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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert
Autoren: Alexandre Dumas
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auch das Hemd im Rücken durchlöchert, so tief war der Stich gewesen; das Blut haftete auf mehr als zehn Zoll an der Klinge.
    »Hier, mein Lieber«, sagte Olivier zu mir, »hier ist Ihr Degen; es ist erstaunlich, wie gut er mir in der Hand liegt. Bei wem haben sie ihn gekauft?«
    »Bei Devismes.«
    »Haben Sie die Güte, mir einen ähnlichen zu bestellen?«
    »Behalten Sie diesen; Sie bedienen sich seiner zu gut, als daß ich ihn wieder von Ihnen zurücknehmen sollte.«
    »Ich danke, es wird mir Vergnügen machen, ihn zu besitzen.«
    Dann, sich gegen den Verwundeten umwendend: »Ich glaube, ich habe ihn getötet, das würde mir leid tun; ich weiß nicht, warum es mir vorkommt, als müßte dieser Unglückliche nicht durch die Hand eines ehrlichen Mannes sterben.«
    Da wir nun nichts mehr hier zu tun hatten, da auch Herr de Faverne in den Händen Fabiens, das heißt eines der geschicktesten Ärzte von Paris war, stiegen wir wieder in unseren Wagen, während man den Verwundeten in den seinen brachte. Zwei Stunden später erhielt ich eine herrliche türkische Pfeife, die mir Olivier als Gegengeschenk für meinen Degen schickte.
    Am Abend erkundigte ich mich persönlich nach Herrn de Faverne; am anderen Tag schickte ich meinen Bedienten, am dritten Tag meine Karte; als ich an diesem dritten Tag erfuhr, daß er durch die Sorge Fabiens außer Gefahr war, hörte ich auf, mich um ihn zu kümmern.
    Zwei Monate danach empfi ng ich meinerseits seine Karte. Dann unternahm ich eine Reise, und ich sah ihn nicht mehr bis zu dem Tag, an dem ich ihn im Bagno fand. Olivier hatte sich über die Zukunft dieses Menschen nicht getäuscht.
    . Kapitel
    Das Manuskript
    Man errät nun, wie neugierig ich war, die Ereignisse kennenzulernen, die diesen Menschen, mit dem ich, wie er sagte, in der Gesellschaft zusammengetroff en war, auf die Galeere gebracht hatten.
    Ich dachte ganz natürlich an Fabien, der mehr über ihn erfahren haben mußte, denn er hatte ja einige Zeit lang die Wunde behandelt, die ihm Olivier beigebracht hatte.
    Bei meiner Rückkehr nach Paris war Fabien deshalb auch der erste, dem mein Besuch galt. Ich hatte mich nicht getäuscht; Fabien, der Tag für Tag das, was er tut, aufzuschreiben pfl egt, ging an seinen Sekretär und suchte unter mehreren voneinander getrennten Heften eines, das er mir übergab.
    »Nehmen Sie, mein Freund«, sagte er. »Sie fi nden hierin jede Auskunft, die Sie zu haben wünschen; ich will es Ihnen anvertrauen, machen Sie damit, was Ihnen beliebt, aber verlieren Sie es nicht; dieses Heft gehört zu einem großen Werk, das ich über die moralischen Krankheiten, die ich behandelt habe, abzufassen gedenke.«
    »Oh, Teufel, mein Lieber«, erwiderte ich, »darin läge ein Schatz für mich.«
    »Seien Sie unbesorgt, teurer Freund, sterbe ich an einer gewissen Pulsadergeschwulst, die mir von Zeit zu Zeit ganz leise in das Herz fl üstert, daß ich nur Staub bin und wieder zu Staub zu werden gefaßt sein muß, so sind diese Hefte für Sie bestimmt, und mein Testamentsvollstrecker wird sie Ihnen zustellen.«
    »Ich danke für die Absicht, doch ich hoff e, das Geschenk, das Sie mir versprechen, nie zu erhalten; Sie sind höchstens drei bis vier Jahre älter als ich.«
    »Sie schmeicheln mir; wenn ich mich nicht täusche, bin ich zwölf oder dreizehn Jahre älter; aber was macht das Alter unter solchen Umständen? Ich kenne einen Greis von siebzig Jahren, der jünger ist als ich.«
    »Gehen Sie, Doktor, Sie haben solche Gedanken?«
    »Gerade weil ich Arzt bin, habe ich sie. Wollen Sie meine Krankheit sehen? Hier ist sie.«
    Er führte mich zu einer Zeichnung, welche die Anatomie des Herzens darstellte.
    »Ich habe diese Zeichnung nach meiner Unterweisung und zu meinem Privatgebrauch machen lassen, um meine Lage, wenn ich so sagen darf, materiell zu beurteilen. Sie sehen, es ist eine Pulsadergeschwulst; eines Tages wird dieses Gewebe hier zerbersten; wann?
    Ich weiß es nicht; vielleicht heute, vielleicht in zwanzig Jahren; es ist nur gewiß, daß es bersten wird: Dann ist in drei Sekunden alles vorbei.
    Und an einem schönen Morgen hören Sie sagen: ›Ach, der arme Fabien, Sie wissen?‹
    ›Ja?‹
    ›Er ist plötzlich gestorben.‹
    ›Woran denn?‹
    ›Oh, mein Gott, während er einem Kranken den Puls fühlte. Man sah ihn rot werden, erbleichen, und er fi el nieder, ohne nur einen Schrei von sich zu geben; als man ihn aufhob, war er tot.‹
    ›Das ist seltsam!‹
    Man wird zwei Tage in der
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