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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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dem
Schnee war mit Holzspänen, Zweigen und unzähligen duftenden Nadeln übersät.
    Natürlich würde es keine
Luftangriffe mehr geben. Jetzt nicht mehr. Die Luftwaffe der Abtrünnigen hatte
von zwei Flugplätzen südlich des Winterpalasts operiert, die von Oberst
Draveres Panzerbrigaden ausgeschaltet worden waren. Nicht, dass sie in dieser
Hinsicht viel aufzuweisen gehabt hätten — vielleicht sechzig veraltete
Kampfflugzeuge mit Trommel-MGs in den Beugen der Tragflächen und
Abwurfvorrichtungen an den Flügelspitzen für die wenigen Bomben, die sie
auftreiben konnten.
    Aber der Sergeant hatte eine
heimliche Bewunderung für die Flieger der Abtrünnigen gehegt. Sie hatten sich
verdammt reingekniet und waren hohe Risiken eingegangen, um ihre Bomben auf
lohnende Ziele abzuwerfen, noch dazu ohne den Vorteil guter
Luft-Boden-Instrumente. Er würde niemals das Kampfflugzeug vergessen, das vor
vierzehn Tagen ihren an der Schneegrenze der Berge gelegenen
Kommunikationsbunker bombardiert hatte. Er hatte ihn zweimal ganz tief
überflogen, um sich ein genaues Bild zu machen, während rechts und links von
ihm die Sprenggranaten der Luftabwehrbatterien explodierten. Im Geiste sah er
immer noch die Gesichter von Pilot und Kanonier, deutlich sichtbar im
Vorbeiflug, weil die Kanzel zurückgeschoben war, damit sie das Ziel allein mit
den Augen anpeilen konnten.
    Tapfer ... verzweifelt. Nach
Ansicht des Sergeanten kein großer Unterschied. Außerdem entschlossen — das war
die Meinung des Kommissar-Generals. Sie hatten gewusst, dass sie diesen Krieg
verlieren würden, bevor sie ihn überhaupt begonnen hatten, aber sie hatten
dennoch versucht, sich vom Imperium zu lösen. Der Sergeant wusste, dass Oktar
sie bewunderte. Und er bewunderte wiederum die Art, wie Oktar den Generalstab
dazu gebracht hatte, den Rebellen jede Gelegenheit zur Kapitulation zu geben.
Welchen Sinn hatte es, ohne Zweck zu töten?
    Trotzdem war es dem Sergeanten
kalt den Rücken herunter-gelaufen, als die Dreitausendpfundbombe in den
Kommunikations-bunker gefallen war und ihn zerstört hatte. Wie er auch gejubelt
hatte, als die hämmernden, hin und her schwenkenden vierläufigen
Hydra-Luftabwehrbatterien das Kampfflugzeug erwischt hatten, bevor es entkommen
konnte. Es hatte ausgesehen, als habe es einen Tritt bekommen, der das Heck
hatte erbeben lassen. Dann war es ins Trudeln geraten und schließlich
explodiert, um brennend in den weiter entfernten Wald zu stürzen.
    Der Sergeant erreichte die
Anhöhe und erblickte den Jungen . Er stand zwischen den Batterien und
belud die Arme der wartenden Kanoniere mit frischen Granaten aus den halb unter
Sprengschutzdecken verborgenen Vorratsstapeln. Hochgewachsen, blass, hager und
stark, schüchterte der Junge den Sergeant ein.
    Wenn er nicht vorher starb,
würde der Junge eines Tages selbst Kommissar sein. Bis dahin stand er im
Rang eines Kommissar-Kadetten und diente seinem Lehrer Oktar mit Begeisterung
und grenzenloser Energie. Wie der Kommissar-General war auch der Junge kein Hyrkaner. Da ging dem Sergeanten zum ersten Mal auf, dass er nicht einmal
wusste, woher der Junge stammte — und der Junge wusste es
vermutlich auch nicht.
    »Der Kommissar-General will Sie
sprechen«, sagte er zu dem Jungen , als er bei ihm angelangt war.
    Der Junge nahm noch eine Granate vom
Haufen und legte sie dem wartenden Kanonier auf die ausgebreiteten Arme.
    »Haben Sie mich verstanden?«,
fragte der Sergeant.
    »Ich habe Sie verstanden«,
sagte Kommissar-Kadett Ibram Gaunt.
     
    Er wusste, dass er geprüft
wurde. Er wusste, dass es um Verantwortung ging und er die Sache besser nicht
verpfuschte.
    Gaunt wusste außerdem, dass
dies der Augenblick war, seinem Mentor Oktar zu beweisen, dass die Befähigung
zum Kommissar in ihm steckte. Es gab keine feste Dauer für die Ausbildung eines
Kadetten. Nach der Lehrzeit in der Schola Progenium und der
Gardisten-Grundausbildung erfolgte die restliche Ausbildung eines Kadetten im
Feld, und die Beförderung zum Kommissar war eine Frage der Beurteilung seines
vorgesetzten Offiziers. Oktar, und Oktar allein, war maßgeblich für sein
Vorankommen. Seine Karriere als imperialer Kommissar mit der Aufgabe, innerhalb
der größten kämpfenden Streitmacht aller Zeiten für Disziplin, Inspiration und
die Liebe zum Gott-Imperator Terras zu sorgen, hing von seiner Leistung ab.
    Gaunt war ein ernster, ruhiger,
junger Mann, und ein Kommissarsposten war schon seit den frühesten Tagen in der
Schola Progenium sein
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