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Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Staub war der Herr auf der Venus. Die Gebäude der Menschen, so fühlte Ben, waren ebenso vergänglich wie eine Träne, die fällt und fällt, um endlich zu zerplatzen.
    »Ist es immer so?« fragte er. »Hört dieser Wind niemals auf?«
    »Manchmal stirbt er. Manchmal kann man die Lichter der Stadt sehen.«
    ER starrte hinaus in die weiße Welt. Das Haus, in dem er sich befand, so dachte er, war ein Symbol für die Winzigkeit der Menschen in einem ihm feindlich gesinnten Universum.
    Aber es war auch ein Symbol seines Mutes und seines Trotzes. Und vielleicht lag die größte Stärke des Menschen in diesem seinem Mut, der ihm gestattete, ein solches Haus zu bauen.
    »Es gefällt Ihnen, nicht wahr?« fragte Maggie. »Es ist einsam und häßlich und wild, und trotzdem gefällt es Ihnen.«
    Er nickte atemlos.
    Sie murmelte: »Jakob pflegte zu sagen, es ist nicht der Anblick des Unbekannten, Fremdartigen, der die Raumfahrer packt – es sind die Gedanken, die man dabei hat.«
    Er nickte wieder und starrte immer noch wie gebannt hinaus in das Inferno.
    Sie begann zu lachen, zuerst leise, dann lauter. Es war das Lachen, das nahe dem Weinen liegt. »Jetzt stehen Sie hier schon zehn Minuten. Sie »werden wieder gehen können. Sie werden wieder gesund.«
    Er drehte sich nach ihr um und lächelte. Erst jetzt wurde er gewahr, daß er wirklich schon lange am Fenster gestanden hatte.
    Dann erstarb sein Lächeln.
    Hinter Maggie, in einer offenen Tür stand ein riesiges, schuppiges, krötenartiges Scheusal – ein zwei Meter großer Venusianer. Er stand da, reglos wie eine Statue, und seine grünen Augen starrten Ben neugierig an. Seine schuppige Hand umklammerte den Kolben einer altmodischen Hitzepistole, die er an einem Koppel um seine Hüfte trug.
    Maggie unterdrückte ein Lächeln. »Haben Sie keine Angst, Ben. Das ist Simon, Simpel Simon, wie wir ihn nennen. Er ist nicht besonders intelligent, aber er ist ein guter Helfer und Wächter. Er wollte Sie schon lange sehen, aber ich hielt es für das Beste, damit zu warten, bis Sie wieder gesund wären.«
    Ben nickte geistesabwesend. Fasziniert starrte er den Venusianer an. Es war ihm bis jetzt nicht in den Sinn gekommen, daß Maggie und er nicht die einzigen Bewohner des Unterschlupfes sein könnten.
    Maggies Entschluß, ihm Simpel Simon fürs erste vorzuenthalten, war sehr weise gewesen, dachte er. Seine Alpträume waren auch so schon schlimm genug.
    »Gib Ben die Hand«, sagte Maggie zu dem Venusianer.
    Simpel Simon tapste einen Schritt vorwärts und blieb stehen.
    »Nein«, knurrte er.
    Maggie keuchte. »Was ist denn los, Simon?«
    Der graue Koloß knurrte: »Ben – er keiner von uns. Er denken – anders. In Gedanken – er denken – Flucht – Erde.«
    Maggie wurde bleich. »Ben ist einer von uns, Simon.« Sie trat an den Venusianer heran und ergriff seinen Arm. »Geh jetzt in dein Zimmer. Geh auf Wache. Du wirst Ben genauso bewachen wie du mich bewachst. Verstehst du?«
    Simpel Simon grunzte: »Ich wache. Wenn Ben – gehen – ich aufhalten. Richtig.« Er hob seine riesigen Hände.
    »Nein, Simon, nein! Denke daran, was Jakob gesagt hat. Wir tun niemandem etwas zuleide. Ben ist unser Freund. Du wirst ihm helfen!«
    Der Venusianer dachte eine Weile nach. Dann nickte er zustimmend. »Ich Ben helfen. Aber wenn gehen – ich aufhalten.«
    Maggie führte ihn hinaus und schloß hinter ihm die Tür.
    »Mein Gott«, sagte Ben aufatmend. »Ich habe zwar schon gehört, daß Venusianer Telepathen wären, aber jetzt weiß ich es.« Maggies zitternde Finger grillen nach einer Zigarette. »Ich glaube, ich habe nicht recht überlegt, was ich tat, Ben. Die Venusianer können zwar nicht richtig Gedanken lesen, aber sie spüren die Gefühle eines Menschen. Vermutlich das Resultat einer logischen Entwicklung. In dieser Staub- und Windhölle ist eine normale Verständigung äußerst erschwert. Also wurde die Entwicklung telepathischer Fähigkeiten begünstigt. Darum hat Jakob auch einige Venusianer in unsere Gruppe aufgenommen. Sie können einen eventuellen Gedanken an Verrat entdecken, bevor die Sache gefährlich wird.«
    Ben erinnerte sich an Simpel Simons kaltstarrenden Blick und an die Art, wie seine riesige Pranke die Hitzepistole umklammert hatte. »Sie können aber selbst sicher auch gefährlich werden.«
    »O nein. Sie sind so treu wie Hunde. Das heißt, sie sind nur gefährlich für die, die uns verraten wollen.«
    Schweigend half sie ihm ins Bett zurück.
    »Es tut mir leid, Maggie.
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