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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Autoren: Andrea Conrad
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mir so unendlich. Werde ich es jemals hier ohne dich schaffen?“ Er legte den Kopf gegen die Rückenlehne, ließ sich von den wärmenden Sonnenstrahlen mitnehmen. Zurück in seine Vergangenheit.

Die Welt verändert sich

    Es war ungewöhnlich warm an diesem Frühlingstag im Mai 1933. Richard betrachtete sich in dem milchigen Spiegel, der in dem kleinen Bad an der Wand hing. Seine blonden Haare standen ihm vom Kopf ab. Er befeuchtete die Hände und versuchte sie zu bändigen.
„Ich hätte mich von Mutter nicht dazu überreden lassen sollen, zum Friseur zu gehen. Das Abitur hätte ich auch so bestanden.“ Mit einem Kopfschütteln gab er den Versuch auf, die Haare dazu zu bringen, liegen zu bleiben. Er öffnete die Badezimmertür und ging in den Flur. Von unten hörte er seine Mutter, die damit beschäftigt war, das Essen vorzubereiten. Der Duft von gebratenen Zwiebeln stieg ihm in die Nase. Er würde sich beeilen müssen, wenn er rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück sein wollte. Mit schnellen Schritten ging er in sein Zimmer, um die Schuhe anzuziehen. Als er aus dem Fenster sah, fiel sein Blick auf seine Schwester. Silke stand im Garten in der Sonne und bepflanzte einen Blumentopf mit frischen, rot blühenden Blumen. Die kleinen Blütenköpfe schienen in dem Licht zu leuchten. „Silke, leihst du mir dein Fahrrad?“ Er hatte das Fenster geöffnet und rief zu ihr hinunter. „Ich würde das Mittagessen ungern verpassen.“ Seine Schwester drehte sich zu ihm um und blinzelte in die Sonne. „Was bekomme ich dafür?“ „Du darfst das Buch, das ich mir heute hole, dann auch mal lesen.“ „Abgemacht.“ Sie lächelte ihm zu. Ihr war klar, dass das für ihn ein hoher Lohn war. Richard liebte Bücher und gab sie ungern aus den Händen. „Du solltest den Jungen ruhig mal laufen lassen.“ Samuel, der älteste der drei Geschwister, kam aus dem Schuppen. „Dann vergisst er vielleicht seine Spinnereien und macht das, was Vater für ihn vorgesehen hatte.“ „Du weißt genauso gut wie ich, dass Vater seine Meinung geändert hätte, was Richards beruflichen Werdegang anbelangt, wenn er seine Entwicklung mitbekommen hätte.“ Sie betrachtete ihren Bruder und verglich die beiden im Geist miteinander. Es war fast nicht zu glauben, dass sie verwandt waren, geschweige denn Brüder sein sollten. Samuel war groß, dunkelhaarig und eine stattliche Erscheinung. Sein Körper war muskulös. Die dunklen Augen blickten neugierig, aber auch angriffslustig in die Welt. Richard, fast einen Kopf kleiner als sein älterer Bruder, war blond, hatte blaue Augen und im ganzen ein geistiger, feingliedriger Mensch. „Er wäre eine Fehlbesetzung in der Buchhaltung des Weinguts. Es ist besser für ihn, wenn er etwas anderes macht.“ „Ich sehe das anders. Es war Vaters letzter Wille.“ Samuel stand dicht bei ihr. Sie konnte seine Autorität fast körperlich spüren. Die dunklen Augen funkelten. „Aber, wer weiß? Es würde mich nicht wundern, wenn wir uns bald generell keine Gedanken mehr um so was wie Berufswahl machen müssen. Wenn das mit dem braunen Pack so weitergeht, dann können wir uns warm anziehen.“ „Ich glaube, da siehst du zu schwarz. Wir Juden tun doch niemandem was.“ Immer, wenn Samuel von diesem Thema anfing, kroch ihr die Angst durch den Körper und jedes Mal versuchte sie seine Worte zu entkräften. Sie hatten alle die Gerüchte gehört, dass Juden in den Großstädten angeblich unter Repressalien litten. Aber die Nachbarn hier waren nach wie vor freundlich, wenn auch zurückhaltend. Die Zurückhaltung der Menschen ihnen gegenüber war für die Familie Rosenberg nichts Neues. Sie hatten sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt. Silke hoffte inständig, dass die Gerüchte, die sie gehört hatte, wirklich nur Gerüchte waren. Schließlich war ja bekannt, dass es jetzt mit Deutschland aufwärts gehen sollte, und in den Großstädten wurde gerne übertrieben. „Das wird doch alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Ihre Unsicherheit tapfer weglächelnd, sah sie zu ihm hinüber. „Du bist genauso ein Träumer wie unser kleiner Bruder.“ Samuel sah sie tadelnd an. Als Ältestem oblag ihm die Aufgabe, die Familie zu leiten. Sein Vater hatte ihn am Sterbebett eindringlich darum gebeten. Auch wenn die heimliche Leitung der Familie doch bei seiner Mutter lag. Er ließ seinen Blick über seine Schwester wandern. Sie waren nur zwei Jahre auseinander. Richard war das Nesthäkchen. Zwischen den beiden Brüdern
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