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Gala der Herzen

Gala der Herzen

Titel: Gala der Herzen
Autoren: NATALIE ANDERSON
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herausfordernden Anstrich.“
    Tino grinste verständnisvoll. „Also genau wie Sie, Prinzessin …“
    Lissa rang sich ein Lächeln ab, doch Tino war bereits bei einem anderen Thema.
    „Jedes Model müsste eigentlich mindestens ein Calvin-KleinT-Shirt im Kleiderschrank haben …“, überlegte er laut.
    „T-Shirt?“, echote Lissa zweifelnd. „Wir reden hier von ultimativem Glanz und Glamour, Tino!“ Himmel! Wenn das seine Marschrichtung war, wie würde dann ihr Partydress aussehen?
    „Keine Angst, Prinzessin. Überlassen Sie einfach alles mir …“ Offensichtlich war er in Gedanken schon gar nicht mehr bei ihr, und deshalb zog Lissa sich mit einem gemurmelten Abschiedsgruß zurück.
    Am Freitagnachmittag traf Lissa endlich ihre alte Freundin Cassie wieder. Leider fiel der Besuch nur kurz aus. Als sie ins Hotel zurückkehrte, hoffte sie, James nicht gleich zu begegnen. Cassie zu sehen und mit ihr zu reden, hatte Lissa sehr aufgewühlt, und sie brauchte dringend etwas Zeit, um sich wieder zu fassen. Und sollte James womöglich noch in einer seiner zynischen Stimmungen sein, würde sie sich unter Garantie nicht beherrschen können.
    Doch er war da und saß mit aufgerollten Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch, bis über beide Ohren in Stapeln von Ordnern und Papieren vertieft. Lissa lächelte flüchtig und ging an ihm vorbei, hinaus auf die Terrasse. Sie öffnete ihren Laptop und starrte mit tränenblinden Augen auf die Budgetliste, ohne die Zahlenkolonnen entziffern zu können.
    James schaute um die Ecke. „Alles in Ordnung?“
    „Bestens“, behauptete sie mit schwankender Stimme. „Ich bin nur ein wenig müde.“
    „Hast du dich mit deiner Freundin getroffen?“
    Lissa nickte. „Es war großartig.“
    Sie schämte sich immer noch, wenn sie an die wenigen oberflächlichen Postkarten und Briefe dachte, die sie Cassie geschickt hatte, während ihre einzigen Probleme darin bestanden, zu welcher Party sie gehen sollte oder wann die nächste Fashion-Week begann.
    Nicht die geringste Ahnung hatte sie von der Hölle gehabt, die Cassie inzwischen durchleiden musste. Oder von den schrecklichen Geheimnissen, die sie selbst vor ihr als bester Freundin, verborgen hielt. Lissas eigener Schmerz und Kummer waren im Vergleich dazu absolut nichtig, und der winzige Anflug von Neid erst recht.
    Sie hatte ihn gespürt, als Cassie sich lächelnd zu dem kleinen dunkelhaarigen Jungen hinabbeugte, der kurz ins Zimmer gestürmt kam, um kaum eine Minute später wieder wie der Blitz zu verschwinden. Cassies Gesicht leuchtete vor Liebe zu ihrem Sohn, und das hatte bei Lissa einen Nerv angerührt, den sie bisher nicht an sich wahrgenommen hatte.
    Cassie erzählte ihr noch Einiges von dem, was vor Jahren geschehen war, aber längst nicht alles. Doch Lissa konnte zwischen den Zeilen lesen und hatte den verletzlichen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin immer noch vor Augen.
    Aber jetzt hatte Cassie endlich bekommen, was das Leben ihr bisher versagte und war überglücklich an der Seite ihres frischgebackenen Ehemannes. Und Lissas Bruder Sebastian, der für seine große Liebe auf die Krone verzichtet hatte, versuchte nun, Cassie und ihren gemeinsamen Sohn für alles zu entschädigen, was sie in den letzten Jahren entbehren mussten.
    Lissa konnte sich nicht vorstellen, wie es sein mochte, ein eigenes Heim zu haben und bedingungslos geliebt zu werden. Vielleicht verdiente sie es ja auch gar nicht, so oberflächlich und selbstsüchtig wie sie war …
    Jetzt, da Alex Prinzregent und auf der Suche nach dem verschollenen Stefani-Diamanten war, um endlich mit einer offiziellen Krönung die angespannte Lage in Aristo aufzulösen, würde ihr Bruder nicht glücklich darüber sein, wenn sie versuchte, in den Schoß der Familie zurückzukehren. Außerdem war sie so lange von ihrer Heimat isoliert gewesen, dass sie selbst die Insel gar nicht mehr als solche empfand. Die Plätze, die sie als Kind und Jugendliche gern aufgesucht hatte, gab es nicht mehr, und ihre geheimen Ausflüge in den letzten Nächten waren auch nur deprimierend gewesen. Sie hatte sich allein und unbeschützt gefühlt.
    James würde bald nach Australien zurückfliegen. Und dann war sie verloren …
    „Sie muss sich sehr gefreut haben, dich zu sehen.“ James stand immer noch gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete sie.
    Cassie hatte sich tatsächlich über ihr Wiedersehen gefreut, obwohl sie beide total unterschiedliche Prioritäten und Leben hatten. Als Lissa sich für
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