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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Autoren: Andrea Conrad
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nickte zustimmend. Was würde dieser wohl sagen, wenn er erfuhr, dass es ein SA-Angehöriger war, der ihn angefahren hatte. Er kannte den Hass, den sein Bruder für die Nazis empfand. „Mach dir keine Sorgen. Das wird bestimmt wieder gut.“ Seine Mutter lächelte ihn aufmunternd an und drehte sich dann zu ihrer Tochter und Heinrich um. „Sie sollten losfahren. Er muss so schnell wie möglich zum Arzt.“ Heinrich bejahte, hob das Fahrrad vom Wagen und gab es ihr. Dann öffnete er die Tür auf der Beifahrerseite, damit Silke einsteigen konnte. Mit einem kurzen Diener verabschiedete er sich von Frau Rosenberg, stieg ebenfalls ein und fuhr los.

    ***

    „Es tut mir wirklich leid.“ Heinrich lenkte den Wagen durch die Mainzer Innenstadt. Er wusste nicht mehr, wie oft er in der letzten halben Stunde diesen Satz gedacht oder gesagt hatte. Er fühlte sich miserabel. Noch nie hatte er mit einem Fahrzeug einen Unfall gehabt, geschweige denn einen Menschen angefahren. Der Knall des Aufpralls dröhnte immer noch in seinen Ohren. „Es war ja nicht alleine Ihre Schuld und ich kenne meinen Bruder. Wahrscheinlich hat er mal wieder geträumt.“ Silke lächelte ihn milde an. Der Wind, der durch das geöffnete Fenster hineinkam, spielte mit ihren Haaren. Sie schob sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Er träumt gerne. Manchmal wundert es mich, dass er dennoch genug in der Realität war, um das Abitur zu schaffen. Er ist der einzige von uns, der es gemacht hat. Allerdings wird es ihm jetzt nicht mehr viel helfen.“ „Wieso?“ Heinrich suchte eine Parkmöglichkeit, als sie ihr Ziel erreicht hatten. „Er will Lehrer werden. An einer Schule oder Universität. Aber mit diesem neuen Gesetz ist es fast unmöglich geworden, einen Studienplatz zu ergattern.“ „Ich habe davon gehört.“ Er nickte knapp. Die Ereignisse in Berlin hatten ihm keine Chance mehr gelassen. Die Ideologie dieser Partei war ihm zuwider. Aber er hatte nur die Wahl: Entweder weiterhin finanziell abgesichert zu sein oder das Leben allein finanzieren zu müssen. Stolz war er nicht auf seine Entscheidung. „Kommen Sie, wir sollten Ihren Bruder hineinbringen.“ Er stieg aus und ging an den hinteren Teil des Wagens. Richard lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen. „Richard?“ Silke sprach ihn vorsichtig an. Keine Reaktion. „Richard! Er wird doch nicht ohnmächtig sein?“ Sie sah Heinrich besorgt an. Er schluckte und machte Anstalten, den Patienten zu berühren, als dieser sich rührte. „Sind wir schon da?“ „Richard, ist alles in Ordnung? Ich hatte schon Bedenken, dass du ohnmächtig geworden bist.“ „Nein, ich bin, glaube ich, eingeschlafen.“ „Eingeschlafen? Das schaffst auch nur du.“ Silkes Augen blitzten amüsiert auf. „Es war so angenehm warm. Dann das Schaukeln des Wagens. Da ist es halt passiert.“ Er zog die Luft hörbar ein, als er unabsichtlich sein rechtes Bein bewegte. „Warten Sie. Ich helfe Ihnen.“ Heinrich kletterte auf die Pritsche, half ihm auf und hinunter auf die Straße. „Die Praxis ist im Erdgeschoss. Wir müssen also keine Treppen hinauf.“ „Das kommt mir sehr entgegen.“ Richard hing in seinem Arm und versuchte trotz der Schmerzen zu lachen. „Wird er uns überhaupt helfen? Schließlich sind wir Juden.“ Auf Silkes Gesicht standen Zweifel. „Bestimmt. Er hält von dieser ganzen Sache genauso wenig wie ich.“ Heinrich brachte den Patienten mit einem Ruck in eine bessere Position, der protestierend aufstöhnte. „Entschuldigung. Aber so geht es besser.“ Gemeinsam gingen sie in das Haus und er zeigte Silke, auf welche Klingel sie drücken musste. Es dauerte einen Moment, bis die Tür geöffnet wurde. „Heinrich. Welche Überraschung!“ „Hallo, Onkel Friedrich. Ich brauche dringend deine Hilfe.“ „Ich sehe schon.“ Der erfahrene Blick des Arztes hatte die Situation direkt erkannt. „Komm, leg ihn hier drauf.“ Er rollte eine Bahre heran und Heinrich befreite sich von seiner Last. „Das sind Richard Rosenberg und seine Schwester. Ich habe Herrn Rosenberg mit dem Wagen angefahren.“ „Ganze Arbeit! Muss ich schon sagen, Heinrich. Wenn du was machst, dann richtig.“ Er untersuchte kurz das verletzte Bein und drehte sich dann zu der jungen Frau um. Sein weißer Kittel spannte leicht über dem Bauch und die krausen, grauen Haare standen vom Kopf ab. Lustige braune Augen betrachteten sie. „Ich sollte mich erst mal vorstellen. Dr. Hermann.“ Er reichte ihr die Hand zur Begrüßung und
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