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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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hätte, dann hätten sie in der gleichen Richtung weitergearbeitet – und wenn sie schon dabei zweimal einen Fehl-Schlag erlitten hatten, dann sollten sie sich doch denken können, daß sie es falsch anpackten und es ratsamer wäre, das Problem von einer anderen Seite aus anzusehen.
    Spencer hatte gesagt, daß sie Wissen verloren hätten, ohne den Verlust zu bemerken, und das war das Heimtückische an der ganzen Angelegenheit. Sie betrachteten sich immer noch ab Wissenschaftler, und das waren sie natürlich auch noch. Aber nicht mehr mit den gleichen Fertigkeiten und Kenntnissen wie früher.
    Aber das war das Schlimme – sie dachten immer noch, sie wären es.
    Sie verachteten und haßten ihn jetzt, aber das ging in Ordnung. Alles würde in Ordnung gehen, wenn es ihm nur dazu verhalf, einen Fluchtweg zu entdecken.
    Vergessen, dachte er. Überall in der Galaxis kannte man Vergeßlichkeit. Es gab Erklärungen für diese Vergeßlichkeit – sehr gelehrte und tiefsinnige Theorien, warum jemand das, was er einmal gelernt hatte, allmählich wieder vergaß. Aber konnten nicht alle diese Erklärungen falsch sein? Konnte es nicht sein, daß die Ursache der Vergeßlichkeit nicht in einer Gehirnwindung oder einer Falte der Seele zu suchen war, sondern bei Tausenden und Tausenden von Gedankenfallen, die allüberall in der Galaxis aufgestellt worden waren, Gedankenfallen, die das Gedächtnis aller denkenden Wesen zwischen den Sternen anzapften, es langsam leerten und in sich aufsaugten?
    Auf der Erde vergaß man nur langsam – über eine Spanne von vielen Jahren hin, und das geschah vielleicht aus dem Grund, weil die Fallen, die die Erde bestrichen, sehr weit entfernt waren. Aber hier vergaß man sehr schnell und vollkommen. Konnte der Grund nicht darin liegen, daß man sich hier in nächster Nähe der Fallen befand?
    Er versuchte sich das Unternehmen Gedankenfalle vorzustellen. Es war ein erschreckender Gedanke – zu groß, um ihn wirklich in allen seinen Konsequenzen erfassen zu können. Jemand kam zu den abgelegenen Planeten, den gottverlassenen Planeten, die für nichts nutze waren und um die sich keiner kümmerte, und stellte dort seine Gedächtnisfallen auf.
    Sie schlossen mehrere untereinander zusammen und bauten Türme, um sie vor den Unbilden des Wetters und anderen Beschädigungen zu schützen, und schalteten sie ein und verbanden sie mit Tanks voller Nährflüssigkeit, die tief im Boden vergraben lagen. Und dann gingen sie wieder.
    Und Jahre später – wie viele Jahre später, eintausend, zehntausend? – kamen sie zurück und leerten die Fallen und ernteten das Wissen, das sich in der Zwischenzeit darin angesammelt hatte. Ein Fallensteller stellt Fallen auf, um Pelze zu bekommen, ein Fischer wirft seine Netze aus, um Fische zu fangen.
    Eine Ernte, dachte Warren – eine ununterbrochene, niemals endende Ernte des Wissens der ganzen Galaxis.
    FALLS das zutraf – was für eine Rasse war das, die diese Fallen aufstellte? Wie sah der Fallensteller aus, der die Sternenwelt durchzog auf der Suche nach Beute?
    Warren schüttelte sich in Gedanken, als er sich das auszumalen versuchte.
    Doch unzweifelhaft kamen die Wesen einmal zurück, um die Fallen zu leeren. Sie würden das tun, denn warum sonst würden sie die Fallen aufstellen? Und wenn sie die Fallen von dem aufgespeicherten Wissen zu leeren vermochten, dann bedeutete das, daß es eine Möglichkeit geben mußte, sie zu leeren. Und wenn die Fallensteller selbst das tun konnten, dann konnte das auch jemand anders.
    Wenn man nur ein einziges Mal in das Innere des Turms gelangen und sich umsehen könnte, dann würde man es vielleicht schaffen können, denn aller Wahrscheinlichkeit nach war es nicht allzu schwer, wenn man wußte, wie. Aber man konnte nicht hinein. Wenn man es doch tat, wurde man seines Gedächtnisses beraubt und kam als plärrendes Baby zurück. Im selben Augenblick, in dem man in den Turm eindrang, griff das Ei nach dem Hirn des Eindringlings und saugte es leer, und man wußte nicht einmal mehr, warum man dort war, oder wie man hinein gelangt oder wer man war.
    Es kam darauf an, hineinzukommen und sein Gedächtnis zu behalten, hineinzukommen und trotzdem noch zu wissen, was man zu tun hatte.
    Spencer und die anderen hatten versucht, das Gehirn abzuschirmen, aber das hatte nichts genützt. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, aber um die zu finden, mußte man lange herumprobieren, und das bedeutete, daß zu viele Männer den Turm mit einem verlorenen
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