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Gabriel Labert

Gabriel Labert

Titel: Gabriel Labert
Autoren: Alexandre Dumas
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Angst davor.‹ ›Es ist also richtig. Das Bagno langweilt Sie?‹ ›Ich habe es hundertmal beklagt, daß ich nicht guillotiniert worden bin.‹
    ›Jeder hat seinen Geschmack. Doch ich gestehe, obgleich die Tage, die man hier zubringt, nicht aus Gold und Seide gesponnen sind, sind sie mir doch noch lieber, als unter dem Rasen zu liegen.‹
    ›Ja, dir.‹
    ›Ich begreife ja, daß Ihnen dieser Aufenthaltsort nicht gefällt. Wenn man hunderttausend Livres Rente hatte, wenn man in schönen Equipagen gefahren ist, wenn man sich in feines Tuch gekleidet und Zigarren zu vier Sous geraucht hat, ist es allerdings peinlich, die Kugel zu schleppen, rot gekleidet zu sein und Galgenknaster zu kauen; aber was wollen Sie! Man muß Philosoph sein in dieser Welt, wenn man nicht den Mut besitzt, den Paß für die andere zu unterzeichnen.‹
    Gabriel stieß einen Seufzer aus, der einem Stöhnen glich.
    ›Hast du nie Lust gehabt, dich zu töten?‹ fragte er.
    ›Meiner Treu, nein.‹
    ›Du hast also nie überlegt, welche von den verschiedenen Todesarten die leichteste und am wenigsten schmerzhafte sein könnte?‹ ›Teufel! Man hat immer einen Augenblick durchzumachen, der hart sein muß; doch das Hängen soll am leichtesten sein.‹
    ›Meinst du?‹
    ›Gewiß glaube ich es; man sagt sogar, die Guillotine sei nur deshalb erfunden worden. Ein Gehenkter, dessen Strick gerissen war, hatte, wie es scheint, so angenehme Dinge davon erzählt, daß die Verurteilten am Ende zum Galgen gingen, als ob es eine Hochzeit wäre.‹
    ›Wahrhaftig?‹
    ›Bitte, ich habe das noch nicht versucht, doch hier sagt man so.‹
    ›Du würdest dich also hängen, wenn du dich zu töten entschlossen wärest?‹ ›Gewiß.‹ Er öffnete den Mund; ich glaube, er wollte mir den Vorschlag machen, wir sollten uns gemeinsam hängen, ohne Zweifel las er aber in meinem Gesicht, daß ich nicht zu dieser Vergnügungspartie geneigt war, denn er schwieg einen Augenblick.
    ›Nun‹, sagte ich, ›sind Sie entschlossen?‹
    ›Noch nicht ganz, denn es bleibt mir eine Hoffnung.‹
    ›Welche?‹
    ›Ich hoffe einen Kameraden zu finden, der dafür, daß ich ihm meine Habe und einen Brief hinterlasse, in dem ich bestätige, daß ich mich selbst umgebracht habe, mich zu töten einwilligt.‹ Zu gleicher Zeit schaute er mich an, als wollte er mich fragen, ob ich nicht darauf eingehen würde.
    Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: ›O nein, damit befasse ich mich nicht; darum hätten Sie Accacia bitten müssen, der war wegen eines Streiches dieser Art hier, und er hätte vielleicht eingewilligt; bei mir aber ist das unmöglich.‹
    ›Doch du wirst mir wenigstens helfen, wenn ich einmal entschlossen bin, mich zu töten?‹
    ›Das heißt, ich werde Sie nicht hindern, Ihr Vorhaben auszuführen. Teufel, ich bin nur auf bestimmte Zeit hier und will mich nicht gefährden.‹
    Hier endete unser Gespräch. Es vergingen sechs Monate, ohne daß auch nur einmal davon wieder die Rede gewesen wäre. Ich sah jedoch, daß Gabriel immer trauriger wurde und sich immer mehr mit seinem Plan vertraut machte.
    Da mich seine Betrachtungen durchaus nicht erheiterten, drängte es mich, ich muß es gestehen, ihn zu einem Entschluß kommen zu sehen.
    Endlich eines Morgens, als er sich die ganze Nacht hin und her gewälzt hatte, stand er noch bleicher als gewöhnlich auf; und als er sein Frühstück nicht berührte, fragte ich ihn, ob er krank wäre.
    ›Heute wird es geschehen‹, erwiderte er.
    ›Oh, entschieden?‹
    ›Ohne Aufschub.‹
    ›Und Sie haben alle Vorsichtsmaßregeln getroffen?‹
    ›Hast du gestern nicht gesehen, daß ich einen Brief schrieb?‹
    ›Ja, doch ich war nicht so unbescheiden, darauf zu achten.‹
    ›Hier ist er.‹
    Er gab mir ein kleines, zusammengelegtes Papier, und ich las:
    ›Da mir das Leben im Bagno unerträglich geworden ist, bin ich entschlossen, mich morgen, am . Juni , zu erhängen. Gabriel Lambert‹
    ›Nun!‹ sagte er, als wäre er erfreut über den Beweis, den er mir von seinem Mut gab, ›du siehst, mein Entschluß ist gefaßt, und meine Hand hat beim Schreiben nicht gezittert.‹
    ›Ja, ich sehe es‹, antwortete ich. ›Doch durch diesen Brief verschaffen Sie mir wenigstens einen Monat schweren Kerker.‹
    ›Warum?‹
    ›Weil nichts sagt, daß ich Sie in Ihrem Falle nicht unterstützt habe, und ich lasse es auch nur zu, daß Sie sich hängen, wenn mir nichts Schlimmes daraus entsteht.‹
    ›Wie soll ich denn das
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