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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten
Autoren: Bryan Chick
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Richie rührte sich nicht. Noah stellte zum ersten Mal fest, wie lustig Richie mit seiner riesigen Brille, seiner Bommelmütze und seinen Glitzerturnschuhen aussah.
    «Komm schon, Richie», drängte Megan. «So schlimm wird es schon nicht werden.»
    «Wisst ihr … ich könnte ja einfach hier warten. Vielleicht …»
    «Richie!» , fauchte Ella.
    «Okay, okay!»
    Nun saß jeder der Scouts in einer Reifenschaukel. Noahs und Megans Reifen hingen an einem Baum, die von Richie und Ella an einem anderen. Die Schaukeln schwangen sanft vor und zurück und ließen die Äste über ihnen knarren. Das Gehege des SchlarAFFENlands wirkte auf einmal sehr still und leer.
    «Hmmm», meinte Ella. «Ihr habt es vielleicht noch nicht bemerkt – aber hier passiert nichts.»
    «Vielleicht müssen wir schaukeln», schlug Noah vor.
    Er legte den Rücken nach hinten und warf die Beine vor. Als der Reifen zu schwingen begann, sprang Daisy herbei und hielt ihn an.
    «Oder auch nicht», fügte Noah hinzu.
    Dann merkte er, dass Daisy auf die Seilbrücke über ihnen starrte. Er folgte ihrem Blick. Ein Schimpanse lief mit ausgebreiteten Armen hinüber und sprang auf eine der Hütten. Daisy stieß ein zufriedenes Grunzen aus.
    Aus der Hütte vernahmen sie ein Quietschen, als würde ein Hebel verschoben, und plötzlich sanken die Reifenschaukeln ein paar Zentimeter tiefer. Noah sah hoch und folgte den Seilen mit den Augen, doch er konnte durch das dichte Laub nichts erkennen.
    Er hörte ein zweites mechanisches Quietschen – noch ein Hebel war verstellt worden. Und dann öffneten sich unter den Schaukeln der Scouts wie Falltüren vier Quadrate im Boden. Kleine Steine stürzten in die Höhlen, ohne dass man ihren Aufprall hören konnte.
    Noah blickte zu Richie hinüber. Sein Freund starrte mit aufgerissenen Augen und blassem Gesicht in die Öffnung, die sich unter seinen glitzernden Schuhen auftat.
    «Leute …», begann Noah.
    «Ja?», fragten die anderen wie aus einem Mund.
    «Lasst … lasst die Seile nicht los.»
    In diesem Moment gab das Quietschen aus der Hütte über ihnen bekannt, dass ein weiterer Hebel bewegt worden war, und dann fielen alle vier Reifen gleichzeitig in die Löcher. Um die Scouts herum wurde die Welt schwarz und die Luft feucht, kalt und erdig.
    Die Scouts waren auf dem Weg in den geheimen Zoo.

[zur Inhaltsübersicht]
    3. Kapitel
    Im geheimen SchlarAFFENland
    N oah fiel und fiel und fiel. Die Luft wirbelte um ihn herum und ließ seine Jacke und die Ohrenklappen seiner Jagdmütze flattern.
    Er verlor jedes Gefühl für Zeit und konnte nur schätzen, wie viel schon vergangen war. Hin und wieder prallte der fallende Reifen gegen eine der Höhlenwände, und er geriet ins Schwanken. Aus Sorge, dass seine Füße zwischen den Reifen und der Wand eingeklemmt werden könnten, legte Noah die Füße übereinander und streckte die Beine direkt nach unten.
    Etwas Weiches, Glattes strich über seinen Körper. Es war gleich wieder fort, aber Noah wusste, was es gewesen war: Samt. Ein Samtvorhang, der den Eingang zum geheimen Zoo markierte.
    Der Reifen stürzte schließlich in einen hellen Raum voller Bäume. Noah schrie – zum Teil aus Angst, zum Teil aus Erleichterung, dass er dem unheimlichen Dunkel der Höhle entkommen war. Als der Reifen durch ein dichtes Netz aus Zweigen sank, erkannte Noah, dass er in einen Dschungel fiel – ein Dschungel, der zweifellos mit einem der Sektoren des geheimen Zoos verbunden war. Überall standen riesige Bäume. Hier und da brach helles Sonnenlicht durch die Zweige. Hunderte von Lianen baumelten in der Luft, manche fielen locker über Äste, andere verschwanden wieder in der Höhe. Ungefähr hundert Meter unter Noah befand sich eine Grasfläche.
    Noah reckte den Hals und sah nach oben. Die Reifenschaukel war durch eine Öffnung in der Krümmung eines großen Astes hereingekommen. Irgendwie war das normale Gehege des Zoos von Clarskville mit einer Höhle in diesem außergewöhnlichen Baum verbunden.
    Noah fiel immer noch. Er spähte durch die ihn umgebenden Zweige. Durch die Bäume führten lange Stege – genau wie im Gehege über ihm. In den Baumkronen befanden sich zahllose Bambushütten. Manche waren kunstvoll gefertigt, besaßen Dächer und richtige Türen; andere waren ganz schlicht und waren nicht mehr als Plattformen zwischen Baumstämmen. Lange Seilbrücken verbanden die Hütten mit fernen Bäumen. Und an vielen Stämmen wanden sich Wendeltreppen hinab.
    Noah entdeckte die anderen
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