Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
Abwässern. Prohaska schaltete die Suchscheinwerfer und die Unterwasserstrahler auf maximale Leuchtkraft.
    »Wo sind wir?« fragte Joan. Sie hatte ihr Comicheft aufgeschlagen und blätterte es gerade durch.
    »Der Elektrische Navigator sagt, wir sind unter 41 st und Ninth, mit östlichem Kurs auf die Kreuzung zu.«
    »Dann heißt es besser aufpassen. Da ist irgendwo ein Wasserfall, direkt hier in der Nähe.«
    Eddie tippte Joan auf die Schulter. »Hören Sie«, sagte er, »für den Fall, daß ich mir ne Krankheit hol oder sonstwas und ich keine Gelegenheit hab, Sie hinterher zu fragen - stimmt's, daß Sie mit einem Milliardär verheiratet waren?«
    »Wer hat dir das gesagt?« fragte Joan Eddie. Prohaska fing am Steuerrad unschuldig an zu pfeifen; Hartower vertiefte sich in die jüngste Stellungnahme von Mobil Oil auf der Titelseite der Times. »Sie haben nicht rein zufällig mit zwei anderen Mitgliedern dieses May-Teams geschwatzt? Zwei Mitgliedern, die hoch und heilig geschworen hatten, sie würden aufhören, über mein Privatleben zu tratschen?«
    »Wir haben ihm kein Wort gesagt«, schwindelte Hartower, und der Automatische Diener grölte, so vergnügt wie immer: »Methan! Zippity-doo-day, in diesem Tunnel baut sich gerade eine tödliche Methankonzentration auf!«
    Prohaska warf einen Blick auf den Behelfsluftscanner, der sich an seinem Schutzanzug befand; er hatte ein Flüssigkristalldisplay, auf dem ein Flüssigkristallkanarienvogel zu sehen war, der tot von seiner Flüssigkristallstange fiel. »Er hat recht«, sagte Prohaska. »Alle Mann die Masken auf.«
    Als sie alle Dosensauerstoff atmeten, wiederholte Eddie mit leicht erstickter Stimme die Frage: »Stimmt das?«
    Joan seufzte, dann nickte sie. Eddies Offenheit kam ihr allmählich nicht mehr so erfrischend vor.
    »Wow«, stieß Eddie nach, »ham Sie ihn wegen seim Geld geheiratet?«
    Prohaska lachte bellend. »Joan interessiert sich nicht für Geld«, sagte er, »jedenfalls nicht für Geld um seiner selbst willen. Augenscheinlicher Reichtum widerspricht ihren politischen Uberzeugungen.«
    »Was nicht bedeuten soll«, fügte Hartower hinzu, »daß die Heirat mit Harry Gant sie nicht in eine ganz andere Steuerklasse gebracht hätte. Aber das eigentliche Motiv war vermutlich seine historische Bedeutung ...«
    »... und wahre Liebe natürlich. Voll im Trend natürlich ...«
    »He, Jungs?« sagte Joan. »Ihr wißt doch, daß ich euch beide mit einer Hand in der Tasche sanatoriumsreif schlagen könnte, also warum wechseln wir nicht einfach das Thema?«
    »Seine was für ne Bedeutung?«
    »Historische Bedeutung«, erklärte ihm Prohaska. »Harry Gants Entscheidung, wo er an diesem Tag frühstücken wird, hat weiterreichende Auswirkungen auf den Gang der Weltgeschichte, als die Entscheidung der meisten Menschen, was sie ihr Leben lang tun werden. Und Joan hat schon immer den Wunsch verspürt, ihre Spur im Sand der Zeit zu hinterlassen ...«
    »Genau wie ihre Mutter«, sagte Hartower. »Wenn auch nach Möglichkeit mit etwas größerem Erfolg.«
    »Stimmt. Der Katholisch-Feministische Kreuzzug war ja ein ziemlicher Reinfall.«
    »Was erklärt, weshalb der Papst noch immer seinen Schniedel hat.«
    »Das reicht«, sagte Joan in drohendem Ton und nahm eine Dose Reptilien-Repellent in die Hand. »Ich schwöre bei Gott, das war das letzte Mal, daß ich mit euch Arschlöchern einen trinken gegangen bin.«
    »Ist ja schließlich nicht unsere Schuld, wenn du schon nach drei Bier geschwätzig wirst, oder? Außerdem fand ich die Sache mit dem Kampf für eine bessere Welt und so wirklich lieb. Wahnsinnig naiv, aber lieb ...«
    Joan holte mit der Repellentdose aus; Hartower ging in Deckung. Eddie Wilder streckte seine Hand aus, um eine Schlägerei zu verhindern, während ein unsichtbares Orchester zu aller Entsetzen Ravels Bolero mit voller Lautstärke losschmetterte.
    »Tut mir leid, tut mir leid«, entschuldigte sich Eddie. Er fummelte nach etwas Unförmigem, das den Ärmel seines Schutzanzugs ausbeulte.
    »Was ist das?« schrie Prohaska, der die Barkasse um ein Haar gegen die Wand des Tunnels gesetzt hätte. »Hat heute morgen jemand ne Blaskapelle dabei?«
    »Is'n Abschiedsgeschenk von meinen Leuten«, sagte Eddie. »Eine Timex Philharmonie. Die haben sie extra vom Versandhaus L.L. Bean kommen lassen.«
    Vorn zeigte der Automatische Diener ins Wasser und sagte irgend etwas, aber das Donnern der Fagotte übertönte seine Worte.
    »Sie kann zehn verschiedene Classics spielen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher