Ganz oder gar nicht (German Edition)
Aber damit nicht irgendetwas erschien und sie Blödsinn schrieben, trafen wir uns beim Zwischenstopp in Frankfurt mit einem Journalisten, sagten ein paar Sätze und flogen weiter nach Tel Aviv. Zu diesem Zeitpunkt sollte mein Engagement bei Maccabi noch ein gutes halbes Jahr weiterlaufen.
ENTWEDER DU BIST FRAU MATTHÄUS …
Mit der Rückkehr nach Europa ging es mit unserer noch jungen Ehe in nicht vermuteter Geschwindigkeit bergab. Liliana verschmolz wieder mit ihrem merkwürdigen Münchner Freundeskreis. Als wir zurückkamen, war sie ein anderer Mensch. Sie war nicht mehr die Frau, die ich geheiratet hatte. Jetzt war wieder Party angesagt. Wunderbar, meinte ich, dann gehe ich da mal mit. Nein, das ginge nicht, wehrte sie ab, da würde ich nicht dazu passen. Die seien alle zu jung. Ich glaube, sie wollte nicht, dass ich ihre Welt sehe.
Ich hatte Liliana für reifer gehalten, als sie war. Sie war viel zu unerfahren, um auch die Pflichten einer Ehe zu begreifen. Nämlich nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Wenn man mit einem zwanzig Jahre älteren Mann verheiratet ist, verstehe ich, dass eine junge Frau samstagabends auch mal mit ihren Freunden in die Disco will. Aber mir wurden ihre nächtlichen Streifzüge zu viel. Das geht nicht. »Ich habe zwei Leben«, behauptete sie selber mal. Das waren ihr junges Leben und das Eheleben. Diese zwei Leben waren nicht unter einen Hut zu bekommen. Ich befürchtete, dass sie mit Leuten ins Gehege geraten könnte, die kriminelle Neigungen hatten und mit gewissen Rauschmitteln in Kontakt standen.
Das war unser Hauptthema, aber das hat sie nie begriffen. Meine Warnungen schienen ins Leere zu laufen. Bedauerlicherweise. Mir war es zum einen um die Unversehrtheit meiner Frau gegangen und zum anderen darum, den Namen Matthäus zu schützen.
Sie traf auf Leute aus dem Modegeschäft, die ihr einredeten, was sie alles mit dem Namen Matthäus erreichen könne. Aber eines musste Liliana nach unserer Trennung schmerzlich erfahren: Ohne mich gingen die Türen nicht mehr so leicht auf. Da nutzte auch ihr neuer Nachname nichts. Ich dachte, dass Liliana irgendwann zur Vernunft kommen würde. Ich habe ja nun seit Jahren mit jungen Menschen auf dem Fußballplatz zu tun. Junge Menschen müssen Fehler machen, ich habe auch Fehler gemacht. Aber muss man nicht irgendwann dazulernen? Ich sagte zu ihr: »Entweder du bist die Frau Matthäus oder du bist das 23-jährige Mädchen. Was willst du sein?« »Beides.« »Ja, und genau das geht nicht. Wenn du dich als meine Frau in der Öffentlichkeit bewegst, hast du gewisse Regeln zu beachten.«
Nicht nur ich, auch ein anderer Gefährte hatte sich das Ganze wohl anders vorgestellt. Wir hatten aus Israel einen Hund mitgebracht. Einer meiner Spieler hatte einen großen Wurf Labradormischlingswelpen bekommen, und wir verliebten uns in dem Knäuel in ein Tier, das wir Chloe nannten. Natürlich hatte Liliana für den Namen gesorgt. Der Hund hätte auch Dior, Prada oder Gucci heißen können. Solange wir in Israel waren, war Chloe kein Problem. Der Hund war Teil der Familie. Aber als wir wieder zurück waren, spielte er für Liliana keine Rolle mehr. Ich glaube, sie war nicht mehr als dreimal Gassi mit ihm. Der Hund lebt heute bei einem meiner besten Freunde am Starnberger See, und wenn ich in der Nähe bin, besuche ich ihn.
Eines Tages bekam ich einen Anruf von einem Redakteur, der mir sagte, dass es da ein Foto geben würde. Es zeigte Liliana auf einem Boot vor Sardinien. Knutschend mit einem anderen Mann. Wunderbar. Ehrlich gesagt hatte ich mit so etwas gerechnet. Liliana war drei Tage auf Tour am Mittelmeer, angeblich für ein Fotoshooting. Ihre Anrufe kamen mir schon sehr merkwürdig vor, und in ihren SMS las ich nichts weiter als Märchen. Sie sagte, das Shooting würde sich immer wieder verschieben. Ein Fotoshooting auf Sardinien in der Hochsaison? Wer bezahlt so etwas bei der angespannten wirtschaftlichen Situation der Branche? Außerdem: Wer ein Shooting morgens um sieben hat, geht nicht bis nachts um drei in die Disco. Alles sehr unglaubwürdig. Ich vermute, dass ihr Freundeskreis sie benutzte, um mit diesen Fotos Kohle zu machen. Sie wurde von ihren eigenen Freunden verarscht.
Wie gesagt: Ich bin der Meinung, dass man verzeihen können muss. Haben wir nicht alle mal fremd geknutscht? Muss man einen Menschen deswegen verurteilen? Weil ich auch diese Ehe nicht leichtfertig beenden wollte, habe ich Liliana auch die Knutscherei auf dem Boot
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