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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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mittlerweile leer, und von ihrem Kinn tropfte Speichel. Sie glitt
ganz offensichtlich in eine Trance. Die Männer waren ihr gegenüber wachsam und
hielten sie auf Armeslänge von sich, während sie sie abführten, da sie sich vor
ihrer Magie fürchteten.
    Im Korridor schien sogar die
Temperatur zu fallen. Sofort bildete der Atem der Männer Dampfwölkchen. Es roch
schwer, verbrannt und metallisch wie vor einem Gewitter. Gaunt spürte, wie sich
seine Nackenhaare sträubten. Er konnte den Blick nicht von dem murmelnden
Mädchen losreißen, das die Männer vor sich herscheuchten.
    »Die Inquisition wird sich um
sie kümmern«, bemerkte Tanhause schaudernd. »Wieder eine ungeübte
Psionikerhexe, die für den Feind arbeitet.«
    »Wartet!«, sagte Gaunt und ging
zu ihr. Er spannte sich innerlich, da er sich vor dem vom Übernatürlichen
berührten Wesen fürchtete. »Was meinst du damit? >Sieben Steine>Geister    Sie verdrehte die Augen, bis
die Pupillen nicht mehr zu sehen waren. Die brüchige alte Stimme blubberte aus
ihren bebenden Lippen. »Der Warpraum kennt dich, Ibram.«
    Er zuckte zurück, als sei er
gestochen worden.
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    Sie antwortete nicht.
Jedenfalls nicht zusammenhängend. Sie fing an, um sich zu schlagen und zu
brabbeln. Unsinnige Wörter und tierische Laute drangen aus ihrer bebenden
Kehle.
    »Bringt sie weg!«, bellte
Tanhause.
    Ein Mann trat vor und fiel
plötzlich auf die Knie, während ihm Blut aus der Nase lief. Sie hatte ihn
lediglich angeschaut. Die anderen knurrten Verwünschungen und Schutzformeln und
trieben das Mädchen mit den Kolben ihrer Lasergewehre vor sich her.
    Gaunt starrte noch fünf Minuten
in den Korridor, nachdem das Mädchen abgeführt worden war. Es blieb noch lange
nach ihrem Verschwinden kalt. Er wandte sich dem abgespannten, beklommenen
Gesicht Tanhauses zu.
    »Denken Sie nicht weiter
darüber nach«, sagte der hyrkanische Veteran und versuchte dabei zuversichtlich
zu klingen. Er konnte erkennen, dass der Kadett einen ziemlichen Schreck
bekommen hatte. Er war sicher, dass das nur die fehlende Erfahrung war.
    Wenn der Junge erst ein
paar Jahre und ein paar Feldzüge hinter sich hatte, würde er lernen, vor dem
irren Geplapper des Feindes und seinen verderblichen, wahnsinnigen
Fantastereien die Ohren zu verschließen. Nur so konnte man nachts schlafen.
    Gaunt war immer noch angespannt.
»Was sollte das?«, fragte er, als hoffe er, Tanhause könne ihm die Worte des
Mädchens erklären.
    »Gar nichts. Es war blanker
Unsinn. Vergessen Sie's.«
    »Genau. Ich vergesse es.
Genau.«
    Aber das tat Gaunt nicht.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     
     
    Zweiter Teil
     
    Fortis Doppelstern
    Waffenschmiede
     
    1
     
    Der Nachthimmel war matt und
dunkel wie das Material der Uniform, die sie Tag für Tag trugen. Der Morgen
brach an, so lautlos und plötzlich wie eine Messerwunde, und quoll als stumpfe
Röte durch das schwarze Himmelstuch.
    Schließlich ging die Sonne auf
und warf rohes bernsteinfarbenes Licht auf die Schützengräben. Die Sonne war
groß, massig und rot wie eine verfaulte, gebratene Frucht. Tausend Kilometer
entfernt knisterten Morgenblitze.
    Colm Corbec erwachte, nahm kurz
die tausend Schmerzen und Wehwehchen in seinen Gliedern zur Kenntnis und wälzte
sich aus seinem Quartier innerhalb des Schützengrabens. Sein großer,
bestiefelter Fuß sank in den grauen Schlamm des Grabenbodens, wo es eine Lücke
zwischen den Laufbrettern gab.
    Corbec war ein großer Mann in
der falschen Hälfte der Vierziger und gebaut wie ein Ochse mit einem Hang zur
Fettleibigkeit. Seine dicken, behaarten Unterarme waren mit blauen,
spiralförmigen Tätowierungen übersät, und sein Bart war dicht und zottelig. Er trug
die schwarze Uniform und den schwarzen Gürtel des Tanith-Regiments sowie den
allgegenwärtigen Tarnumhang, der zu ihrem Markenzeichen geworden war. Außerdem
hatte er die blasse Hautfarbe, die schwarzen Haare und blauen Augen seines
Volks. Er war der Oberst des Ersten und Einzigen Tanith-Regiments, das auch
Gaunts Geister genannt wurde.
    Er gähnte. Weiter im Graben,
unterhalb der Splitterschutzlaken, der Schanzkörbe und der verrosteten
Stacheldrahtrollen, erwachten auch die anderen Geister. Husten, Keuchen und
leise Schreie ertönten, als Albträume im Licht des Erwachens Wirklichkeit
wurden. Unter der niedrigen Schräge der Brustwehr wurden Streichhölzer
angerissen, Schusswaffen ausgewickelt
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