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Gefährliche Intrigen

Gefährliche Intrigen

Titel: Gefährliche Intrigen
Autoren: Emily Bold
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verschwunden. Er stieg aus dem Sattel und näherte sich der Toten. Eine sehr hübsche Blondine lag hier, mit einem Schuss in die Stirn regelrecht hingerichtet, mitten auf dem Waldweg. Er schob seinen Revolver zurück in den Gürtel und beugte sich zu der Frau hinunter. Da hielt er jäh in der Bewegung inne. Jemand hatte den Hahn einer Pistole gespannt. Logan drehte vorsichtig den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
    Da sah er sie. Logan glaubte, er hätte eine Erscheinung. Ein elfengleiches Wesen stand, in silbernes Mondlicht getaucht, direkt vor ihm auf dem Weg. Der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht, doch sie schien das gar nicht zu bemerken. Ihr Rock war vorne geschlitzt und umwehte die nackten Beine. Wild und ungestüm kam ihm das Wesen vor, so als wäre sie eine Schöpfung des Waldes. Sie war schmutzig und ihre Kleidung zerrissen, und sie sah so verletzlich aus.
    Doch dieses ätherische Wesen, das ihn gerade noch völlig verzaubert hatte, trat nun einen Schritt auf ihn zu. Sie streckte die Arme vor die Brust, und das Mondlicht reflektierte sich im Lauf der auf sein Herz gerichteten Pistole.
    »Keinen Schritt weiter!«
    Die Stimme, die vor Abscheu und Wut schon fast ein Knurren war, zerstörte die Illusion einer Elfe.
    »Eine einzige Bewegung, und ich schieße!«
    Emma konnte kaum atmen. Sie war aus ihrem Versteck hinter einem großen Baumstamm hervorgekommen, um sich diesem riesigen schwarzgekleideten Mann - der zu allem Übel auch noch bewaffnet war - in den Weg zu stellen. Doch vor ihm am Boden lag Molly. Sie würde nicht zulassen, dass jemand ihrer Zofe etwas antat:
    »Zurück!«
    Emma dirigierte ihn mit der Waffe zu einer Stelle, an der sie ihn gut im Auge behalten konnte.
    Er war sehr groß und machte ihr Angst. Sie durfte ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Logan hob die Hände und trat zwei Schritte zurück. Seine Waldfee bedrohte ihn mit einer Waffe. Hatte sie etwa die Frau vor ihm ermordet? Oder gehörten die beiden zusammen? Emma trat näher an Molly heran und beugte sich hinunter, um sie wachzurütteln. Da entdeckte sie die Schusswunde in ihrer Stirn.
    Logan sah den Schmerz in Emmas Blick, als sie die Tote berührte. Er wollte gerade versuchen zu erklären, dass hier jede Hilfe zu spät kam, und ließ seine erhobenen Hände sinken. Emma nahm die Bewegung nur aus dem Augenwinkel war, richtete die Waffe auf den Mann vor sich und drückte ab.
    Sie war wie versteinert: Sie hatte den Abzug gedrückt, um den Mann vor sich zu töten, der nicht nur Luke, sondern auch die liebe unschuldige Molly ermordet hatte. Doch nichts war passiert, sie hatte abgedrückt, und der erwartete Knall war ausgeblieben.
    Logan konnte nicht glauben, was eben geschehen war. Diese Irre hatte versucht, ihn zu erschießen. Was aus dieser geringen Distanz absolut tödlich gewesen wäre.
    Er warf sich auf die junge Frau und entwand ihr mit einer einzigen schnellen Bewegung die Schusswaffe.
    »Seid Ihr wahnsinnig!«, brüllte er sie an.
    Sein ganzer Körper hielt die zierliche Gestalt unter sich gefangen. Das Mädchen wand und wehrte sich mit ihrer ganzen Kraft.
    »Mörder!«, schrie sie ihn an und trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf ihn ein.
    Logan bekam ihre Handgelenke zu fassen und drückte ihre Fäuste auf den sandigen Boden. Blitzschnell zog Emma ihr Knie heran, um ihn damit zu treffen.
    »Himmelherrgott, Weib, beruhig Dich doch!«.
    Er hatte ganz schöne Mühe mit dieser Furie.
    »Ich tue Dir nichts!«, versuchte er nun mit ruhigerer Stimme die Situation etwas zu entschärfen.
    »Mörder! Mörder! Mörder!«, war das Einzige, was er zur Antwort bekam.
    Doch wo eben noch Hass und Wut diese Worte unterstrichen hatten, waren jetzt nur noch Verzweiflung und Angst. Tränen liefen dem Mädchen über die Wangen. Ein letztes Aufbäumen des schlanken Körpers unter ihm konnte er verhindern. Sie hatte die Augen geschlossen und allem Anschein nach aufgehört, sich gegen ihn zu wehren. Bewegungslos lag sie nun unter ihm. Emma hatte nach den Strapazen der letzten Stunden einfach keine Kraft mehr. Sie war diesem Mann völlig ausgeliefert. Er war viel stärker als sie.
    Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sein Körper, hart wie Stahl, presste sich gegen sie und hielt sie unter sich gefangen. Ihre Rippen drohten unter seinem Gewicht jeden Moment zu brechen. Seine Hände waren wie Schraubstöcke, es gab für sie kein Entrinnen. Und sie wollte nicht mehr kämpfen. Stumm formte sie mit den Lippen ein Gebet.
    Zum
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