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Geboren in Atlantis

Geboren in Atlantis

Titel: Geboren in Atlantis
Autoren: Jason Dark
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auf der Wasserfläche. Ein glückliches Geschick trieb ihren Körper in meine Nähe, so dass ich sie mit beiden Händen packen und auf den schmalen Sims ziehen konnte.
    Rücklings lag sie vor mir, die Augen geschlossen, völlig durchnässt und leichenbleich. War sie ertrunken?
    Ich drehte sie auf die Seite, dann auf den Bauch, sie erbrach sich. Plötzlich öffnete sie die Augen. Schnell drehte ich sie in eine Lage, die es ihr ermöglichte, mich anzuschauen. Über ihren Augen lag ein Schleier. Ich wollte mit ihr sprechen, da bewegte sie die Lippen und brachte die ersten Worte hervor: »Gerettet, John? Sind wir gerettet?«
    Ich nickte.
    Kara sackte zusammen, hustete und spie wieder Wasser aus, vermengt mit Magenflüssigkeit. Ich schaute derweil in die Höhe und entdeckte dort die Schwarzen Priester, die unseren Kampf gegen den Kraken wohl beobachtet hatten und zufrieden sein konnten.
    Ich war es nur zur Hälfte. Unser Job in Atlantis war getan, der Fall aber würde weitergehen, und ich musste zusehen, dass ich ihn in der Gegenwart abschloss.
    »Fühlst du dich stark genug, um laufen zu können?«
    Kara schob sich zurück. Sie bewies mir, dass sie sich auch hinsetzen konnte. »Ja, John, ich… ich werde es versuchen. Wenn du mich stützt, ist das okay.«
    »Versuchen wir es!«
    Ich gab mir Mühe, Kara auf die Beine zu ziehen. Sie war noch ziemlich wackelig, Schwindel überkam sie, doch bevor sie ausrutschen und fallen konnte, hielt ich sie fest.
    Die Waffen musste ich noch aufnehmen. Den Dolch steckte ich ein, das Schwert verschwand wieder in der Scheide, die an Karas linker Seite hing.
    Dann gingen wir den Weg zurück. Wenn ich unseren Gang beschreiben sollte, so müsste ich sagen, dass wir uns bewegten wie Greise. Ausgepumpt, völlig daneben, keine Chance, um noch einmal kämpfen zu können. Es war der glatte Horror.
    Ich schleifte mit den Füßen über den nassen Fels, und auch Kara konnte kaum ein Bein vor das andere setzen.
    Das Licht blieb hinter uns zurück, die Dunkelheit wurde dichter, aber wir sahen bereits das Dreieck des Ausgangs vor uns schimmern, wieder ein Stück Hoffnung.
    Kara hielt sich tapfer. Zwar hustete sie hin und wieder, atmete zudem rasselnd, aber sie konnte sich bald wieder von allein bewegen und auch sprechen.
    »John, ich hätte ihn nicht töten können. Er wäre stärker gewesen, er hatte meine Arme ebenfalls umschlungen.«
    »Weiß ich.«
    »Danke noch mal.«
    »Rede keinen Unsinn, das wird sich irgendwann wieder ausgleichen.«
    Nach diesen Worten gingen wir noch drei Schritte und gelangten ins Freie, in die trockene Luft, die Wärme und in die Sonne. Nach der kalten Luft war es eigentlich wunderbar, die Sonnenstrahlen genießen zu können. Selbst über Karas angespannte Gesichtszüge huschte ein Lächeln.
    Ich konnte nicht lächeln, denn mir fiel der Schatten des Schwarzen Tods ein, der ebenfalls über diesem Teil des Landes wie eine Drohung lag. Würde diese furchtbare Horror-Gestalt eingreifen oder so handeln, wie es auch die vier Schwarzen Priester getan hatten?
    Der Schatten des Schwarzen Tods blieb. Er wanderte nicht, er lauerte und beobachtete. Mir war es recht, denn ich wollte so schnell wie möglich den Kontinent verlassen.
    Ich stieß Kara an, die sich gegen die Felswand gelehnt hatte und sich allmählich erholte. »Ich weiß, was du willst, John.«
    »Wir sollten uns beeilen. Das Finale werden wir woanders erleben. Die zweite Existenz des Schwarzen Priesters haben wir vernichten können, die erste aber lebt in unserer Zeit, und sie wird, das befürchte ich, Angst und Terror verbreiten.«
    Sie nickte. »Nach London, oder?«
    »Wenn möglich, Kara, und bitte nicht zu den Flammenden Steinen, sonst würden wir zuviel Zeit verlieren.«
    »Ist klar.« Ihre Bewegung wirkte müde, als sie den Schwertgriff umklammerte und die Waffe aus der Scheide zog. Auch Kara war kein Übermensch, trotz ihrer bisherigen langen Lebensdauer. Sie hatte die Zeiten nach dem Untergang dank des Tranks des Vergessens überstehen können, um das Erbe ihres Vaters anzutreten. Sehr bedächtig stemmte sie die Spitze gegen den Boden, legte Hand auf Hand, schaute sich um und wechselte die Blickrichtung, indem sie ihren Kopf in den Nacken drückte, als wollte sie sich vom Licht der Atlantis-Sonne bescheinen lassen.
    »Da«, flüsterte sie.
    Auch ich hob den Kopf. Der dunkle Knochenschädel des Schwarzen Tods war nicht mehr zu sehen. Dafür sahen wir die Umrisse eines anderen Gesichts, das direkte Gegenteil von dem
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