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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis
Autoren: Anne Perry
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dass Dr. Beck schuldig ist? Sie weist vielmehr darauf hin, dass sich ein anderer der furchtbaren Rache schuldig gemacht hat.«
    Er stellte fest, dass seine Hände zitterten und schwitzten, als er sich an dem Geländer des Zeugenstands festhielt.
    »Wenn Sie Dr. Beck verurteilen, werden Sie nie wieder behaglich in Ihren Betten liegen, weil Sie womöglich einen Mann gehängt haben, der unschuldig ist am Tod seiner Frau und an dem der armen Sarah Mackeson.«
    »Mr. Monk«, sagte der Richter entschlossen, »Sie sind hier, um eine Aussage darüber zu machen, was Sie gesehen und gehört haben, und nicht, um das Resümee des Verteidigers zu ziehen, wie gut Sie das auch zu Stande brächten.« Er wandte sich der Staatsanwaltschaft zu.
    »Mr. Mills, wenn Sie keine Fragen mehr an Ihren Zeugen haben, würden Sie ihn dann Mr. Pendreigh überlassen …«
    Er sah Pendreigh an. »Falls Sie sich in der Lage fühlen fortzufahren. Angesichts der außerordentlichen Natur von Mr. Monks Aussage und der Tatsache, dass diese Ihnen
    persönlich sehr zusetzen muss, würde das Gericht sich glücklich schätzen, Ihnen bis morgen Zeit zu geben, um sich zu sammeln, falls Sie das möchten.«
    Pendreigh sah verwirrt aus, als wüsste er kaum, wo er sich befand.
    »Ich … ich werde Mr. Monk befragen!«, sagte er schroff, drehte sich um und schaute hinauf in den Zeugenstand. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Was Sie über meine Tochter gesagt haben, ist eine abscheuliche Lüge, aber ich gestehe Ihnen zu, dass man Sie dazu gebracht hat, es zu glauben. Daher muss ich annehmen, dass diejenigen, die es Ihnen erzählt haben, es auch für wahr halten. Ich räume ein, dass jemand in seinem Wahn geglaubt hat, es sei ein Motiv für Rache, und aus dieser Parodie der Gerechtigkeit einen letzten schrecklichen Akt gemacht hat. Wenn dem so ist, kann das Gericht, wie Sie sagen, Dr. Beck nicht unter dem Deck- mantel der Ehre verurteilen. Die Verteidigung schließt die Beweisvorlage ab, Euer Ehren.«
    Er ging zu seinem Stuhl zurück wie ein Mann, der sich im Dunkeln bewegt und sich seinen Weg beinahe ertastet. Sein Anwaltspraktikant stand auf, als wollte er ihn führen, gab sich aber nicht der Vertrautheit hin, tatsächlich die Hand auszustrecken.
    Mills hatte nur noch wenig hinzuzufügen. Er wies darauf hin, dass ein solcher Rächer für Hanna Jakob durchaus im Bereich des Vorstellbaren lag. Niemand habe eine solche Person benannt, noch gebe es einen Beweis dafür, dass sie existiere. Dr. Beck andererseits sei sehr gegenwärtig. Dann fasste er alle Beweise kurz zusammen, da er wusste, dass er in dem emotionsgeladenen Saal alle Sympathie verlieren konnte, wenn er sich zu sehr an die Vernunft
    hielt.
    Der Richter instruierte die Geschworenen, und diese zogen sich zurück.
    Kristian wurde hinunter in die Zelle gebracht, und dem übrigen Gericht blieb nichts anderes, als in höchster Spannung zu warten. Niemand wusste, ob es Minuten, Stunden oder gar Tage dauern würde.

14
    Callandra verließ den Gerichtssaal, ohne eine deutliche Vorstellung davon zu haben, wohin sie ging. Sie wollte allein sein und nicht aus Höflichkeit so tun müssen, als gehe es ihr mehr oder weniger gut. Sie war von Monks Zeugenaussage ebenso erschüttert wie die übrigen Anwesenden. Sie hatte Pendreigh taumeln sehen, wie von körperlichen Schmerzen gepeinigt, aber Kristian hatte sie sich zugewandt. Sie hatte sich gewünscht, Elissa würde sich als Mensch zeigen und nicht als Heldin, der sie niemals das Wasser reichen konnte, aber sie hatte sich nicht diese peinigende Tragödie, diese Trostlosigkeit gewünscht, die für das, was einst so schön gewesen war, nur einen schrecklichen Kummer übrig ließ.
    Sie verstand, dass man so verliebt sein konnte, dass man aus dem Gleichgewicht geriet und Gut und Böse nicht mehr unterscheiden konnte, aber den Schritt, die Leidenschaft oder die Gewalt so einzusetzen, wie Elissa es getan hatte, konnte sie nicht nachvollziehen. Nichts war es wert, das eigene Ich aufzugeben, seine Seele, seine Integrität, die der Kern dessen war, was man war. So etwas zu tun machte es einem unmöglich, am Guten festzuhalten, selbst wenn man es für einen Augenblick zu fassen bekam.
    Sie schob sich durch die Menge, ohne die anderen Menschen wahrzunehmen, wollte dem Ganzen nur eine Weile entkommen.
    Hatte Elissa sich dem Irrsinn eines Augenblicks unterworfen, erschöpft und verängstigt, von allen Seiten unter Druck durch
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