schmutzig machen musste und nach wie vor mit einer weißen Weste glänzen konnte. Nur ein bestimmter, elitärer Kreis kannte die Namen der sogenannten Racheengel dieser geheimen Eliteeinheit, deren Existenz in der Öffentlichkeit totgeschwiegen wurde. Denn er war bei Gott nicht der Einzige, der in dieser Abteilung seine Arbeit verrichtete. Um ihn sowie die anderen zu schützen, wurden hierüber noch nicht einmal Akten geführt. Auch hatte jeder von ihnen ein bestimmtes Codewort. So auch Rafael. Es war im Grunde genommen kein schlechter Job, obwohl sich Rafael in letzter Zeit des Öfteren gefragt hatte, inwieweit sich die Regierung überhaupt noch von den Verbrechern unterschied, die auf seiner Liste standen. Daher erachtete er es als entschieden vernünftiger, in Zukunft gar nicht mehr darüber nachzudenken. Ihm wurde ein Job aufgetragen, er führte ihn aus, kassierte ab und fertig. Und alles lief unter dem Deckmäntelchen „legale Maßnahmen mit Todesfolge“ ab.
    Gerade a ls Rafael wieder einmal von einem Spezialeinsatz zurückgekommen war, hatte er einen Anruf seines besten Freundes, Simon Crow, erhalten. Simon war ein milliardenschwerer Jungunternehmer, dessen Geschäfte manchmal ebenso zweifelhaft waren, wie die der Leute, die er beseitigen musste. Dennoch stand er noch niemals auf seiner Liste. Und hätte er es getan, wäre Rafael sicherlich derjenige gewesen, der sich Simon freiwillig zum Schutz angeboten hätte. Denn niemals hätte er es zugelassen, dass ihm nur ein einziges Haar gekrümmt worden wäre. Egal von welchem Racheengel!
    Simon war nämlich seit einer Ewigkeit für Rafael Bruder, Schwester, Vater und Mutter in einem. Seine eigene Familie hatte Rafael niemals kennengelernt, da er als Säugling einfach ausgesetzt worden war. Irgendwann hatte Rafael einfach aufgehört, über die Existenz seiner leiblichen Eltern nachzudenken. Er hatte sie einfach aus seinem Gedächtnis verbannt. Als er Simon kennengelernt hatte, entwickelte sich schon nach nur kurzer Zeit eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Männern. Simon hatte immer mehr die Bruderrolle übernommen. Bindungen zu anderen Menschen hatte Rafael niemals aufgebaut. Er misstraute einfach jedem. Nur eben nicht Simon Crow. Und so wurde Simon eines Tages für Rafael der wichtigste Mensch im Leben. Seine neue Familie.
    Als nun Simon seine Hilfe angefordert hatte, war es für ihn eine Selbstverständlichkeit gewesen, sofort
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