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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Schritt zu unternehmen, während sich eine gegebene Situation erst entfaltet. Man kann es eigentlich nur tun, nachdem die Entwicklung abgeschlossen ist. Sobald man aber erst mal weiß, daß man mit Hilfe des Diracs mit der Zeit spielen kann, ist es möglich, ein paar äußerst verblüffende Dinge aus dem Apparat herauszuholen.«
    Sie machte eine kleine Pause und lächelte. »Ich habe, zum Beispiel, die Stimme des Präsidenten unserer Galaxis im Jahre 3480 gehört, als er die Föderation der Milchstraße und der Magellanischen Wolken bekanntgab. Ich habe die Stimme des Kommandanten eines Weltlinienkreuzers gehört, der über elf Millionen Lichtjahre hinweg Hilfe anforderte, während er mit seinem Schiff von 8873 bis 8704 entlang der Weltlinie des Planeten Hathschepa fuhr, der einen Stern am Rande des Nebels NGC 4725 umkreist – aber was für eine Art Hilfe er erbat, oder besser erbitten wird, geht über mein Verständnis – und noch viele andere Dinge mehr. Wenn Sie später meine Worte nachprüfen, werden auch Sie diese Dinge hören – und sich fragen, was viele von ihnen bedeuten. Und Sie werden noch viel genauer hinhören als ich es tat.«
    Etwas nüchterner fuhr sie fort: Die meisten der Stimmen in dem Dirac-Geräusch sind ähnlich. Es sind Rufe um Hilfe, die Sie hören können, Jahrzehnte oder Jahrhunderte, bevor der Absender sie benötigt. Und Sie fühlen den Drang in sich, auf jeden dieser Hilferufe zu antworten. Und Sie werden den späteren Botschaften lauschen und sich fragen: Haben wir – werden wir rechtzeitig verstanden und gehandelt haben.
    Doch in den meisten Fällen werden Sie nicht sicher sein können. Sie vermögen zwar in die Zukunft zu schauen, aber Sie wissen nicht, was das meiste davon bedeutet. Denn je weiter Sie mit dem Apparat in die Zukunft eindringen, desto unverständlicher werden seine Botschaften, und es bleibt Ihnen schließlich nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden, daß eben doch erst genug Zeit vergehen muß und genug der dazugehörigen Ereignisse eingetroffen sein müssen, bis diese fernen Botschaften verständlich werden.
    Das Endresultat – soweit ich es durchdacht habe – wird also nicht etwa Allwissenheit sein – daß also unser Bewußtsein sich von dem Zeitstrom völlig lösen kann und Gelegenheit hat, seinen Lauf in seiner Gesamtheit zu verfolgen. Statt dessen ermöglicht der Dirac nur eine gewisse Vorverlagerung des Wissens um zukünftige Ereignisse von der Gegenwart hin bis zu einer bestimmten Entfernung – ob das nun fünf Jahrhunderte oder fünf Jahrtausende sind, muß sich noch herausstellen. Ab einem gewissen Punkt versteht man also nicht mehr, wovon gesprochen wird – oder der Geräuschpegel steigt so hoch, daß das Hintergrundgeräusch das Verständnis erschwert oder unmöglich macht – und dann kann der Beobachter nur noch mit der alten Geschwindigkeit in der Zeit reisen. Er hat also gewissermaßen nur einen Vorsprung vor sich selbst gewonnen, den er aber nicht mehr vergrößern kann.«
    »Sie haben sich eine Menge Gedanken über diese Sache gemacht«, sagte Wald nachdenklich. »Mir schaudert, wenn ich daran denke, daß eine weniger verantwortungsbewußte Person über diesen Piep gestolpert wäre.«
    »Das stand nicht in den Karten«, sagte Dana.
    In dem folgenden Schweigen spürte Weinbaum, wie ein schwaches irritierendes Gefühl der Enttäuschung in ihm aufstieg, als hätte etwas nicht ganz das gehalten, was es versprochen hatte – so wie der Geschmack von frischen Brot im Vergleich zu seinem Geruch oder die Entdeckung, daß Thors schwedisches Lied Natog-Dag einfach bloß Cole Porters Night and Day in einer andern Sprache war. Er erkannte das Gefühl. Es war das eines Jägers, wenn die Jagd vorüber ist, die Post coitum-triste-Version des professionellen Detektivs. Nachdem er aber in die lächelnden Augen Danas geblickt hatte, verschwand es wieder und machte einem Gefühl der Zufriedenheit Platz.
    »Da ist noch etwas«, sagte er. »Ich möchte nicht unerträglich skeptisch erscheinen, aber ich möchte mich doch gerne davon überzeugen, wie es funktioniert. Thor, kannst du so einen Verschmierer, wie Dana ihn beschrieben hat, zusammenbauen, damit wir das Ganze mal ausprobieren können?«
    »In höchstens einer Viertelstunde«, sagte Wald. »Wir haben einen ähnlichen Apparat an unserem großen Ultraradio, und wir müssen nur noch ein Tonband hinzufügen. Werde ich sofort erledigen.«
    Er stand auf und ließ Weinbaum und Dana allein. Sie schauten
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