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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert
Autoren: Alexandre Dumas
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hergenommen? Bei einem konstitutionellen Minister? Er hat uns gestern ein Mittagessen gegeben, das niemand zu sich nehmen konnte. Du hattest das wohl schon vermutet und bist deshalb gar nicht erst gekommen; du hast wohl daran getan. – Wo schlägt man sich?«
    »Im Bois de Boulogne, in der Allee de la Muette.«
    »Das sind ja schon klassische Überlieferungen. Seitdem du in Guadeloupe bist, schlägt man sich nicht mehr dort; man schlägt sich in Clignancourt oder in Vincennes. – Ah, es gibt reizende Orte, die Nestor entdeckt hat; du weißt, er ist der Christoph Kolumbus dieser Welten; sie haben sich dort mit Galois geschlagen, ein reizendes Duell! Sie waren ja beide so brav; jeder gab dem anderen drei Degenstiche, und sie verließen sich zufrieden wie die Götter.«
    »Genug jetzt, meine Herren«, warf Olivier ein. »Ich glaube, es ist jetzt Zeit, daß wir aufbrechen; wir dürfen nicht auf uns warten lassen.«
    »Wie kommen wir dahin?«
    »In einem Landauer, die Degen sind schon drin. Der Wagen ist so ehrbar, daß man nie vermuten wird, was er enthält.«
    »Sehr gut! Gehen wir hinab.«
    Wir gingen hinab, nahmen Platz im Wagen und befahlen dem Kutscher, uns in das Bois de Boulogne zu fahren.
    »Ah«, sagte Alfred, als der Wagen zu rollen anfi ng, »ich werde vielleicht auch einen Strauß haben.«
    »Und warum?«
    »Deinetwegen.«
    »Meinetwegen?«
    »Ja. Erinnerst du dich, du sagtest kürzlich bei Frau de Méranges, du kennst in Guadeloupe keinen Herrn de Faverne.«
    »Ganz richtig.«
    »Ich hörte das, während ich eine Partie Whist spielte: Es war mir zu einem Ohr hinein- und zum anderen wieder hinausgegangen; und wen, glaubst du, schlägt man vorgestern vor, in den Club aufzunehmen? Einen Herrn Henri de Faverne, der sich Vicomte nennen läßt und, wie ich sicher weiß, gar nichts ist. Da sagte ich, es wäre unmöglich, diesen Menschen zuzulassen, die Faverne gäbe es gar nicht, du kenntest Guadeloupe wie deine Tasche und hättest nie von diesen Leuten sprechen hören; so wurde er zurückgewie-sen. – Es ist übrigens ärgerlich, denn er spielt sehr gut; es scheint, er hat erfahren, daß ich mich gegen ihn ausgesprochen habe, und ist deshalb auf mich erbost. Aber soll er nur! Sobald er müde ist, mir zu grollen, wird er es mir sagen, und ich erwarte ihn. – Und mit wem schlägst du dich?«
    »Mit ihm!«
    »Mit wem?«
    »Mit deinem Henri de Faverne.«
    »Wie? Gegen mich ist er aufgebracht, und mit dir schlägt er sich?«
    »Ja, er wird erfahren haben, daß die Auskunft von mir herrührt, und hat sich ganz natürlich an mich gewandt.«
    »Warten wir einen Augenblick!« rief Alfred. »Ich werde es ihm sagen.«
    »Du wirst ihm nichts sagen. Dieser Herr ist ein ungeschlachter Bursche, mit dem man nicht spricht; übrigens steht deine Angelegenheit in keinem Zusammenhang mit der meinen; er hat mich beleidigt, und ich muß mich mit ihm schlagen, das ist abgemacht. Nach mir kommt die Reihe an dich.«
    »Du richtest sie gut zu, wenn du sie einmal aufs Korn nimmst.
    Doch diesen, ich bitte dich, töte nicht ganz; nur unter dieser Bedingung überlasse ich ihn dir. Willst du eine Zigarre?«
    »Ich danke.«
    »Du weißt nicht, was du ausschlägst; es sind echte Zigarren des Königs von Spanien, die Vernon von Havanna mitgebracht hat. – Sie rauchen nicht, Doktor?«
    »Nein.«
    »Sie haben unrecht.«
    Und dann zündete Alfred seine Zigarre an, lehnte sich in eine Ecke des Wagens und überließ sich ganz der angenehmen Beschäftigung, die er sich mit dieser Zigarre gemacht hatte.
    . Kapitel
    Die Allee de la Muette
    Während dieser Zeit erhob sich ein bleicher, kränklicher Morgen, und man konnte gerade das im Nebel verlorene Bois de Boulogne wahrnehmen.
    Ein Wagen fuhr vor dem unsern, und da er die Porte Maillot wählte, zweifelten wir nicht mehr daran, es wäre der de Favernes.
    Wir befahlen also unserm Kutscher, ihm zu folgen; er wandte sich zur Allee de la Muette, wo er, nachdem er ungefähr ein Drittel der Allee durchfahren hatte, anhielt; der unsrige holte ihn ein und hielt ebenfalls an; wir stiegen aus.
    Heimlich betrachtete ich Olivier.
    Er hatte sich völlig verändert.
    Die nervöse Bewegung, von der er am Tage vorher erschüttert worden war, hatte sich gänzlich verloren, und er war wieder kalt und ruhig; ein Lächeln äußerster Verachtung bog seinen Mund, und eine leichte Falte zwischen den Augenbrauen war das einzige Zeichen für eine – wenn es überhaupt eine war – innere Bewegung; nicht ein Wort kam aus
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