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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
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»Keine gute Idee. Wir wissen noch immer nicht, was mit Ian passiert ist.«
    Drake blätterte durch das kleine Buch. »Mir schwebt jemand anders vor.«
    »Erst nachdem wir Kate gefunden haben«, erwiderte Harry.
    Zehn Minuten später trat er durch die mächtige Eichentür und wusste, dass er kein Glück haben würde. Er konnte Kates Anwesenheit nicht spüren. Komisch, dass ihm bisher nicht in den Sinn gekommen war, dass er immer sagen konnte, wo sie war. Diese seltsame Energie zwischen ihnen verband sie so sicher wie ein Seil. Im Augenblick fühlte er jedoch nur eine große Leere. Um alles noch schlimmer zu machen, erhärtete seine Ankunft die Gerüchte, die unter den Gästen im Schloss kursierten. Kate, die herausgefunden hatte, dass sie ein Niemand war, war lieber geflohen, als sich dem Zorn der Gesellschaft zu stellen.
    Die Einzige, die Kates Verzweiflung zu berühren schien, war ihre Nichte Elspeth, die ihre Mutter anfunkelte, als hätte diese eigenhändig Kates Niedergang inszeniert. Harry schöpfte Hoffnung. Und ihm wurde klar, dass Kate eine untrügliche Menschenkenntnis hatte.
    Als sie die Anstalt in Richmond erreichten, fühlte Harry sich, als würde er entzweibrechen. Nur sein unbändiger Wunsch, Kate zu finden, hielt ihn aufrecht.
    Doch Kate war nicht da. Sie durchsuchten das Gebäude, wie die Westgoten Rom geplündert hatten, und hinterließen schreiende, verängstigte Patienten und aufgebrachte Mitarbeiter, fanden jedoch keine Spur von Kate. Harry war in seinem ganzen Leben noch nie so niedergeschmettert gewesen.
    »Ich werde zurückfahren und mich noch einmal eingehend mit der Duchess unterhalten«, versprach er grimmig.
    Drake packte ihn am Arm. »Das wirst du nicht tun. Es gibt noch einen anderen Weg.«
    Kates kleine Familie brachte Bea zurück nach London. Harry folgte Drake und Kit Braxton zu einem gepflegten Haus in der Nähe von Harrow, wo sie von einer viel zu blassen, nervösen blonden Frau in Trauerkleidung empfangen wurden, die Drake ihm als Lady Riordan vorstellte.
    »Gibt es noch eine andere Anstalt?«, fragte Harry sie, noch bevor sie Platz genommen hatten.
    Sie zuckte zusammen, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. »Ich … ich kann nicht gegen meinen Ehemann aussagen. Er hat meine Kinder.«
    Drake nahm ihre Hand. »Sie müssen nicht gegen ihn aussagen. Doch die Dame, die Ihnen geholfen hat, ist entführt worden, und wir wissen nicht, wo sie ist.«
    Falls es überhaupt möglich war, wurde Lady Riordan noch blasser. »Ich weiß es nicht«, sagte sie und strapazierte damit Harrys Geduld. »Ich glaube, ja. Sie meinten, die Anstalt, in der ich war, wäre eine … Belohnung.«
    Harry riss sich zusammen. »Kennen Sie den Namen der Anstalt? Wissen Sie, wo sie ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Süden. In der Nähe des Meeres. Das ist alles, was ich weiß.«
    Harry wollte vor Enttäuschung aufschreien. Jeden Moment, den sie vergeudeten, verbrachte Kate im Dunkeln, ganz allein und nur mit den fürchterlichen Enthüllungen über ihren Vater, mit denen sie sich auseinandersetzen musste. Selbst Kate konnte nicht hoffen, das alles ohne einen Schaden an ihrer Seele zu überstehen.
    Sein armes Mädchen. Sie hatte so vieles erlitten, und er hatte sie wieder enttäuscht. Er musste sie finden und alles wiedergutmachen.
    Kate wusste nicht, wo sie war. Einer von Glynis’ Bediensteten hatte ihr Laudanum eingeflößt, ehe er ihre Hände gefesselt und sie neben den armen George auf den Boden ihrer eigenen Kutsche geworfen hatte. Die ganze Nacht hindurch waren sie gefahren.
    Als sie sie nun in den Raum sperrten, in dem niemand sie hören konnte, fühlte sie sich zerschunden und verwirrt. Ihr war übel. Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, und schlug die Augen auf. Doch es war so dunkel, dass sie nicht einmal die Umrisse der Tür erkennen konnte. In dem Raum war es kalt und feucht, und es stank. Vermutlich befand sich der Raum unter der Erdoberfläche, vielleicht an einem Fluss.
    »George?«, rief sie und versuchte aufzustehen.
    Die Welt neigte sich und schwankte, da sie nicht mehr durch einen Horizont gehalten wurde. Kates Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und ihr wurde schlecht. Sie brauchte einen Nachttopf. Aber zuerst musste sie George finden. Es war schlimm genug, dass sie hier eingesperrt war. George würde das alles nicht verstehen.
    »George, bist du hier?«
    Doch niemand antwortete ihr. Egal, wie laut sie rief oder gegen die Tür trommelte – niemand kam. Sie hörte
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