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Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls

Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls
Autoren: Ulli Schubert
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Sätze raus wie «Siehst du doch» oder «Nein, ich bin nackt, die Sachen sind nur aufgemalt!».
    An diesem Abend aber beherrschte Finn sich, und es fiel ihm noch nicht einmal schwer. Er brauchte nur an die Fünfen zu denken, die er noch zu gestehen hatte, und schon waren seine Lippen wie versiegelt.
    Doch der Vater ließ ihn nicht in Ruhe.
    «Was ist los, mein Sohn? Willst du dein Hemd nicht verteidigen?»
    Finn schüttelte stumm den Kopf.
    «Ach, sieh mal an. Könnte es vielleicht sein, dass du in einem Anfall von Intelligenz inzwischen selbst begriffen hast, wie peinlich es ist, mit so einem T-Shirt herumzulaufen? Der Spruch strotzt doch nur so vor Fehlern!»
    Zwei Fünfen, zwei Fünfen, zwei Fünfen, dachte Finn und zwang sich, seinem Vater nicht zu erklären, dass gerade die falsche Grammatik das Lustige an dem Spruch war. Er würde es sowieso nicht verstehen, denn der Vater hatte nicht sehr viel Sinn für Humor.
    «Nun, keine Antwort ist auch eine Antwort.» Der Vater stellte seine Aktentasche in die Ecke unter der Garderobe, wo er sie jeden Abend hinstellte, zog die Jacke aus und hängte sie ordentlich auf einen Bügel. «Da bin ich ja mal gespannt, ob sich die Intelligenz auch in der Schule bemerkbar gemacht hat. Habt ihr heute nicht eine Arbeit wiederbekommen?»
    «Zwei», antwortete Finn murmelnd.
    «Und?», fragte der Vater lauernd.
    Anstelle einer Antwort ging Finn in sein Zimmer, um die beiden Arbeiten zu holen. Er war den Tränen nahe. Nicht aus Angst vor Schlägen. Sein Vater hatte ihn noch nie geschlagen, und er würde es auch an diesem Abend nicht tun. Das hatte er gar nicht nötig, denn seine Strafen waren viel schlimmer. Sie taten mehr weh als Schläge, und vor allem schmerzten sie erheblich länger. Manchmal wünschte Finn sich, dass sein Vater so wäre wie der von Stevie. Wenn sein bester Freund etwas angestellt hatte, bekam er eine Ohrfeige. Danach nahm sein Vater ihn in den Arm, und die Sache war vergessen. Für immer. Okay, auf Dauer nervten die ewigen Ohrfeigen auch, und Stevie konnte seinen Vater ebenfalls nicht besonders gut leiden. Aber so war esimmer noch besser, als denselben Fehler wochenlang immer wieder vorgehalten zu bekommen!
    Es kam, wie es kommen musste.
    «Ich verstehe das nicht», sagte sein Vater, als er die beiden Arbeiten in den Händen hielt. Er seufzte, schüttelte seinen Kopf und machte ein Gesicht, als hätte Finn ihn persönlich mit den beiden Fünfen beleidigt. «Wie kann so etwas passieren? Du bist doch nicht dumm!»
    Leider war das keine Frage, auf die der Vater eine Antwort erwartete. Finn hätte ihm nämlich einiges dazu erzählen können. Dass der Vater ihm lieber beim Lernen helfen sollte, anstatt ihn immer nur zu kritisieren. Dass er vielleicht nicht so schlau war, wie der Vater immer dachte, aber ganz bestimmt viel schlauer, als der Vater ihn immer machte. Und dass die Eltern ihn auch gern mal «unser Nesthäkchen» nennen könnten, obwohl er der Große war. Oder «unser großes Glück»!
    Finn spürte, dass die Tränen, die er in seinem Zimmer erfolgreich unterdrückt hatte, wieder nach oben steigen wollten. Doch er ließ es auch jetzt nicht zu, dass er weinte. Er kniff die Lippen fest zusammen und ließ stumm das Strafmaß über sich ergehen, gegen das jeder Schwerverbrecher sofort Beschwerde eingelegt hätte. Das Urteil lautete: Einzelhaft, Entzug der persönlichen Vergünstigungen und Zwangstherapie. Im Klartext bedeutete das, dass Finn nicht mit den anderen inder Küche zu Abend essen durfte, sondern allein in sein Zimmer gehen musste. Außerdem bekam er zwei Wochen Fußballverbot, und er musste die Tageszeitung studieren.
    «Eine gute Allgemeinbildung hat noch niemandem geschadet», meinte der Vater und kündigte an, dass er vor dem Schlafengehen kontrollieren würde, was Finn in der Zeitung gelesen und vor allem verstanden hatte.
    Finn schluckte. Dass er allein in seinem Zimmer essen sollte, störte ihn gar nicht so sehr. Im Grunde war er sogar froh, dass er das alberne Getue darum, wie toll die Zwillinge schon essen konnten, nicht miterleben musste. Auch die Zeitung las er sowieso jeden Tag, wenn auch hauptsächlich wegen der Sportseiten. Das Fußballverbot allerdings traf ihn richtig hart.
    «Wieso darf ich denn nicht Fußball spielen?», beklagte er sich. «Andere Eltern wären froh, wenn ihr Kind so viel Sport treiben würde wie ich!»
    «Da kannst du mal sehen, wie unterschiedlich Eltern doch sein können», antwortete sein Vater schnippisch. «Wir
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