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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert
Autoren: Alexandre Dumas
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der Vicomte.
    V… gebot einem seiner Untergebenen, einen Wagen zu besor-gen.
    »Mittlerweile«, sprach V…, »werde ich mit der Erlaubnis des Herrn Vicomte seinen Sekretär ein wenig durchsuchen.«
    Der Vicomte machte eine Bewegung zum Sekretär hin.
    »Oh, bemühen Sie sich nicht, Herr Vicomte«, sagte V…, den Arm ausstreckend, »wenn sich einige Scheine darin fi nden, so wäre das nicht mehr und nicht weniger; wir haben schon wenigstens hundert, die aus Ihrer Fabrik hervorgegangen sind.«
    Der Gefangene sank auf einen Stuhl nieder, und V… begann den Sekretär zu durchsuchen.
    »Ich kenne diese Sekretäre, sie sind aus der Werkstatt Barthélemys. Betrachten wir zuerst die Schubladen und dann die Geheimfächer.«
    Und er durchwühlte alle Schubladen, in denen sich außer dem erwähnten Portefeuille nichts fand als Briefe.
    »Nun die Geheimfächer«, sagte er.
    Der Vicomte erbleichte und errötete abwechselnd, während er V…
    mit den Augen folgte.
    Ich bewunderte die Geschicklichkeit dieses Mannes. Es waren in dem Sekretär vier verschiedene Geheimfächer, und es entging ihm nicht nur keines davon, sondern er entdeckte den Mechanismus auf der Stelle, ohne erst suchen zu müssen.
    »Hier ist der Rosentopf«, sagte er, indem er etwa hundert Banknoten von fünfhundert und tausend Franc zusammenpackte.
    »Pest! Herr Vicomte, Sie sind nicht mit einer toten Hand zu Werk gegangen; vier Burschen wie Sie, und im Verlauf eines Jahres wäre die Bank gesprengt.«
    Der Vicomte antwortete nur durch einen tiefen Seufzer und indem er den Kopf in den Händen verbarg.
    In diesem Augenblick kam der von V… weggeschickte Polizist zurück.
    »Meine Herren, der Wagen steht vor der Tür«, meldete er.
    »Dann vorwärts«, sprach V…
    »Aber Sie sehen«, unterbrach ich ihn, »der Herr ist im Schlafrock, und Sie können ihn so nicht mitnehmen.«
    »Ja, ja«, rief der Vicomte, »ich muß mich ankleiden.«
    »Kleiden Sie sich also an, und beeilen Sie sich. Ich hoff e, wir sind artig, wie? Es ist wahr, wir tun es nicht Ihretwegen, sondern dem Herrn Doktor zuliebe.«
    Und er wandte sich zu mir und verbeugte sich.
    Doch statt die ihm gegebene Erlaubnis zu benutzen, blieb der Vicomte unbeweglich auf seinem Stuhl sitzen.
    »Nun, nun! Rühren wir uns ein wenig, und zwar rascher. Wir haben um neun Uhr einen anderen Herrn einzufangen, und des einen wegen darf der andere nicht verfehlt werden.«
    Gabriel öff nete den Schrank, in dem seine Röcke hingen; doch er nahm fünf oder sechs herab, ohne sich zu einem zu entschließen.
    »Mit der Erlaubnis des Herrn Vicomte werden wir ihm als Kammerdiener zur Seite stehen«, sagte V…, und er machte den Polizisten ein Zeichen, worauf diese aus einer Kommode eine Weste und eine Halsbinde nahmen, während er selbst im Schrank einen Oberrock wählte.
    Dann begann die seltsamste Toilette, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Auf seinen Beinen wankend, ließ der Gefangene mit sich machen, was man wollte, und heftete nur erstaunte Blicke auf jeden von uns.
    Man band ihm sein Halstuch um, man zog ihm seine Weste und seinen Rock an, als wäre er eine Gliederpuppe, dann setzte man ihm den Hut auf den Kopf und schob ihm ein Stöckchen mit goldenem Knopf in die Hand. Man hätte glauben sollen, er müßte niederfal-len, wenn man ihn nicht stützte.
    Die zwei Polizisten nahmen ihn jeder unter einer Achsel, und jetzt erst schien er zu erwachen.
    »Nein, nein!« rief er, sich an meinen Arm klammernd. »Sie haben es mir versprochen, Doktor.«
    »Ja«, versetzte ich, »kommen Sie.«
    »Herr Vicomte«, sprach V…, »ich sage Ihnen im voraus, wenn Sie eine Bewegung machen, um zu fl iehen, zerschmettere ich Ihnen die Hirnschale.«
    »Habe ich Ihnen nicht mein Ehrenwort gegeben, daß ich nicht entweichen werde?« sagte er, indem er seine Feigheit unter einem Gefühl ehrenhaften Anscheins zu verdecken suchte.
    »Ah, es ist wahr«, versetzte V…, während er seine Pistolen spannte,
    »ich hatte es vergessen. Vorwärts!«
    Wir gingen die Treppe hinab, der Unglückliche stützte sich jetzt auf meinen Arm, und V… folgte mit seinen zwei Polizisten.
    Als wir in den Hof kamen, eilte einer von ihnen auf den Wagen zu und öff nete den Schlag.
    Ehe er einstieg, warf der Gefangene einen scheuen Blick nach rechts und links, als wollte er sehen, ob keine Flucht möglich wäre.
    Doch in diesem Augenblick fühlte er, daß man ihm etwas zwischen die Schultern setzte; er wandte sich um: Es war der Lauf der Pistole.
    Mit einem
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