Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Furchtlos in High Heels

Furchtlos in High Heels

Titel: Furchtlos in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
Vom Netzwerk:
auf die Wange zu malen, direkt oberhalb des Wangenknochens.
    Ich begrüßte ihn mit gehauchten Küsschen, bevor ich seine Frage beantwortete. „Danas Freund ist Miteigentümer dieses Schuppens.“
    „Hip, Süße!“, rief Marco und stieß Dana mit der Schulter an, bevor er sich wieder zu mir umdrehte. „Aber was ich meinte, war, was tust du hier ? Du weißt schon, … in deinem Zustand ?“, fragte er und flüsterte das letzte Wort, als würde, wenn er es laut aussprach, die Schwangerschaft zu einer ansteckenden Krankheit werden.
    „Ich habe einen Riesenspaß“, zischte ich zurück.
    Er rümpfte die Nase. „Ist das denn erlaubt, wenn man … du weißt schon?“
    „Ich bin schwanger, nicht tot“, entgegnete ich.
    Marco warf ergeben die Hände in die Luft. „Okay, okay, sorry, dass ich gefragt habe.“ Er wandte sich an Dana. „Die Hormone machen sie ein bisschen empfindlich, was?“
    „Wer ist dein Freund?“, fragte Dana und wechselte klugerweise das Thema, bevor sie die hormongesteuerte Frau heute Abend schon wieder von einem ahnungslosen dünnen Lebewesen wegzerren musste.
    Marcos Miene hellte sich sogleich auf. „Das hier“, sagte er und deutete auf den Jungen, „ist Gunnar.“
    Gunnar war groß, blond und braungebrannt, so gebaut, als sei er gerade erst vom Dreh von Baywatch entsprungen.
    „Nett, dich kennenzulernen“, sagte Dana.
    Gunnar schenkte ihr ein breites Grinsen und nickte.
    „Gunnar ist Norweger“, erklärte Marco. „Er spricht kein Wort Englisch. Ist das nicht göttlich?“
    Wieder lächelte Gunnar und nickte.
    Ich nickte zurück und winkte allgemeinverständlich grüßend. „Und er versteht auch kein Englisch?“, wollte ich wissen.
    Marco schüttelte den Kopf und grinste breit. „Kein bisschen. Er ist ein Austauschstudent, der bei deiner Mutter und Fernando untergebracht ist“, erläuterte er. „Sie haben mich gebeten, ihm alles ein bisschen zu zeigen. Manchmal liebe ich meinen Job.“ Er seufzte und betrachtete verträumt Gunnars Bizeps.
    „Es ist nett, dich kennengelernt zu haben, Gunnar“, teilte ich ihm mit, während er mich freundlich-verständnislos anschaute. „Aber ich fürchte, ich muss mich mal rasch frisch machen gehen. Zu viel Cranberry-Saft.“
    Dana blickte auf mein Glas. „Aber du hast doch nur ein paar Schluck gehabt.“
    Jetzt war ich an der Reihe zu seufzen. „Ich weiß. Aber der Klobesuch ist in letzter Zeit eine Art Hobby von mir geworden. Geh du nur tanzen, ich bin gleich wieder da“, sagte ich und ging zur Treppe.
    Es dauerte gut zwanzig Minuten, mir einen Weg zurück durch den überfüllten Club zu bahnen, bevor ich endlich an der Tür ganz hinten ankam, die eine Strichgestalt in einem Kleid zierte. Mein Mekka. Rasch schlüpfte ich hinein. Sogleich drangen verschiedenste Gerüche – Haarspray, Deo und etwas, das etwas weniger aromatisch roch – auf mich ein. Drei junge, ärgerlich dünne und modisch gekleidete – wie ich es früher immer auch gewesen war – Frauen standen vor dem Spiegel und brezelten sich auf. Hinter ihnen gab es zwei weiße Kabinen. Selbst hier war die Musik noch ohrenbetäubend, während ich mich bückte und versuchte unter die Türen zu spähen, auf der Suche nach Schuhen. Wie es das Glück wollte, konnte ich unter der ersten Tür ein Paar Stilettos erkennen neben einem Paar Männerschuhe. Ich hörte ein Stöhnen hinter der Metalltür, und man musste nicht sonderlich viel Phantasie besitzen, um zu erraten, was dahinter vor sich ging. Ich glaube, ich bin sogar rot geworden, während ich zur zweiten Tür weiterging, wo ich die Aktion von eben wiederholte.
    Wieder Schuhe. Dieses Mal schwarze aus Satin mit hohen Absätzen mit Spitzen aus Metall. Großartig. Die Zickentussi war in der zweiten Kabine. Das war ja wieder typisch.
    Ich lehnte mich gegen den Handtrockner, überkreuzte die Beine und wartete. Und wartete.
    Und wartete.
    Nach drei Minuten dachte ich, ich würde gleich explodieren.
    „Äh, sind Sie bald fertig?“, rief ich.
    Keine Antwort.
    „Hier ist eine Schwangere, die gleich platzt“, warnte ich.
    Wieder nichts.
    Ich ging zur Kabinentür, um mit der Faust dagegen zu schlagen, aber sobald meine Hand die Tür berührte, schwang sie auf.
    Und das war das erste Mal seit fünf Monaten, dass das Pinkeln auf Platz zwei auf meiner Rangliste wichtiger Tätigkeiten rutschte.
    Auf dem Klo in der zweiten Kabine saß zusammengesunken das dunkelhaarige Mädchen, mit dem ich vorhin aneinander geraten war. Und obwohl sie nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher